Bora Bora by Nicola: Insel der Superlativen

Nach dem Besuch zweier nicht wirklich bekannter Gesellschaftsinseln, waren wir dazu bereit, uns den “touristischen Overkill” zu geben: Bora Bora, Traum aller frisch verheirateten Paare, weltbekannt für die blaue Farbe der Lagune, die weissen Strände und die Luxushotels mit ihren Überwasserbungalows. Und obwohl man meinen könnte, dass Ferien auf Bora Bora für Normalsterbliche mit weniger als zehn Millionen auf dem Konto nicht finanzierbar sind (eine Übernachtung in einem der Hotels kostet in der Nebensaison für die günstigste Bungalowkategorie, welche nicht einmal Meerblick hat, mindestens 600 Franken plus 150.- pro Person für die Halbpension!), gibt es bei sorgfältiger Recherche und Planung durchaus charmante und bezahlbare Alternativen. Dank dem gehobenen Standard der Insel kann man bei Selbstversorgung ausserdem von dem breiteren Angebot an Lebensmitteln profitieren und sich ein, zwei Mal ein saftiges Rindsfilet in einem der exzellenten Restaurants gönnen.

Unsere Unterkunft war denn auch wieder eine Pension, betrieben von einer polynesischen Grossfamilie (sieben Kinder!) mit eigenem “Zoo” (drei Katzen, ein Hund und viele Hühner), privatem Weckservice morgens um fünf (diese ****** Hähne), gratis Internetzugang und einem tollen Willkommens- (Perle) und Abschiedsgeschenk (Muschelkette). Und weil, wie bereits erwähnt, auch die Mahlzeiten nicht ausschliesslich mehr aus Dosenfutter bestanden (es gab Barilla-Sauce statt Dosenfleisch, kopierter Import-Emmentaler aus Frankreich und sogar einige Früchte), war es nicht so tragisch, dass es die ersten vier Tage unseres Aufenthaltes praktisch ununterbrochen geregnet hat und wir deshalb leider nie an den Strand konnten. Die Vorbereitungen für Südamerika müssen schliesslich auch irgendwann gemacht werden Smiley

Als es am fünften Tag dann aber endlich wieder schön wurde, gab es kein halten mehr und wir fuhren mit den gemieteten Fahrrädern auf der “schönsten Strasse der Welt” (zwei Meter vom Rand der Lagune entfernt, mit perfekt geschwungenen Palmen) zum bisher schönsten Strand auf einer Hauptinsel (diejenigen auf den Motus sind teilweise noch etwas attraktiver), gingen im blausten Wasser schwimmen und schnorcheln und tranken Bier zum bisher schönsten Sonnenuntergang unserer Weltreise. Von so viel Superlative muss man sich natürlich auch erholen und so gönnten wir uns ab und zu einen leckeren Cocktail auf der Terrasse eines der teuren Schuppen, wobei zu erwähnen ist, dass dies sogleich auch der günstigste Weg ist, um an ein Kajak für Ausflüge zum Vorgelagerten Korallengarten zu kommen, da alle konsumierenden Gäste das Material gratis nutzen können, anstatt es zu mieten…

Ebenfalls in die Kategorie “Trinken für ein günstigeres Leben” fällt auch unser letztes Highlight des Bora Bora – Besuchs. Die unbezahlbaren Unterkünfte veranstalten ca. zweimal wöchentlich einen traditionellen polynesischen Abend, an welchem jeweils eine einheimische Tanz- und Musiktruppe aufspielt. Da dieses Ereignis eigentlich exklusiv den Hotelgästen vorbehalten ist, erhält man nur Zutritt, wenn man gleichzeitig einen Tisch für das Dinner-Buffet reserviert. Kostenpunkt: ab 120.- pro Person! Als mittlerweile “Profi-Langzeitreisende” weiss man sich aber selbstverständlich auch in dieser Situation zu helfen: ganz zufällig geht man an besagtem Abend eine gute Stunde vor Beginn in die Hotelbar und bestellt sich einen Cocktail, an welchem man dann gaaaaaaanz langsam nuckelt, um ja sicherzustellen, dass er auch nach einer Stunde noch nicht leer ist. Da man sich ja auch das Hotel per Zufall so ausgewählt hat, dass die Bar direkt neben dem Restaurant liegt, kann man die Show gemütlich vom Tresen aus beobachten. Und das “schlimmste” was einem dann passieren kann ist, dass man von der lustigen Truppe in die Show integriert wird. Beweise findet ihr in Jennys Fotoreport… So geht das! Smiley

Zum Abschluss noch einige Hinweise speziell für Bora Bora:

  • Wie auf allen polynesischen Inseln herrscht hier ein “Hundeproblem” aufgrund mangelnder Kastrationen und verantwortungsloser Besitzer, welche ihre Vierbeiner speziell Abends nicht anleinen. Im Vergleich zu Ra’iatea und Maupiti ist es hier aber ungleich schlimmer, wodurch das Radfahren insbesondere nach Dunkelheit zu einem wahren Spiessrutenlauf verkommt. Möchte man nicht vorzeitig als Hundefutter enden und sich lange Sprinteinlagen mit dem Velo ersparen, sollte man wissen, dass die meisten Restaurants bei Reservation einen kostenlosen Abhol- und Bringservice anbieten.
  • Auf Bora Bora wird Privateigentum (zu) gross geschrieben, was ärgerlicherweise dazu führt, dass teilweise sogar Strandabschnitte illegaler weise (hier zählt französisches Recht) abgezäunt und von einem unfreundlichen Vierbeiner bewacht werden. Da der einzige einfach zugängliche Strandabschnitt aber sehr schön ist, ist dies nur begrenzt tragisch.
  • Thema Übergewicht: Obwohl viele Polynesier viel und ungesund essen, meinen wir natürlich nicht den Leibesumfang… Viel mehr geht es um Gepäcklimiten beim Fliegen. Wo andere polynesische Check-In-Beamte auch bei zwei, drei Kilo zu viel im Rucksack nichts zu beanstanden haben und einen lieber durchwinken, statt die Kasse zu bemühen, ist für Bora Bora die Verrechnung von Übergewichtszuschlägen wahrscheinlich ein wichtiges wirtschaftliches Standbein; anders können wir uns nicht erklären, weshalb man bereits ab den ersten hundert Gramm zur Kasse gebeten wird. Hat man – wie wir – einige Kilo mehr, geht die Abreise ganz schon ins Geld… Deshalb immer noch eine zusätzliche Tragtasche mitnehmen, welche man vor den Adleraugen des Personals am Check-In verbirgt! Sollte dieses doch entdeckt werden, wird es ebenfalls gewogen, verlieren kann man aber nicht.

Maupiti by Nicola: Zurückgeblieben im Paradies

Ra’iatea und Taha’a waren zwar schön, dem Südsee-Klischee haben die beiden Inseln aber nicht unbedingt entsprochen. Da natürlich auch wir in erster Linie einen Abstecher nach französisch Polynesien gemacht haben, um den perfekten Strand mit weissem Sand, elegant geschwungener Palme und türkisblauem Wasser zu finden, heisst unsere nächste Destination Maupiti. Die kleine Insel mit etwas mehr als 1’000 Einwohner gilt als absoluter Geheimtipp unter den sog. “Gesellschaftsinseln” und ist vor allem wegen ihrer fünf wunderschönen Motus (kleine Wiederholung vom letzten Mal: ein Motu ist ein kleines Inselchen auf dem ringförmigen Riff rund um die Lagune und besteht grösstenteils aus Korallen) bekannt. Das Erste sieht man schon bei der Landung in seiner vollen Pracht: beim Anflug von oben und nach der Landung bei der Gepäckausgabe. Überhaupt haben wir den Flughafen von Maupiti als den schönsten und einer der spektakulärsten bisher empfunden: da er auf einem Motu liegt, ist die Landepiste so kurz, dass das Flugzeug auch bei schönem Wetter nur unter Einsatz einer Vollbremsung rechtzeitig zum stehen kommt; bei schlechtem Wetter kann die Insel gar nicht angeflogen werden. Ausserdem besteht die “Ankunft- und Abflughalle” aus einem überdachten Viereck mit improvisierter Gepäckausgabe, einer Toilette und zwei Schaltern. Und selbstverständlich liegt das Ganze direkt an der türkisfarbenen Lagune! Entsprechend anders gestaltet sich auch der “Flughafentransfer” zum Hauptort der Insel. Wo in anderen Ländern bzw. auf anderen Inseln der öffentliche Bus verkehrt, setzt man hier mit einem Motorboot über, auf welchem – abgesehen von den Touristen – jeweils auch das gesamte Flughafenpersonal (zwei Schalterangestellte, zwei “Gepäckverlader” und ein Feuerwehrmann) mitfährt, da sowieso nur alle drei Tage ein Flugzeug fliegt…

Im einzigen Dorf der Insel angekommen, wurden wir vom Ehemann der Hostelbetreiberin abgeholt und in unsere Unterkunft gebracht. Dort wurde uns dann noch der einzige andere Gast vorgestellt: eine ehemalige Langzeitreisende, welche nach sieben Jahren unterwegs in Maupiti hängen geblieben ist und nun bereits seit acht Jahren alle wichtigen (und unwichtigen) News von Maupiti für die einzige Zeitung in Polynesien zusammenträgt. Da sie sich in der Pension anscheinend sehr wohlfühlt, wohnt sie auch heute noch dort, wobei “hausen” wahrscheinlich der treffendere Begriff wäre, da in ihrem Zimmer und der eigenen kleinen Küche ein heilloses Chaos herrscht. Bei der ersten Besichtigung unseres Zimmers dann die nächste Überraschung: direkt vor dem Fenster liegen die verstorbenen Familienmitglieder unter der Erde. Sorgt zwar bei entsprechender Windrichtung für etwas Mief, dafür hat man aber keine lärmenden Nachbarn Smiley (leider schreien diese auch nicht, wenn ein Einbrecher sein Glück am Fenster versucht; so geschehen am zweiten Abend! Zum Glück waren wir noch wach und konnten ihn mit Rufen schnell in die Flucht schlagen…)

Unser erster Gang nach Deponierung der Rucksäcke führte uns natürlich in einen von zwei Dorfläden (da hier jeder geöffnet zu haben scheint, wann er möchte, ist es oft reine Glückssache, ob man vor geschlossenen Toren steht oder nicht), wo wir zu unserem grössten Entsetzen feststellen mussten, dass das Sortiment in Ra’iatea verglichen mit hier geradezu als erschlagend bezeichnet werden kann: abgesehen von Dosenkarotten und –mais, Instantkaffee, Reis, Nudeln und Cola, gabs nichts zu kaufen! Zwar sollten wir bereits am nächsten Tag den Grund für die nicht vorhandene Auswahl kennen – das Versorgungsschiff, welches nur einmal im Monat anlegt, hat eine Woche Verspätung!!! – von frischer oder gar gesunder Ernährung konnte aber weiterhin keine Rede sein. Das Problem wird zusätzlich noch durch die Tatsache verschärft, dass die Einheimischen wahrscheinlich zu einem Viertel von Hamstern abstammen: anders lässt sich nämlich nicht erklären, weshalb die gut gefüllten Regale zwei Tage nach erfolgter Warenlieferung bereits wieder leer und die Baguettes beim Bäcker bereits morgens um 9 Uhr ausverkauft waren. Wenigstens wissen wir jetzt, dass in den durchschnittlich fünf Kühltruhen pro Haushalt nicht die Überbleibsel letzten Touristen “zwischengelagert” werden.

Die Mangelernährung, welche langfristig unausweichlich ist, könnte zusammen mit der sicherlich weit verbreiteten Inzucht, dem Konsum von “horizonterweiternden Stoffen” (werden direkt hier angebaut) und der erhöhten atomaren Belastung der Umwelt (die Franzosen haben bis 1997 Polynesien zum Test von Kernwaffen genutzt, streiten bis heute aber jegliche Schuld ab) auch eine Erklärung dafür bieten, weshalb die Leute hier alle etwas “verlangsamt” sind und geistigen Halt in einer der zahlreichen Freikirchen (für die 1’200 Einwohner gibt es neben Katholiken und Protestanten noch sechs weitere Institutionen) suchen, welche oft von ausgewanderten Europäern geführt werden. Speziell diese Tatsache ist es leider auch zu verdanken, dass die ursprüngliche polynesische Kultur auf Maupiti – im Unterschied zu Ra’iatea und Taha’a – praktisch nicht mehr gelebt wird.

Was uns ein weiteres Mal erstaunt hat, ist die Tatsache, dass man trotz tropischem Klima mit viel Regen (praktisch jede Nacht, zweimal sogar am Tag) im Supermarkt so gut wie nie frische Früchte kaufen konnte, da die Leute zwar Bananen, Mangos, Guava und Papaya selbst anbauen, in der Regel aber auch alles selbst konsumieren und nur eventuelle Überschüsse direkt an der Strasse verkaufen. Und so gabs halt die tägliche Dosis an Vitaminen einmal mehr in Form von Kapseln…

Hitze, Feuchtigkeit, Einbrecher, Mücken, schlechtes Essen, etc. Sollte man denn Maupiti überhaupt besuchen? Ja doch, unbedingt! Alleine der Besuch der Motus entschädigt einen für viele Mühseligkeiten. Zwar gibt es auf der Hauptinsel selbst auch einen Strand, dieser verblasst aber komplett gegenüber dem “Motu-Feuerwerk”: Postkartenstrände und –wasser, Stachel- und Mantarochen direkt vor dem Ufer (Letztere sieht man leider nur bei klarem Wasser, da sie sich in einer tiefe von acht Metern aufhalten) und die Möglichkeit, mit einem gemieteten Kajak bis zum äussersten Korallenring vorzustossen, lassen einen Blutsauger, Dosenfrass und dumme Menschen schnell vergessen. Und wenn man besonderes Glück hat, wird man von den Vermietern des Kajaks noch zur Degustation der exklusiven Guava-Konfitüre aus Eigenproduktion eingeladen! Obendrauf gibts dann noch gratis einen zünftigen Sonnenbrand, welcher einen auch drei Tage später noch an die grandiosen Erlebnisse erinnert. Ebenfalls ins Gedächtnis brennt sich auch die Besteigung des knapp 400 Meter hohen Felsklotzes im Zentrum der Insel: selbst wir als gestandene Bezwinger des Mount Kinabalu (man erinnere sich an dessen Höhe von knapp 5’000 Metern) haben 15 lausige Meter vor dem “Gipfel” kapituliert. Denn was sich einfach anhört, hat es gehörig in sich: steile Aufstiege über nahezu nicht erkennbare Dschungelpfade wechseln sich mit halsbrecherischen Kletterpartien ab, welche an einigen Punkten so gefährlich sind, dass Seile montiert wurden, um sich provisorisch daran abzusichern. Leider muss man gerade auf den letzten 20 Metern komplett auf diese Hilfe verzichten, obwohl es gerade da speziell nötig wäre… Für passionierte Freeclimber wahrscheinlich ein Klacks, für uns den Weg ins (weit, weit entfernte) Spital nicht wert. Gute Panorama-Ausblicke gab es zum Glück aber schon von unterwegs!

Fazit für Maupiti: wer genügend Mückenspray und Sonnencreme mit hat, sich aus der Studentenzeit noch an Dosenfutter gewohnt ist und sich weder vor Toten noch Einbrechern fürchtet, dem sei die kleine Insel vorbehaltlos empfohlen. Zur Belohnung gibts abschliessend übrigens noch eine Blumenkette, bevor man vom Boot zurückgebracht wird zum schönsten Flughafen der Welt.

Ra’iatea & Taha’a by Nicola: Zurück in Frankreich, aber doch am anderen Ende der Welt

Nach etwas mehr als vier Wochen durften wir endlich, endlich das Land der legalen Abzocker und suizidgefährdeten Tiere verlassen… Auf Nimmerwiedersehen Australien, Südsee wir kommen! Smiley Zwischen Hölle und vermeintlichem Paradies lagen dann aber trotzdem noch drei Flüge von Sydney nach Brisbane, Auckland und schliesslich Papeete, der Hauptstadt von französisch Polynesien auf der Insel Tahiti. Der letzte der drei Flüge hat uns dann aber schon einmal auf das eingestellt, was uns erwarten würde: Stewardessen mit hübschen “Hawaii-Kleidchen” verteilten bereits am Eingang zum Flugzeug schöne und stark duftende Blumen. Und das Beste: trotz einem intensiven Reisetag haben wir keine Zeit verloren, sondern sind sogar noch angekommen, bevor wir abgeflogen sind Smiley Ihr denkt nun, dass uns Australien an den Abgrund des Wahnsinns getrieben hat??? Obwohl diese Möglichkeit nicht unbedingt abwegig ist, trifft sie nicht zu. Wir haben ganz einfach die internationale Datumsgrenze überquert und durften unsere Uhren um 24 Stunden zurückdrehen…

Die Einreise in den Inselstaat hielt auch sonst noch so einige Überraschungen bereit: Erstens spielt in der Ankunftshalle eine polynesische Band eine hübsche Willkommensballade, zu welcher eine einheimische Tänzerin elegant die Hüften kreisen lässt (nicht so eine grosse Überraschung, denn eigentlich hatten wir erwartet, dass man noch eine Blumenkette umgehängt erhält; diese “Tradition” scheint aber nur tagsüber Geltung zu haben und nicht, wenn man mit dem letzten Flug landet Trauriges Smiley) und zweitens hätte es zur Einreise zum ersten Mal auf unserer Weltreises keinen Pass benötigt, da französisch Polynesien de facto auch heute noch zu Frankreich und damit zur EU gehört. Es lebe die Personenfreizügigkeit am anderen Ende der Welt Smiley Nachteil an der Geschichte: einen Einreisestempel gabs entsprechend auch nicht…

Nach einer kurzen Nacht im Flughafenhotel von Tahiti und unserem ersten “französischen” Frühstück mit Baguette, kam zum ersten Mal unser gebuchter “Air-Pass” zum Zug: Dabei handelt es sich um ein Flugticket, welches einem den Besuch aller polynesischen Inseln zum fixen Pauschalpreis ermöglicht. Wenn man bedenkt, dass die Schifffahrt hier als sehr unzuverlässig gilt (eine Verspätung von einer Woche ist durchaus üblich) und gewisse Inseln sowieso nur einmal im Monat angefahren werden, die schnellste und günstigste Alternative. Ob fliegen auch die sicherste Option ist, haben wir nach dem ersten Flug, welcher uns von Tahiti via Bora Bora nach Ra’iatea gebracht hat, ernsthaft angezweifelt, da wir auf der gesamten Reise noch nie solche Luftlöcher und Turbulenzen hatten. Aber wahrscheinlich lag es am miesen Wetter, da es den ganzen Tag teilweise heftig geregnet hat.

Ra’iatea ist die Hauptinsel der sog. “Gesellschaftsinseln” und diejenige, mit der zweitgrössten Bevölkerung (rund 12’000 Einwohner). Abgesehen von der “Hauptstadt” Uturoa, welche aus drei Supermärkten, zwei Tankstellen, einer Post, einem Spital und einem Gefängnis besteht und über ganze drei (!!!), parallel zueinander verlaufende Strassen verfügt, leben die Menschen an einem einzigen, die Insel komplett umrundenden “Highway” (kommt einem zumindest so vor, bei dem Tempo, mit welchem die Einheimischen hier entlang brausen…). Daraus ergeben sich extrem langgezogene Dörfer und es scheint deshalb keine Seltenheit zu sein, dass man für den täglichen Einkauf im “Supermarkt” drei bis fünf Kilometer zurücklegen muss. Was für den auto- bzw. rollerfahrenden Polynesier kein Thema ist (die wenigen wahnsinnigen Leute, welche zu Fuss gehen oder mit dem Fahrrad unterwegs sind, scheinen fast ausnahmslos Touristen zu sein), gestaltet sich für uns als “Rucksacktouristen”, welche sich aufgrund des Preisniveaus dazu entschieden haben, Selbstversorger zu werden, d.h. selbst zu kochen, teilweise etwas mühsam, da wir uns nicht jeden Tag Fahrräder zum Preis von 15 Franken pro Stück leisten wollen… In Indien oder Indonesien hätten wir für dieses Geld einen Rolls-Royce inklusive Fahrer gekriegt Smiley

Im Laden dann der Schock: Das einzig frische hier scheinen die Insekten zu sein, welche die ungekühlten Regale unsicher machen. Dafür gibt es hier alles, ja wirklich alles in Dosen: von der Milch bis zum Rindfleisch erhält man, was das Herz begehrt… Leider taugt insbesondere das Dosenfleisch höchstens als Katzenfutter. Da ist man doch froh, wenn zumindest einige Artikel für das Frühstück direkt aus Frankreich importiert werden: es gibt Baguette, “La Vache qui rit” oder Baby Bell, um nur einige zu nennen. Leider ist Dosenfutter nicht nur scheusslich, sondern auch schwer und so haben wir natürlich nicht abgelehnt, als uns ein netter Einheimischer auf dem Rückweg mitgenommen und bis zu unserer “Luxus-Unterkunft” (eigenes Bungalow mit Bad und Küche zu einem Preis, für welchen wir auf anderen Inseln höchstens eine kleine Besenkammer kriegen) gefahren hat.

Weil Ra’iatea nicht aufgebaut ist, wie die “typische” Gesellschaftsinsel in franz. Polynesien (eine fruchtbare Hauptinsel, umgeben von einer Lagune, welche zum Ozean hin durch ein ringförmiges Korallenriff begrenzt ist, welches so hoch “gewachsen” ist, dass teilweise richtige kleine Inselchen – “Motus” genannt – entstanden sind), sondern sich die Lagune mit der Schwesterinsel Taha’a teilt und auch eher für ihre Blumen als Strände bekannt ist, weicht auch das “Sightseeing-Programm” von der Klischeevorstellung (Sonne, Strand und Cocktails) ab: wir haben an einem Tag ein Auto gemietet (ist hier günstiger, als einen Roller auszuleihen) und die Insel auf der 98 Kilometer langen Strasse umrundet. Dabei konnten wir nicht nur unsere Vorräte an herrlichem Dosenfrass auffrischen, sondern auch diverse “Maraes” (Steinhaufen, welche vor der Zeit der Freikirchen angeblich einmal religiöse Bedeutung hatten) besichtigen.

Weil uns das Gesehene nicht wirklich aus den Socken gehauen hat, haben wir dann am nächsten Tag doch noch einen Roller gemietet; allerdings auf der Nachbarinsel Taha’a, welche für ihre Vanille-Plantagen bekannt ist. Entsprechend haben auch wir uns eine solche Farm angeschaut und den Ausführungen des Besitzers – einem dänischen Auswanderer – bezüglich den vielfältigen Einsatzmöglichkeiten von Vanille (Gebäcke, Zucker, Tee, Kaffee, Schnäpse, Konfitüren, etc.) gelauscht. Dieser hat nach 15 Dienstjahren in der französischen Fremdenlegion sein Gewehr gegen Spaten, Saatgut und polynesische Frau eingetauscht Smiley Das Beziehungsmodell “westlicher Mann und polynesische Frau” ist übrigens auf allen Inseln relativ häufig anzutreffen (umgekehrt in seltenen Fällen auch), wobei aber auffällig ist, dass die Westler immer eher eine dubiose Vergangenheit haben. Südsee = Versteck für Ex-Verbrecher? Vielleicht schon… Den schönen Tag liessen wir an einem lauschigen “Bilderbuch-Strändchen” inklusive gekrümmter Palme, welche ins Meer ragt, ausklingen, bevor wir den Roller seinem südafrikanischen Besitzer zurückbrachten.

Dank viel Wetterglück (angeblich hatte es die letzten zwei Monate praktisch dauernd geregnet) konnten wir am letzten Tag auf Ra’iatea wie geplant noch den höchsten “Berg” (ganze 280 Meter) besteigen, von dessen Gipfel man einen herrlichen Ausblick über das gesamte Atoll (Inseln, Lagune und Motus) hat. Aber seht euch doch selbst die Fotos an… und werdet neidisch Smiley

Great Ocean Road & Melbourne by Nicola: Da ist nicht nur guter Rat teuer

Wieder zurück auf dem Festland, setzten wir unseren Weg in Richtung der angeblich schönsten Küstenstrasse Australiens, der sog. “Great Ocean Road” fort. Unterwegs wollten wir noch dem Coorong National Park einen Besuch abstatten, da wir bei unserer Recherche im Internet auf die vielversprechende Aussicht gestossen waren, dass wir mit unserem Allrad-Mönsterchen auf einem Strandabschnitt bzw. in einem Stück ausgetrockneter Lagune ein bisschen im Sand wühlen könnten. Das wollten wir uns natürlich nicht entgehen lassen Smiley. Und so durchkreuzten wir, geführt von einem grottenschlechten Reiseführer (es handelt sich um die australische Ausgabe der “Reisebibel”), nicht vorhandener bzw. irreführender Strassenbeschilderung und einem GPS-Gerät, welches aufgrund seines fortgeschrittenen Alters die Hälfte der aktuellen Strassen nicht erkannte (eine weitere Frechheit der Autovermietung, da wir für das Gerät natürlich extra bezahlen mussten!) den Nationalpark, ohne das Gesuchte zu finden. Bei Einbruch der Dämmerung wollten wir schon resigniert aufgeben, als uns ein glücklicher Zufall auf eine Offroad-Piste führte, welche uns aufgrund ihres abenteuerlichen Aussehens reizte. Und wer hätte es gedacht: am Ende der Piste lag ein ausgetrockneter Salzsee vor unseren Rädern; ganz ohne andere Touristen und suizidgefährdete Kängurus Smiley Und das Beste: auf der anderen Seite angekommen, fanden wir einen wunderschönen und menschenleeren Zeltplatz vor, auf dem wir uns für die Nacht häuslich einrichteten.

Nach einem herzhaften Frühstück und einer kurzen Erfrischung unter unserer Solardusche (eigentlich nur ein schwarzer Sack mit Schlauch, in welchem sich Wasser schnell erwärmt) gings dann weiter in Richtung Great Ocean Road, wobei uns zwei Abstecher noch zu den “Naracoorte Caves” – unterirdische Höhlen mit zahlreichen Stalaktiten und –miten – und dem Blue Lake – einem Kratersee eines erloschenen Vulkans, welcher wegen seiner unvergleichlichen Blaufärbung bekannt ist – führten. Kurz vor Einbruch der Dämmerung erreichten wir dann den Beginn der bekannten Küstenstrasse. Weil wir die ungewöhnlichen Felsformationen, für welche diese Strecke berühmt ist, bei gutem Licht sehen wollten, beschlossen wir, den nächstgelegenen Campingplatz aufzususchen und unseren Road Trip am nächsten Tag fortzusetzen. Statt einem gemütlichen Plätzchen gabs aber den nächsten “australischen Preisschock”: obwohl völlig unterbelegt, wollten die Halsabschneider des ersten Campingplatzes für einen Stellplatz ohne Strom und mit lausigen sanitären Anlagen ganze 40 Dollar! Den Vogel abgeschossen haben anschliessend aber die Verbrecher, welche sich Eigentümer des zweiten Campings nennen: eine Übernachtung würde bei ihnen mit unfassbaren 65 Dollar zu Buche schlagen! Wir kennen kein Land, in welchem man ein Stück Rasen mit Steckdose, Wasserhahn und dem Recht, sich auf raststätten-ähnlichen Toiletten zu erleichtern, zu Preisen eines Dreisternehotels vermieten kann! Von so viel Frechheit verärgert, beschlossen wir, ein “Hardcore-Sightseeing-Programm” zu absolvieren, bei welchem selbst ein hartgesottener chinesischer Gruppentourist Angstzustände erhalten würde: die “London Bridge” (eine natürliche Steinbrücke über den Ozean), “the Arch” (Felsbogen) und die “Apostel” (bekannteste Steinformation auf der Strecke) sollten bis zum Sonnenuntergang – welcher noch geschätzte 50 Minuten entfernt war – besichtigt werden. Entsprechend war die folgende Stunde geprägt von quietschenden Reifen, Sprinteinlagen und ängstlich zur Seite springenden Gruppentouristen. Aber wir haben es geschafft; und insbesondere der Sonnenuntergang bei den Aposteln war sensationell und gilt – wenn man die vielen Leute berücksichtigt, welche dort teilweise wahrscheinlich schon seit vielen Stunden auf das Ereignis zu warten schienen – als DAS Highlight der Great Ocean Road. Sollten wir eines Tages einmal keinen Job finden, würde uns sicherlich jedes chinesische Reiseunternehmen mit Handkuss zu Tourguides machen Smiley

Schliesslich fanden wir auch noch einen Platz zum Übernachten, bei welchem der Geldbeutel nur mässig strapaziert wurde und wir konnten unsere Reise am nächsten Tag gut erholt fortsetzen. Geplant war eigentlich, dass wir die Great Ocean Road zu Ende fahren und bis am Abend in Melbourne eintreffen. Weil uns die verbleibenden “Attraktionen” der Küstenstrasse aber ein weiteres Mal durch eine unverschämte Preispolitik vergraulten (die Abzocker wollten 18 Dollar pro Person für eine fünfminütige Besichtigung eines Leuchtturms; Benutzung der Toilette kostete extra…) und sich die Gelegenheit bot, im Landesinneren ganz in der Nähe den südaustralischen Dschungel mit seinen bis zu 50 Metern hohen Bäumen von einem sog. “Canopy-Walk” zu erkunden, kehrten wir der völlig überfüllten Küste den Rücken. Und der Spaziergang durch den Urwald auf einem schmalen Gehsteg aus Stahl in 20 bis 50 Metern Höhe hat sich gelohnt! Die Aussicht und das Bauchkribbeln trotz nichtvorhandener Höhenangst waren gewaltig.

Nicht so gewaltig hingegen war Melbourne. Die ach so viel gelobte Stadt ist eigentlich nur eine weitere Spielwiese der australischen Abzocke: die einfache Fahrt mit dem Tram in die Stadt kostet 8 Franken (kein Wunder, haben die Australier ein so grosses Ozonloch), das Bier in der Bar kostet 10 Franken (wohlbemerkt bei Selbstbedienung) und das Museum für moderne Kunst ist eine wirre Ansammlung von sinnlosen Werken, welche sich Kunst schimpfen. Oder was hat ein Endlosvideo, welches einen Mann zeigt, der mit Krücken eine Treppe hochläuft, mit Kunst zu tun? Nun, zwei Vorteile hatte das Museum: es war kostenlos und nach kurzer Zeit ist man wieder draussen Smiley Die Architektur in gewissen Vierteln ist zwar durchaus ansehnlich, tröstet aber über die restlichen Punkte nicht hinweg… Und das einzige Ereignis, welches unsere Laune dank eines Landsmanns hätte aufbessern können (das Halbfinale des Australian Opens), war vollkommen ausverkauft. Nun gut, im Nachhinein betrachtet hätte wohl auch dieser Event nicht für Freude gesorgt Smiley

Entsprechend froh waren wir am nächsten Tag darüber, raus aus der Stadt und in die Natur zu kommen. Denn wir wollten die “Parade” der Zwergpinguine auf der nahegelegenen “Philip Island” verfolgen. Da aber dummerweise australischer Nationalfeiertag war (von dem wir leider nicht mitbekommen hatten, dass er an diesem Tag ist), war ganz Melbourne unterwegs in Richtung nahegelegenen Küstenorte. Zum ersten Mal waren wir entsprechend nicht undankbar, dass man die schweineteuren Campingplätze in der Regel bis spätestens um 10:00 morgens verlassen haben musste (als ob so ein Teil geputzt werden müsste, wie ein Hotelzimmer…). Trotz Stau waren wir dann aber viel zu früh und mussten an der windigen Küste noch rund vier Stunden auf das Erscheinen der nur 25 Zentimeter grossen Pinguine warten. Diese verlassen am Morgen früh ihre Nester und den Nachwuchs um zu fischen und kehren erst mit der abendlichen Flut zurück. Da sie bei ihrer Rückkehr nicht nur von hunderten Schaulustigen, sondern mindestens auch genau so vielen Möwen erwartet und bedrängt werden (die Vögel wissen, wann es Futter ohne Aufwand gibt), ist das Spektakel nach etwa 10 Minuten schon wieder vorbei. Am spassigsten war für uns deshalb die Rückkehr zum Parkplatz, da man die kleinen Tierchen vom Weg aus noch einmal herrlich beobachten kann. Weil während dieser Jahreszeit auch gerade Fortpflanzung angesagt ist, kamen wir in den Genuss der Beobachtung von so manchem (lautstarken) Schäferstündchen Smiley Da Fotografieren übrigens die gesamte Zeit über strengstens verboten ist und die Ranger eifersüchtig über die Einhaltung dieser Regel wachen, können wir euch aber leider keine erotischen Pinguinfotos oder –filme bieten Smiley 

Um bis zum nächsten Abend in Sydney zu sein, fuhren wir nach einer kleinen Stärkung bei “Macca’s” – so nennt sich MacDonalds in Australien, wobei wir aufgrund des extrem langsamen und unfähigen Services (wir warteten geschlagene 14 Minuten auf einen Burger) MacAss als passender empfinden würden – bis weit in die Nacht hinein, inklusive mitternächtlicher Durchquerung von Melbourne, vollgestopft mit sturzbetrunkenen und lebensmüden Aussies, welche ohne Vorwarnung und bei Rot plötzlich auf die Strasse hüpfen…Mmhhh…Vielleicht sind Kängurus ja nur betrunkene Australier in einem Pelzkostüm???

Kangaroo Island by Nicola: So muss Australien sein!

Nach dem ganzen Ärger mit der grossen Beutelratte und unserem Camper hatten wir keine Lust und Energie, Adelaide zu erkunden. Wir beschlossen stattdessen, die zwei Tage auf unserem Luxuscampingplatz am Strand bei gutem Essen und Wein zu verbringen, sowie das verlorene Handy inkl. australischer SIM-Karte zu ersetzen. Abgesehen von einem kleinen Intermezzo beim Kauf der Telefonkarte (der erste Laden jubelte uns eine SIM-Karte unter, welche seit zwei Jahren abgelaufen war!), eine ruhige und gemütliche Sache.

Frohen Mutes und mit neuer Motivation setzten wir daraufhin unseren Weg fort. Unser nächstes Ziel: Kangaroo Island, eine kleinere Insel (145 km x 56 km) vor der Südküste Australiens. Dank der Isolation vom Festland, einem gemässigten Klima (Durchschnittstemperaturen zwischen 13 und 25 Grad) und der Tatsache, dass mehr als ein Drittel der gesamten Inselfläche unter Naturschutz steht, ist eine grosse Vielfalt an ursprünglicher Flora und Fauna erhalten geblieben, welche innerhalb weniger gefahrener Kilometer komplett verschieden sein kann. Entsprechend nutzen wir einen Grossteil der uns zur Verfügung stehenden Zeit auf dem Eiland dazu, die rauen, beeindruckenden Steilküsten mit ihren Leuchttürmen und den, auf unserer Weltreise bisher schönsten Stränden zu bewundern, die Seelöwen und –hunde beim Chillen zu beobachten (typische Australier eben Smiley), an einem einsamen Strand zu campen und am Morgen von Pelikanen geweckt zu werden und den Koalas beim “abhängen” zuzuschauen. Ausserdem sind wir in der “Little Sahara” (heisst wirklich so) auf die höchste Düne geklettert und haben uns bei den “remarkable Rocks” für ein Foto in Szene gesetzt. Von den Namensgebern der Insel ist uns übrigens fast keiner begegnet. Darüber sind wir aber nicht weiter traurig, wollen wir doch ein weiteres Massaker verhindern Smiley

Summa summarum ein kleines und extrem abwechslungsreiches Paradies, welches wir wärmstens empfehlen können! Der einzige Negativpunkt: Hin- und Rückfahrt mit dem einzigen Fähranbieter kostet umgerechnet knapp 400 Franken! Mit einem kleinen Trick kann man diese Unkosten aber um gut 70 Franken drücken und kriegt obendrein noch eine Übernachtung auf einem Campingplatz geschenkt. Und wie geht das? Einfach beim Kauf des Fährtickets noch gleich eine Übernachtung mitbestellen.

Outback by Nicola: Gib uns das Handy zurück oder wir fahren dich platt

Die Tür des Fliegers geht auf und…das Zentrum Australiens kippt uns aus den Latschen. Nicht etwa der Schönheit wegen – Alice Springs ist nun wirklich nicht the Place to be – sondern wegen den gefühlten 50 Grad, welche einem kräftig um die Ohren geblasen werden. Sommer im Herzen des roten Kontinents bedeutet also wirklich trockene Hitze, begleitet von starken Winden! Wenigstens ist der Bus, welcher uns zur Autovermietung bringt, ganz angenehm klimatisiert. Die Vorfreude auf unsere Wohnung auf vier Rädern lässt uns ausserdem die Hitze schnell vergessen.

Nachdem wir eine knappe Stunde lang durch so ziemlich jede Ecke des kleinen Örtchens gegurkt sind, um die anderen Touristen bei ihren Hotels auszuladen (was tun die hier am Ar*** der Welt in einem Hotel?), können wir unser “Mönsterchen” zum ersten Mal von weitem begutachten: ein Toyota Hilux 3.0 in der Pickup-Variante bildet die Basis unseres Zuhause für die nächsten drei Wochen. Im Inneren des Aufbaus auf der Ladefläche des waschechten 4×4’s mit gut 200 Pferdestärken, finden dank einem ausgeklügelten System eine vollausgestattete Küche mit Herd, Kühlschrank, Waschbecken und genügend Sitzgelegenheiten für zwei, eine Klimaanlage / Heizung, sowie ein Bett mit 2 x 1.8 Metern Platz. Gasflaschen, Wasser- und Benzintanks, sowie Werkzeuge und die Kabel zum Laden der internen Batterie (speist Kühlschrank und Klimaanlage), sind in Kästchen in der Fahrzeugwand untergebracht. Und für die Sicherheit im Notfall sorgt ein GPS-Sender, welcher bei Aktivierung die Hilfskräfte auf den Plan ruft (im Outback sehr wichtig, da Tankstellen, Wasserlöcher oder auch schon nur die nächste Telefonantenne Tagesfahrten voneinander entfernt liegen können).

Bis zur näheren Inspektion müssen wir dann aber noch einen 20-minütigen Einführungsfilm, viel Papierkram, sowie eine Instruktion des alten Chillers von der Autovermietung (als wir eintreffen, schläft er im Hinterzimmer) über uns ergehen lassen. Die Kreditkartengebühren für das Depot (nicht die Zahlung selbst!!!) sind horrend (knapp 150 Dollar, welche selbstverständlich am Ende nicht zurückgezahlt werden) und das Wägelchen nicht mehr das Jüngste (142’000 Kilometer). Da wir aber endlich los wollen, weil wir uns in Alice Springs ja noch mit allem Lebensnotwendigem eindecken möchten, nehmen wir nicht jedes Kästchen und jede Schraube unter die Lupe, was sich später als grosser Fehler herausstellen sollte. Wahrscheinlich haben wir uns aber auch von den beruhigenden Worten des “Instruktors” einlullen lassen (“bei uns läuft es nicht wie in Amerika! Sondern ganz easy! No worries, mate!”). Weil es sich an diesem Nachmittag aufgrund der fortgeschrittenen Tageszeit nicht mehr lohnt, die erst Teilstrecke in Angriff zu nehmen, nutzen wir die Zeit für den oben erwähnten Grosseinkauf und die Gewöhnung an das Fahrverhalten unseres Panzers (zumindest fährt er sich mit seinen 5.3 x 2 x 2.3 Metern so…).

Beweisen darf sich unser Gefährt dann aber am nächsten Tag, nach einer extrem heissen Nacht, in welcher es sogar Regen gab: in den “Western Macdonell Ranges” wollen wir uns die “Simpsons Gap” (Schlucht), “Standley Chasm” (ebenfalls eine Schlucht), sowie den “Finke Gorge Nationalpark” anschauen, wobei insbesondere Letzterer nur mit einem richtigen Geländewagen befahren werden kann. Der Wagen hält sich gut und die Sehenswürdigkeiten sind schneller abgeklappert, als gedacht. Deswegen beschliessen wir, noch am selben Abend die Strecke bis zum “Kings Canyon”, unserem nächsten Ziel, zu bewältigen. Die 300 Kilometer Staubpiste mit Tankstopp in Hermannsburg (ein Liter Diesel kostet hier das Vermögen von 2.2 Dollar!) haben wir bis zur Dämmerung denn auch geschafft und unterwegs einen ersten Eindruck von der unglaublichen Tiervielfalt Australiens erhalten (Kamele, Pferde, Dingos, diverse Vögel). Die Ernüchterung folgte dann aber bei der angepeilten Raststätte / Campingplatz. Diese war aufgrund eines Buschfeuers geschlossen und man riet uns, es doch bei der nächsten Gelegenheit einige Kilometer weiter zu versuchen. Auf der Fahrt dorthin wuchs in uns jedoch die Überzeugung, dass die Situation auch dort nicht anders sein wird, denn überall schwelten noch kleinere Brände. Unsere Befürchtungen bewahrheiteten sich dann auch und jede Ortschaft unterwegs war evakuiert worden und verlassen. Da es australische Behörden aber anscheinend nicht für nötig halten, Strassen zu sperren oder sonstwie zu informieren (für die Benutzung der oben erwähnten Staubpiste war eine spezielle Lizenz nötig, welche man in einem staatlichen Büro abholen musste; aber auch dort hat uns niemand über die Brände informiert), liessen wir den Kings Canyon links liegen und fuhren bis in den späten Abend hinein weiter. Und bei Eintritt der Dunkelheit ist es dann geschehen: wir sichteten “unser” erstes Känguru. Da die lebensmüden Tiere anscheinend nur nachts ihre Suizidversuche auf den Strassen praktizieren, sieht man sie tagsüber praktisch nie. Nachts springen sie einem dafür vor die Motorhaube oder stehen bereits auf der Strasse. Von den Hopplern fasziniert, hielten wir denn auch immer wieder an, um ein Foto zu schiessen. Und wahrscheinlich haben wir auch in einem dieser Momente eines unserer Handys verloren, weil es aus dem Wagen viel…als wir später den Verlust bemerkten und zurückfuhren, war aber nichts mehr vorzufinden, was die Vermutung nahe legt, dass die grossen Beutelratten nicht nur des Lebens überdrüssig, sondern auch geborene Kleptomanen sind Smiley (wir sind während sieben Stunden keinem einzigen anderen Autolenker begegnet, wodurch das Auffinden des Telefons durch einen anderen Menschen fast ausgeschlossen werden kann).

Unser zweiter “Wüstentag” stand ganz im Zeichen des “grossen roten Felsblocks”, dem Uluru oder auch Ayers Rock genannt. Dieser ist zweifellos beeindruckend und einen Besuch wert, wobei man aber unbedingt auch den Kata-Tjutas oder “Olgas” genügend Aufmerksamkeit schenken sollte, da diese fast noch faszinierender sind. Allerdings sollte man sich auf horrende Eintrittspreise (25 Dollar pro Person) und – zumindest im Sommer – auf Temperaturen wie im Backofen gefasst machen. Als wir dort waren, erreichte das Thermometer fast 55 Grad! Doch Abkühlung und Feierabendbierchen sollten auch an diesem Abend länger auf sich warten lassen, als geplant…der angepeilte Campingplatz war inzwischen nämlich bankrott Smiley

Weil wir endlich einmal noch bei Tageslicht ankommen und kochen wollten, hiess es am nächsten Morgen deshalb, früh aufzustehen und loszufahren. Tagesziel war ein Campingplatz in Mitten der “Painted Desert”, einer wunderschönen Wüste mit den verschiedensten Farbtönen, welche nur mit Geländewagen befahrbar ist. Weil wir uns dank einer unfähigen Tankstellenangestellten aber etwas verfuhren (die gute Frau wusste nicht einmal, wo die Strasse neben ihrer Zapfsäule hinführt), kamen wir in der Wüste zwar in den Genuss eines farbenprächtigen Sonnenuntergangs, den Camping in der Wüste haben wir natürlich aber erst wieder nach Einbruch der Dunkelheit erreicht. Wenigstens hatten wir dann aber unseren eigenen Wachhund (der Hund des Besitzers hat die ganze Nacht vor unserem Camper geschlafen) Smiley

An Tag vier im Outback sollten dann möglichst viele Kilometer gefahren und ein kleiner Abstecher nach Coober Pedy, der Stadt mit den meisten Opalminen auf der Welt, gemacht werden. Dort besuchten wir eine stillgelegte Mine, wobei uns insbesondere die Lebensart der Mineure beeindruckte: diese wohnen nämlich – auch heute noch – im nicht mehr benutzten Teil ihrer Stollen, welche sie zu kompletten Wohnungen mit Bad, Küche, Wohnzimmer, etc. umbauen. Und wo wir schon einmal beim Thema sind: auch wir haben es zum ersten Mal geschafft, uns “wohnlich einzurichten”, bevor es dunkel wurde Smiley

Der nächste Streckenabschnitt sollte uns von der Stadt der Mineure zum “Flinders Range National Park” und dann noch möglichst weit in Richtung Adelaide bringen. Nun, das mit dem Nationalpark hat ganz gut geklappt, von einem kleinen Fehler in der Burkhardt’schen Zeitrechnung einmal abgesehen. Als wir nämlich beim Besucherzentrum des Parks angekommen waren, hatte dieses bereits geschlossen, obwohl nach unserer Uhr erst halb fünf war und das Zentrum entsprechend australischer Arbeitszeit noch geöffnet haben sollte. Erst das verdutzte Gesicht der Kioskverkäuferin von nebenan bei der erbosten Aussage, dass hier ja trotz Uhrzeit keiner mehr arbeite, hat uns auf den Gedanken gebracht, dass bei der Überquerung der Staatengrenze eventuell am Zeiger gedreht wird…Da der Park aber glücklicherweise nicht über eine Barriere oder ähnliches verfügt und es ja noch lange hell war, setzten wir den Weg wie geplant vor. Die schwindende Hitze sorgte dann auch dafür, dass wir viele Kängurus, Wallabies und Emus vor die Linse kriegten und die Fahrt auf der abenteuerlichen Offroad-Piste geniessen konnten. Als wir den Parkausgang schliesslich erreichten war es kurz vor Dämmerung und der Campingplatz in Reichweite. Leider entschied sich eines der vielen Kängurus am Strassenrand trotz unserer (fehlerhaften) Annahme, dass der “Suizidmodus” erst bei Dunkelheit eintritt, sein Leben auszuhauchen und stürzte sich vor unsere Motorhaube. *Peng*! Stossstange im Ar***, Känguru tot und keine Chance mehr, den Campingplatz bei Tageslicht zu sehen Trauriges Smiley Erst eine zweistündige Fahrt mit 30 km/h später waren wir in der nächsten Ortschaft. Da ja aber um 9 Uhr Abends hier keiner mehr wach ist, musste der Schaden bis zum nächsten Tag warten…

Entsprechend früh sind wir aufgestanden und haben die Vermietung informiert (PS: die Meldung eines Unfalls kostet bei denen per se einfach mal 75 Dollar; da ist die Erotikhotline ja noch günstiger!!!). Diese sandte uns zum nächsten Mechaniker, damit der den Schaden einmal begutachten und eine Empfehlung bezüglich Weiterfahrt / Reparatur abgeben kann. Ein paar Ausbeulungen später waren wir dann wieder bereit, unseren Weg zumindest bis Adelaide (nächste Vermietungsstelle) in normalem Tempo fortzusetzen. Dort angekommen, wurde uns mitgeteilt, dass wir leider keinen neuen Wagen bekommen würden, ausser wenn wir weitere fünftausend Dollar Depot anzahlen (will man diese Kaution, welche gleichzeitig auch den Selbstbehalt darstellt, nicht bezahlen, müsste man bei der Vermietungsfirma eine zusätzliche Versicherung für 40 (!!!) Dollar am Tag abschliessen; unsere Versicherung in Deutschland erbringt dieselbe Leistung für 7 Franken täglich, mit dem Nachteil, dass man die 5’000 eben selber vorschiessen muss). Weil unsere Kreditkartenlimite sowas nicht zulässt und wir aufgrund der unkulanten Reaktionen sowieso davon ausgehen müssen, dass extern Versicherte hemmungslos ausgenommen werden (kein anderer Mieter desselben Wagentyps in ganz Australien hat eine so alte Kiste bekommen, wie wir; bei uns begannen bereits am zweiten Tag, gewisse Möbel im Interieur auseinander zu fallen, ohne dass wir diese überhaupt gebraucht hätten!), haben wir schliesslich erwirkt, dass unser Mönsterchen soweit repariert wird, dass die Polizei ein Auge zudrückt. Sprich: die Stossstange wurde mit drei Schrauben einfach wieder besser fixiert, fertig! Nur ruhig, “just chill, mate”.

Sydney by Nicola: Budget ade, mate!

Der erste wirkliche Langstreckenflug unserer Weltreise führte uns in typisch australischer Manier von Jakarta nach Sydney: bequeme, breite Sitze für die – im Verhältnis zu Asiaten – etwas höher und breiter gewachsenen Gäste, gutes Fleisch beim servierten Menü und gratis Alkohol die ganze Nacht! Downunder, wir kommen!

Bei der Landung dann die ersten Schock(s): eine strengere Zollkontrolle als hier gibt es wohl nirgends auf der Welt. Man darf nichts, aber auch wirklich nichts Organisches in das Land einführen; keine Esswaren, keine Erde (!!!), keine Naturheilmittel, keine Samen und Kerne und sogar die Badehose ist zu deklarieren, wenn man sie in den letzten drei Tagen in einem anderen Land benutzt hat! Als Weltreisender führt man nun aber eine ganze Menge der oben erwähnten Dinge mit: ein Vorrat an überlebensnotwendigem Instant-Kaffee, diverse Medikamente auf pflanzlicher Basis (in China gekauft) und – oh Schreck – auch benutzte Badehosen Smiley! Zum Glück waren wir auf die Kontrollen einigermassen vorbereitet, haben unsere Schuhe in Jakarta noch gründlich geputzt (da hat es ja Erde dran Smiley), stellten uns beim Ausfüllen des Zollformulars etwas dämlich an (Instant-Kaffe ist doch rein chemisch oder?) und grinsten den Zollbeamten freundlich an. Und vielleicht hat uns auch der CH-Pass noch etwas geholfen…wir wurden auf jeden Fall nicht kontrolliert und auch nicht wegen benutzter Badehose inhaftiert Smiley

Die erste Hürde war damit zwar bewältigt, wirklich angekommen waren wir aber noch lange nicht. Nach fast 8 Monaten Asien war hier alles viel grösser: die Autos, die Sitze im Bus, die Menü-Gänge im Restaurant, die Preise, der Bauchumfang der Leute…Kulturschock pur…Der Einstieg in den neuen Kontinent wurde uns darüber hinaus dadurch erschwert, dass Sydney genau bei unsere Ankunft von einer Hitzewelle getroffen wurde, welche durch starke Winde und schwere Waldbrände in der Umgebung der Stadt hervorgerufen wurden und das Thermometer binnen zwei Stunden von 25 auf 43 Grad ansteigen liessen. Da wir – nach australischen Massstäben – ausserdem “früh” Morgens gelandet waren (zwischen 09:00 und 10:00) und man hier im Hostel zwar bereits um 10:00 aus-, frühestens aber um 14:00 einchecken muss/darf, blieb uns nichts anderes übrig, als den Tag in der Bar nebenan mit einem Bier zu begrüssen. Wer nun denkt, dass wir sicher die Einzigen waren, welche sich diesem Genuss frühmorgens hingaben, der irrt: dank der grossartigen Lage unseres Hostels in Mitten des Rotlichtviertels von Sydney, befanden wir uns mit Prostituierten und Drogenabhängigen in bester Gesellschaft Smiley

Um 14:00 hiess es dann endlich “einchecken” in unser “Luxus-Hostelzimmer”. Luxuriös waren dabei aber nur die Preise: die Nacht kostet 85 Franken; dafür kriegt man etwa 8 m2 und ein Bett. Das Gemeinschaftsbad liegt zwar nebenan, ist aber leider überaus schmutzig und von der beworbenen Klimaanlage – welche wir an diesem Tag auch bitter nötig gehabt hätten – ist leider keine Spur zu finden. Auch der, im Internet angepriesene, Reinigungsdienst besteht nur aus einem versifften Hostelmitarbeiter, welcher morgens um 07:00 (wahrscheinlich der einzige Australier, welcher um diese unmenschliche Zeit schon arbeiten muss) ohne zu klopfen ins Zimmer platzt, den Mülleimer leert und dann wieder verschwindet. Für Leute wie uns, die so lange Zeit asiatische Hostels mit viel besserem Service und zu einem Viertel des Preises gewohnt waren, ein böser Traum! Alle anderen Hostelgäste – überwiegend übergewichtige Teenies mit Käsefüssen – schien das Ganze nicht zu stören.

Nun gut, wir waren ja in einer Grossstadt und hatten entsprechend nicht vor, im Zimmer Wurzeln zu schlagen. Also raus an die frische Luft und los! Und dann war es eigentlich ganz angenehm: man wird als Weisser nicht immer doof angeglotzt, die Strassen sind verhältnismässig sauber, es droht keine Erstickungsgefahr aufgrund hoher Verkehrsdichte und auf den Gehsteigen ist man – im Vergleich zu Asien – fast allein. Sydney ist darüber hinaus eine sehr relaxte Stadt mit vielen coolen Restaurants, welche zwar eher fettiges, qualitativ aber hochwertiges Essen anbieten. Auch das Stadtzentrum selbst hat so einiges zu bieten: botanischer Garten, Harbour Bridge (ursprünglich war eine Besteigung geplant, welche nach Bekanntgabe des Preises von 200 Dollar pro Person aber schnell wieder fallengelassen wurde) und Darling Harbour inklusive überdimensionaler Quietsche-Ente, haben uns gut gefallen. Natürlich darf bei einem Besuch von Sydney auch eine Dosis Opera-House nicht fehlen und so haben wir einerseits eine Führung mitgemacht (32 Dollar pro Person und das Geld nicht wert), sowie eine Breakdance-Show am Abend angekuckt. Damit eine solches Spektakel den finanziellen Rahmen nicht sprengt (die Tickets im “normalen” Vorverkauf werden für 75 Dollar aufwärts angeboten), muss man “früh” aufstehen und sich morgens um 11:00 mit ein paar anderen Bettflüchtigen in eine spezielle Schlange stellen; kriegt dafür im besten Falle aber gute Sitzplätze zum Schnäppchenpreis von 25 Dollar. Dort lernten wir per Zufall auch einen jungen Schweizer Koch kennen, welcher seit ein paar Monaten in der Stadt lebt und uns gleich noch eine private Führung durch die Stadt anbot.

Die restliche Zeit haben wir damit verbracht, die Ausgangsmöglichkeiten im Rotlichtviertel zu nutzen (hiermit sind natürlich nicht die anrüchigen Möglichkeiten gemeint Smiley), einem vergriffenen Campingführer hinterherzujagen, auf welchem die günstigsten Stellplätze im ganzen Land verzeichnet sind, sowie öfters einmal in unserem Lieblingscafé abzuhängen (die Besitzer sind extrem coole und freundliche Menschen).

Nach diesem durchzogenen Start auf dem roten Kontinent, freuen wir uns nun auf “unseren” 4×4-Campervan, mit welchem wir in den nächsten drei Wochen das Land unsicher machen.

Bohol & Boracay by Nicola: Von bösen Bambusböden, Kobolden und wilden Drachen

Nach einer standesgemässen Verabschiedung auf “bruneiische Art” (die Flughafenkontrollen sind wohl die strengsten der Welt und unser Handgepäck wurde mehrfach komplett aus- und wieder eingepackt) sind wir Mitten in der Nacht vom kleinen Sultanat nach Manila – der chaotischen Hauptstadt der Philippinen – geflogen. Dort hatten wir sechs Stunden Zeit, um umzusteigen und einige erste Besorgungen zu machen (Wasser, SIM-Karte, Alkohol). Schliesslich stand Weihnachten vor der Tür und da wir diese im Dschungel von Bohol verbringen wollten, mussten wir uns natürlich vorher komplett eindecken. Und wo ginge dies besser, als im Duty-Free-Shop am Flughafen? clip_image002 Doch bereits beim Kauf der SIM-Karte mussten wir feststellen, dass in den Philippinen in Bezug auf Übervorteilung des Verkäufers wieder ein wesentlich rauerer Wind weht, als in den letzten südostasiatischen Ländern: der Händler wollte uns zuerst nämlich nur eine Karte mit 400 philippinischen Pesos geben, anstelle der bezahlten 500. Na ja, so wies aussieht, ist in diesem Land wieder erhöhte “Abzock-Vorsicht” geboten. Trotzdem soll nicht unerwähnt bleiben, dass die Filippinos – von ihrer “Geschäftstüchtigkeit” einmal abgesehen – ein extrem freundliches und hilfsbereites Volk sind!

Auf der Insel Bohol angekommen, hat sich nach einer abenteuerlichen Fahrt im Tricycle (philippinische Variante des Tuk-Tuks) und in einem Jeepney (ein Sammeltaxi dessen Chassis eine Art “langgezogener Jeep” ist) in unserer Unterkunft schnell einmal das Dschungelfeeling eingestellt: unsere gebuchte Bambushütte lag wunderschön in Mitten des Urwalds, direkt am Ufer eines Flusses. Auch das restliche Ambiente hat vollauf unseren Erwartungen entsprochen – inklusive dem angebauten “Badezimmer” aus Bambus (eine Kloschüssel und ein Schlauch für das Waschen). Allerdings sollte genau der Bambusboden dieses Bads Nicola kurz darauf eine “schöne Bescherung” verschaffen: er glitt auf dem unebenen Boden aus und hat sich beim Sturz tiefe Schnitte im linken Bein zugezogen, welche so stark geblutet haben, dass wir umgehend einen Arzt aufsuchen mussten. Da dies an einem 24. Dezember auf einer Insel ohne Spital eine ziemlich grosse Herausforderung ist, welche am ehesten ein gehobenes Hotel mit fähigem Concierge meistern kann, sahen wir uns leider gezwungen, die Unterkunft zu wechseln. Und so sind wir dann “immerhin” in den Genuss von Weihnachten in einem 5-Sterne-Hotel gekommen: inklusive hervorragenden Buffets und währschaft deutscher À la carte – Küche, grossem Zimmer, Infinity-Pool (konnte leider nur Jenny benutzen), etc. Und dank schneller Genesung, eigenem Fahrer, Rollstuhl und Krücken konnten wir dann sogar noch die beiden Sehenswürdigkeiten der Insel anschauen: die sog. “Chocolate Hills” – unwirklich wirkenden Hügeln in Pralinenform, welche in einer ansonsten völlig ebenen Landschaft liegen – sowie unser persönliches Highlight, die sog. “Tarsier-Affen” oder auch “Koboldmakis”. Dabei handelt es sich um die kleinsten Primaten der Welt (Länge des Körpers ohne Schwanz: 9 bis 16 Zentimeter), welche vor allem durch zwei Merkmale auffallen: ihre riesigen Augen (im Verhältnis zum restlichen Körper die grössten Augen aller Säugetiere; sie sind grösser als das Gehirn clip_image002[1]) und der um 180 Grad schwenkbare Kopf (ist so stark drehbar, weil der Affe seine riesigen Augen nicht bewegen kann…). Die Äffchen gelten darüber hinaus als gewohnheitsorientiert (sie kehren jede Nacht nach der Jagd zum gleichen Baum zurück, um zu schlafen) und als Einzelgänger mit grossem Platzbedarf: wird ihr Lebensraum zu stark eingeschränkt, nehmen sie sich teilweise sogar das Leben, indem sie ihren Kopf gegen einen Baum schlagen oder die Luft anhalten.

Unsere anschliessende Weiterreise nach Boracay, welche drei Autofahrten, einen Bootstransfer auf einem alten, wackeligen Kahn und zwei Flüge inklusive Transfer in Manila umfasste, war sehr anstrengend und abenteuerlich, da Nicola alles mit den Krücken absolvierte und Jenny deshalb die Verantwortung für die doppelte Anzahl an Gepäckstücken hatte. Dank Rollstühlen an den Flughäfen und freundlichen, wenn auch chaotischen und teilweise sogar betrunkenen (!!!) Helfern (der “Rollstuhlschieber” in Manila hatte wohl schon ein paar Bierchen zum Mittagessen getrunken), haben wir diese logistische Meisterleistung dann aber doch geschafft. Ursprünglich war für Boracay geplant, dass wir unsere Kitesurfkenntnisse vertiefen und gediegen ins neue Jahr feiern, was verletzungsbedingt dann doch nicht 100% umsetzbar war, da Nicola während den ersten drei Tagen dem Salzwasser noch fernbleiben musste. Die Silvesternacht selbst entsprach dann aber durchaus unseren Wünschen – inklusive exquisitem Buffet, gutem Rotwein, Prosecco, betrunken Chinesen, Feuerwerken und zünftigen Strandparties – und in den letzen Tagen hat es dann auch mit dem “Drachensurfen” noch geklappt. Dies war auch nötig, denn zumindest von der touristischeren Inselseite waren wir etwas enttäuscht: (zu) viele Pauschaltouristen, ein (eigentlich schöner) weisser Sandstrand, welcher dank massivem Algenteppich in den ersten Tagen ganz grün war und unterdurchschnittliches Essen haben uns in der zweiten Hälfte unseres Aufenthaltes dazu bewogen, unsere Tage auf der windigen Inselseite bei gutem Essen, coolen Leuten und sportlicher Ertüchtigung zu verbringen.

Das allgemeine “Highlight” der Philippinen ist die Bevölkerung: (fast) immer freundlich, lächelnd und sehr hilfsbereit. Als alleinstehender Vertreter der männlichen Gattung wäre man sicherlich auch dem überdurchschnittlichen Aussehen der Filippinas nicht abgeneigt. Allerdings beschert dieser – durchaus ja positive Umstand – dem Land nicht nur Gutes: Sextourismus, teilweise sogar mit Kindern ist fast soweit verbreitet wie in Thailand! Kein Ort, an welchem man keine älteren, übergewichtigen westlichen Herren mit fast schon minderjährigen Begleiterinnen trifft. Entgegen unseren Erwartungen mischen dabei traurigerweise auch unsere Mitbürger aus der schönen Schweiz ganz vorne mit: in keinem Restaurant waren so viele alte “Grüsel” anzutreffen, wie in der Schweizer Beiz. Dabei prahlte die illustre Runde lautstark über ihre “Erfahrungen” mit der ansässigen Jugend. Fremdschämen in den Philippinen! Da tritt eine andere, seltsame Erfahrung, welche wir in den Philippinen gemacht haben, schon fast in den Hintergrund: vor vielen Hotels und den meisten Flughäfen findet man grosse Schilder mit der Bitte, die mitgebrachten Waffen doch bitte nicht ins Gebäude mitzunehmen. Oft steht unter diesem Schild dann auch noch ein Behälter zur Deponierung. Auf diese Tatsache angesprochen, hat uns der Besitzer eines Hostels mit den folgenden Worten zu beruhigen versucht: “Keine Angst! Mein Sohn hat auch eine Waffe. Eine 45-er!” Und am nächsten Tag wollte uns der angesprochene Sohn dann tatsächlich zum Schiessen im Wald mitnehmen clip_image002[2]

Zur Zeit befinden wir uns in einem schönen Designerhotel in Jakarta am Ende eines dreitägigen Reisemarathons, welcher uns von Boracay über Manila und Singapur hierhergeführt hat. Und in ein paar Stunden steigen wir ins Flugzeug nach Sydney und beenden damit offiziell das Reisekapitel in Asien! Es war schön und erlebnisreich, das Essen gut und wir werden sicherlich eines Tages wieder kommen! Spasiba, Sie-Sie, Shukrya, Terymakasi und see ya in Downunder!

Borneo (Sabah & Brunei) by Nicola: Vom Höhen- und Dschungelfieber zur gepflegten Langeweile

Ein weiteres Mal brachte uns der (angeblich beste) Billigflieger mit dem roten Logo zum nächsten Ziel unserer Reise: der Insel Borneo. Voller Vorfreude auf die Heimat der Orang Utans sind wir in Kota Kinabalu gelandet, der grössten Stadt des malaysischen Teils von Borneo mit dem Namen Sabah. Und wir wurden erstmal so richtig enttäuscht: denn Kota Kinabalu ist hässlich, laut (zum ersten Mal in unserem Leben waren wir in einer Stadt, welche wirklich nie schläft) und stinkend (an unserem ersten Abend wollten wir an der Hafenpromenade essen, wurden vom heftigen Fischgestank – welcher wohl bemerkt nicht von unseren Tellern stammte – aber ins Innere des Restaurants getrieben). Dieses Bild konnten auch die hübsch dekorierten Weihnachtsbäume nicht retten, welche in der ganzen Stadt verstreut stehen und oft von Palmen umgeben sind. Positiv überrascht wurden wir hingegen von der grossartigen “Hostel- und Rucksacktouristenkultur”, welche wir im eher backpackerunfreundlichen Indonesien so schmerzlich vermisst hatten. Zwar bedeutet dies, dass man sich Toiletten und Duschen wieder mit anderen teilen muss, dass es den ganzen Tag nach Fussschweiss stinken kann und morgens mit grosser Wahrscheinlichkeit kein (Gratis-) Kaffee mehr da ist, andererseits aber auch, dass man unter Umständen spannende Leute kennenlernt, “Reisemitglieder” für den nächsten Ausflug findet oder eventuell sogar wieder einmal die Kenntnisse der Muttersprache auffrischen kann.

Dass wir trotz dem vorherrschenden Industriecharme der Stadt für einige Tage in Kota Kinabalu geblieben sind, verdanken wir der Vor- und Nachbereitung unseres nächsten grossen Abenteuers: der Besteigung des Mount Kinabalu. Dieser ist mit seinen 4095 Metern Höhe der zweithöchste Berg von Südostasien. Und da er als gut erschlossen und der Aufstieg als technisch anspruchslos gilt, haben auch wir uns zum Ziel gesetzt, noch vor Südamerika einmal einen Sonnenaufgang auf über 4’000 Metern zu sehen. Da wir seit unserer Exkursion in die Tigersprungschlucht in China jedoch wissen, dass “technisch anspruchslos” nicht heisst, dass jeder Bürogummi hochklettern kann, mangelte es uns nicht an Respekt und Vorbereitung (unter anderem aus diesem Grund haben wir in Indonesien die beiden Vulkane bestiegen). Und dies erwies sich als bitter nötig: denn “technisch anspruchslos” bedeutet im Falle des Kinabalu eine zweitägige Tour mit insgesamt 8 Stunden Stufensteigen (teils natürliche Stufen in Form von Steinen, teils von Menschenhand geschaffen), 4 Stunden Wandern im 45-Grad-Winkel und 2 Stunden ungesichertes Klettern. Da es kontinuierlich bergauf geht, legt man am ersten Tag 6 Kilometer mit 1’500 Höhenmetern zurück, in deren Verlauf man ganz verschiedene Vegetationszonen durchquert (Regenwald, Nebelwald, etc.), ruht sich dann zusammen mit einer bunten Horde von Gleichgesinnten für ein paar Stunden in einer Berghütte aus (vom 60-jährigen “Hightech-Chinesen” ohne Kondition, über Vertreterinnen der “Kopftuch-Connection”, bis hin zur indischen Familie mit zehnjährigen Kindern ist alles dabei; wir haben Glück gehabt und unser Zimmer mit zwei netten Schweizern geteilt), bevor man morgens um 02:30 den Gipfelsturm (weitere 2.5 Kilometer mit rund 800 Höhenmetern) in Angriff nimmt. Dass unsere konditionelle Verfassung nicht so schlecht war, wie befürchtet (wir nehmen immer noch unsere Malariaprophylaxe, welche unter anderem die Kondition negativ beeinträchtigt), haben wir daran gemerkt, dass wir als zweite Gruppe auf dem Gipfel angelangt sind…leider bedeutete dies auch, dass der Sonnenaufgang noch weit entfernt und unser vorübergehendes Dasein als Eisblöcke damit besiegelt war (die Temperaturen lagen im Bereich um den Gefrierpunkt) Smiley. Auch die Freude über die vollbrachte Leistung sollte nur kurz währen, denn das Schlimmste stand uns noch bevor: der Abstieg. 8.5 Kilometer und 2’300 Höhenmeter später konnten wir kaum noch gehen, verfluchten jede einzelne Stufe, benutzten jeden Baum und jede Wurzel als Stütze und waren froh, noch einmal zwei Nächte im hässlichen Kota Kinabalu – welches einem ja gar nicht erst einen Reiz bietet, das Haus zu verlassen – gebucht zu haben. Gelohnt hat es sich aber allemal!

Da die Schmerzen auch nach zwei Tagen noch nicht wesentlich nachgelassen hatten und auch zu diesem Zeitpunkt jede 80-jährige Dame schneller und eleganter eine Treppe hinauf- oder hinuntergestiegen wäre, waren wir froh, dass Sandakan, die nächste Destination auf Borneo, ein beschauliches und gemütliches Hafenstädtchen ist, in welchem man gut ein paar Tage mit Shoppen, Essen (unter anderem haben wir auch einige, uns bisher völlig unbekannte Fruchtsorten probieren dürfen) und sogar Ausgehen zubringen kann, ohne das Gefühl zu haben, etwas zu verpassen. Weil all diese “Attraktionen” – von der wunderschönen Bar auf dem Dach des höchsten Hotels einmal abgesehen – ebenerdig liegen oder sehr gut mit Rolltreppen erschlossen sind, blieb uns mühseliges Treppensteigen grösstenteils erspart und unsere geschundenen Beine regenerierten sich allmählich Smiley. Die wiedergewonnene Bewegungsfreiheit musste natürlich sofort genutzt werden und so machten wir uns zusammen mit zwei Holländern und zwei Schweizern auf, um die lokale Orang Utan – Aufpäppelungs- und Forschungsstation in Sepilok zu besuchen. Leider ist diese Sehenswürdigkeiten sehr touristisch, weshalb man sich die Aussichtsplattform während den Fütterungszeiten (= einzige Gelegenheit, die Affen zu sehen) mit gefühlt 100 anderen Menschen teilen und seinen Platz gegen die chinesischen Gruppentouristen verteidigen muss (die sind ausserhalb von ihrer Heimat noch viel die schlimmeren Drängler! Glücklicherweise sind sie aber nach wie vor kleiner als wir Smiley). Zum Glück waren wir eine halbe Stunde vor allen Tourgruppen beim Eingang der Einrichtung, da wir ansonsten den Ausflug eines der Orang Utans auf den Parkplatz verpasst hätten. Und auch nach der Fütterung hatten wir Glück im Unglück: wieder auf dem Parkplatz angekommen mussten wir nämlich feststellen, dass von dem angepriesenen Bus, welcher zwischen Sepilok und Sandakan verkehrt, weit und breit nichts zu sehen war. Da kam uns die Gruppe australischer Internatsschüler, welche im gleichen Hostel einquartiert war und dort die gesamte Atemluft mit ihren Käsefüssen verpestete, ausnahmsweise gerade recht, da sie noch sechs freie Plätze in ihrem Tourbus hatten Smiley

Nach so viel Erholung wollten wir natürlich die Orang Utans und diverse andere Tierarten auch einmal in freier Wildbahn erleben. Und da dies im Osten Borneos entlang des Kinabatangan (längster Fluss auf Borneo) angeblich möglich ist, haben wir bei einem entsprechenden Anbieter ein Zweitagespacket, bestehend aus Übernachtungen, Mahlzeiten, zwei Flussfahrten und zwei Dschungelwanderungen, gebucht. Doch bereits am Besammlungspunkt in einem kleinen Dörfchen folgte die Ernüchterung. Unsere (obligatorische) “Reiseführerin” war geschätzte fünf Jahre jünger als wir, hatte so ein loses Mundwerk, dass es sogar Nicola die Sprache verschlagen hat (kommt nicht oft vor Smiley), glänzte durch äusserst inkompetente Aussagen (“mit Chilli kann man Krebs heilen”), hörte schlecht zu (nachdem Nicola erzählt hat, dass er bereits sieben Monate in Ägypten gearbeitet hat, meinte die Dame, dass man bezüglich Muslimen wissen müsse, dass diese keinen Alkohol trinken würden…aha, haben wir nicht gewusst…) und fiel einem dauernd ins Wort! Und so eine sollten wir die nächsten Tage ertragen, geschweige denn unsere Expertin sein?!?! Da das Fräulein darüber hinaus auch keinerlei Ahnung von Flora und Fauna des Regenwaldes hatte (auf der Flussfahrt las sie uns die Eigenschaften und Merkmale der gesehenen Vögel und Affen aus einem Biologiebuch vor) und darüber hinaus auch an Zerstörungswut zu leiden schien (beim morgendlichen Dschungelspaziergang hat sie mit der Machete völlig grundlos auf Bäume eingehackt), kam es wie es kommen musste: bereits nach einer Nacht verlangten wir, dass die Tour abgebrochen werden würde. Und obwohl die Übernachtung im nächtlichen Dschungel aufgrund der zahlreichen Tierlaute sehr spannend war und wir während der Flussfahrt so einige Tierarten erspähen konnten (seltene Nashornvögel, Makaken und Nasenaffen), waren wir doch froh, die blutsaugenden Moskitos und Egel, sowie unsere Führerin nicht länger ertragen zu müssen… Der Fahrer des Busses, welcher uns am Strassenrand aufgabelte, schien denselben Stalldrang zu verspüren wie wir: anders lässt sich nicht erklären, dass er die Strecke zurück nach Kota Kinabalu in knapp sechs Stunden zurückgelegt hat. Normalerweise benötigt man dafür nämlich deren neun!

Nach zwei moskitofreien Tagen im Westen von Sabah ging es dann per Fähre ins nächste Land: das Sultanat Brunei. Dieses kleine aber reiche Fleckchen Erde ist für uns nach wie vor faszinierend, da wir bisher noch nie an einem vergleichbaren Ort waren: offiziell regiert von einem der reichsten Männer der Welt (Privatvermögen ca. 20 Milliarden), muss hier keiner der knapp 400’000 Einwohner Hunger leiden: alle haben einen (äusserst gemütlichen) Job, auch wenn die Firma selbst unrentabel ist. Denn das Defizit wird vom Staat gedeckt! Die jährliche Krankenkassenprämie wurde dieses Jahr zwar um unverschämte 100% erhöht, beträgt weiterhin aber lediglich einen (!!!) Dollar. Benzin kostet viermal weniger als Wasser (der Liter ist für etwas mehr als 20 Rappen zu haben), das Essen ist äusserst preiswert und Steuern bezahlt hier sowieso niemand! Als Tourist profitiert man von der staatlichen Grosszügigkeit allerdings nur, wenn man Museen besucht. Diese sind nämlich auch gratis. Im Gegensatz dazu stehen die Preise für Unterkünfte (wenn man nicht in einer Bruchbude übernachten will, muss man ca. 60 Brunei-Dollar pro Nacht bezahlen) und geführte Touren (Tagesausflüge für 100 Dollar aufwärts). Die einzige Transportalternative in Form von Bussen ist zwar günstig, dafür aber sehr unzuverlässig und zeitlich von morgens um 06:00 bis abends um 18:00 begrenzt, wodurch man in seiner Flexibilität bezüglich Sightseeing, ausgehen, etc. stark beschränkt ist. Und sollte man darüber hinaus das Pech haben, an einem Freitag Mittag zwischen 12:00 und 14:00 in einem Shoppingcenter fern des eigenen Hotels zu sein, erlebt man die speziellste Regelung dieses Landes hautnah im vollen Ausmass: diese Zeit bezeichnet das wöchentliche Hauptgebet und währenddessen IST ARBEITEN GESETZLICH VERBOTEN! Ja, richtig gehört! Alle Geschäfte, inklusive Restaurants, Hotelrezeptionen, etc. schliessen dann für zwei Stunden und werfen alle Kunden auf die Strasse! Weil auch Busse nicht fahren, hängt man im dümmsten Fall irgendwo in einer Hotellobby herum und sitzt die Zeit ab (so bei uns geschehen). Da überdies auch der Verkauf und Konsum von alkoholischen Getränken strengstens Verboten ist (auf den Konsum stehen 6’000 Dollar Busse, auf den Verkauf sogar die Todesstrafe!), wird Brunei wohl nie unsere Traumdestination werden Smiley

Nun wollen wir uns ja aber nicht nur beklagen, denn Brunei hat (zumindest für ein, zwei Tage) so einiges zu bieten: zwei riesige und imposante Moscheen (Omar-Ali-Saifuddin- Moschee und Jame’Asr-Hassanal-Bolkiah-Moschee) mit goldverzierten Kuppeln und gigantischen Parkplätzen davor (sie haben ein Fassungsvermögen von 1’000 bzw. 4’500 Gläubigen) laden auch Nicht-Muslime zum Besuch, das – auch heute noch bewohnte – traditionelle Dorf “Kampong Ayer” zeigt eindrücklich auf, wie die meisten Menschen auf Borneo früher gelebt haben und die verschiedenen Museen demonstrieren auf beeindruckende Weise den Pomp und die Geschichte des Sultanats. Vom Besuch des Shell-Museums in Seria (die Firma kontrolliert aus unserer Sicht das Land indirekt, da ihr 50% der Aktien der staatlichen Ölgesellschaft gehören) raten wir jedoch ab, da es a) eine zweistündige Busfahrt entfernt ist b) als einziges Museum Eintritt kostet (als ob Shell das nötig hätte…) und c) nur die Firma selbstverherrlicht.

Und wenn einem einmal alle Besichtigungsmöglichkeiten ausgegangen sind, geht man halt in einer der zahlreichen Shoppingmalls ins Kino und schaut sich “the Hobbit” an Smiley Und falls man sogar zu den ganz Glücklichen zählen sollte (so wie wir), wird man von den liebenswerten Einheimischen beim Besichtigen einer Moschee noch gleich zur Teilnahme an einer Hochzeit eingeladen.

PS: Die aktuellste “Brunei-Erfahrung” durften wir gerade soeben machen: Vor ca. eineinhalb Stunden (19:15 Ortszeit) verliessen wir das Restaurant und machten uns auf den Weg zum Taxistand (wir wissen ja bereits, dass Busse nur bis 18:00 fahren…). Dort angekommen mussten wir jedoch feststellen, dass Taxis am Stand ebenfalls nur bis 18:00 verfügbar sind. Und um das Ganze noch zu komplementieren, erhielten wir auch von der angerufenen Taxizentrale die Auskunft, dass man nach 18:00 nicht mehr arbeiten würde… Yeeeeaaah, wir brauchen dringend einen Job in Brunei Smiley

Gili Trawangan & Kuala Lumpur by Nicola: Sowohl Fisch, wie auch Vogel

Nach dem ganzen Ärger in Flores haben wir uns ein bisschen Ruhe und Erholung aber wirklich verdient (jaja, wir wissen schon, was ihr denkt Smiley)! Entsprechend kamen uns die nächsten fünf Tage “Entspannungsurlaub” auf Gili Trawangan gerade gelegen. Diese kleine Insel (sie misst ca. 6 Kilometer im Umfang) gehört zusammen mit ihren beiden “Schwesterinseln” Gili Meno und Gili Air zum Bezirk Lombok (ebenfalls eine Insel, aber wesentlich grösser) und ist aufgrund ihrer bekannten Tauch- und Schnorchelmöglichkeiten bei Touristen sehr beliebt. Sie ist – abgesehen von “kraftbetriebenen” Fahrzeugen wie Pferdekarren oder Fahrrädern – komplett verkehrsfrei und nur mit dem Boot zu erreichen (auch alle Waren müssen auf dem Seeweg eingeführt werden; als Anlegestelle dient übrigens kein Pier, sondern der normale Strand).

Gut, zumindest unser Boot hat diese Bezeichnung kaum verdient…etwas treffender wäre wohl “schwimmender 1’000-PS-Luxus-Motor” gewesen. Denn unser Speedboat legte die gut 150 Kilometer Distanz in knapp 2.5 Stunden zurück, vor Abfahrt gabs Kaffee und Tee und sogar während der Fahrt wurden noch Wasser und Tabletten gegen Seekrankheit “serviert”. In Gili angekommen haben wir uns sogleich zu unserer “Luxusresidenz” begeben. Obwohl zwar etwas teurer, als es sich ein Weltreisender normalerweise leisten kann, war es doch jeden Rappen wert: extrem freundliches und hilfsbereites Personal, sehr saubere und geschmackvolle Unterkünfte mit Openair-Bad und als Highlight das beste Frühstück seit langem (Pancakes mit Früchten nach Wahl, Fruchtsalat, Toast mit Butter und Marmelade und Eier nach Wahl), welches darüber hinaus zu jeder beliebigen Zeit zwischen morgens um 07:00 und Nachmittags um 16:00 auf die eigene Terrasse serviert wurde (für uns natürlich DAS Kriterium Smiley)! Einziger Wehrmutstropfen: aufgrund der Hitze und der hohen Feuchtigkeit wurde es in unserer ersten Unterkunft, einem sog. “Lumbung” (traditionelles Holzhäuschen auf Pfählen), so unerträglich heiss, dass wir in ein Bungalow aus Stein wechseln mussten…

Die Attraktionen der Gilis befinden sich natürlich nicht über, sondern viel mehr unter Wasser: die Inseln sind umgeben von Riffen mit einer bunten Vielfalt an Korallen und Fischen und man kann sogar regelmässig Wasserschildkröten beobachten! Durch all diese Versprechungen gelockt, haben wir beschlossen, ebenfalls ein bisschen zu tauchen. Allerdings mussten wir das Ganze bereits am zweiten Tag abbrechen, da wir beide Probleme mit der Atmung und Kopfschmerzen bekamen. Liegt evtl. an dem Antibiotikum, welches wir immer noch zur Malariaprophylaxe einnehmen (Doxicycline)… Da die Riffe glücklicherweise nicht alle tief liegen und auch Wasserschildkröten zum Atmen manchmal nach oben kommen müssen Smiley, haben wir aber bereits beim Schnorcheln viel zu sehen bekommen! Als “Rahmenprogramm” zu Strand und Meer wollten wir natürlich auch wieder einmal vielfältig essen und in einigen der schönen Bars ausgehen. Doch weit gefehlt: das Essen war (wie leider an so vielen Touristenorten) ungeniessbar oder zumindest sehr fade (liegt evtl. auch an unseren – durch die Schärfe fast abgestorbenen – Geschmacksnerven) und die übrigen Touristen (= Kriterium für eine Party) schienen alle von der Schlafkrankheit geplagt zu werden oder zu viele der lokal angebotenen “Magic Mushrooms” konsumiert zu haben; sie waren alle irgendwie lethargisch… Für unsere Erholung wars aber eventuell besser so Smiley

Nach fünf Tagen mussten wir dann aber bereits auch schon wieder abreisen um zu verhindern, dass wir des Landes verwiesen werden (wir haben die dreissigtägige Visumsfrist voll ausgeschöpft). Das Speedboat brachte uns deswegen wieder nach Denpasar, von wo Abends dann unser Flug nach Kuala Lumpur gehen sollte. Dank einer Verspätung von AirAsia und der grossen Entfernung des Flughafens zum Stadtzentrum, sind wir dann erst morgens um 04:00 im gebuchten Hostel eingetroffen. Da es sich bei dieser Unterkunft jedoch um ein “Partyhostel” handelt (wird vom Anbieter selbst auf der Homepage betont, damit sich im Nachhinein kein Gast über zu laute Musik beschweren kann Smiley), konnten wir unser Gepäck abladen und sogleich in der Bar auf dem Dach einen Willkommens-Drink geniessen. Weil die Unterkunft auch sonst sehr modern gehalten ist, konnten wir uns zum ersten Mal seit langer Zeit wieder an einer warmen Dusche erfreuen! Wie ihr seht, braucht ein Langzeitreisender nur heisses Wasser und ein Bierchen, um glücklich zu sein Smiley.

Bezüglich Sightseeing war Kuala Lumpur aus unserer Sicht eher mager. Dies liegt aber wahrscheinlich vor allem daran, dass wir inzwischen keinen Tempel oder ähnliches mehr sehen können… Wir haben uns deswegen lediglich das Wahrzeichen der Stadt angekuckt (Petronas-Türme), waren auf der Aussichtsplattform des Menara-Towers (wenn man in Shanghai auf dem World Financial Tower war, ist die Aussicht jedoch eher enttäuschend) und haben den grössten, frei begehbaren Vogelpark der Welt besucht (die Vögel können sich dank gewaltiger Netze frei bewegen; können wir sehr empfehlen!; der Weg dorthin ist jedoch sehr schlecht ausgeschildert). Und selbstverständlich wollten auch die kulinarischen Reize einer Grossstadt genutzt werden: das grosse Angebot des Foodcorners im grössten Shoppingcenter musste getestet und in “Little India” wieder einmal Paneer gegessen werden.

Abgesehen von Besichtigungen und Genuss, hat uns die Hauptstadt Malaysias vor allem mit seiner religiösen Vielfalt und der Toleranz zwischen den verschiedenen Glaubensrichtungen beeindruckt: obwohl mehrheitlich muslimisch, trifft man auch zahlreiche Hindus, Christen, Buddhisten oder Konfessionslose. Trotzdem wird man so gut wie nie kritisch betrachtet oder fühlt sich gar bedroht!