Ra’iatea & Taha’a by Nicola: Zurück in Frankreich, aber doch am anderen Ende der Welt

Nach etwas mehr als vier Wochen durften wir endlich, endlich das Land der legalen Abzocker und suizidgefährdeten Tiere verlassen… Auf Nimmerwiedersehen Australien, Südsee wir kommen! Smiley Zwischen Hölle und vermeintlichem Paradies lagen dann aber trotzdem noch drei Flüge von Sydney nach Brisbane, Auckland und schliesslich Papeete, der Hauptstadt von französisch Polynesien auf der Insel Tahiti. Der letzte der drei Flüge hat uns dann aber schon einmal auf das eingestellt, was uns erwarten würde: Stewardessen mit hübschen “Hawaii-Kleidchen” verteilten bereits am Eingang zum Flugzeug schöne und stark duftende Blumen. Und das Beste: trotz einem intensiven Reisetag haben wir keine Zeit verloren, sondern sind sogar noch angekommen, bevor wir abgeflogen sind Smiley Ihr denkt nun, dass uns Australien an den Abgrund des Wahnsinns getrieben hat??? Obwohl diese Möglichkeit nicht unbedingt abwegig ist, trifft sie nicht zu. Wir haben ganz einfach die internationale Datumsgrenze überquert und durften unsere Uhren um 24 Stunden zurückdrehen…

Die Einreise in den Inselstaat hielt auch sonst noch so einige Überraschungen bereit: Erstens spielt in der Ankunftshalle eine polynesische Band eine hübsche Willkommensballade, zu welcher eine einheimische Tänzerin elegant die Hüften kreisen lässt (nicht so eine grosse Überraschung, denn eigentlich hatten wir erwartet, dass man noch eine Blumenkette umgehängt erhält; diese “Tradition” scheint aber nur tagsüber Geltung zu haben und nicht, wenn man mit dem letzten Flug landet Trauriges Smiley) und zweitens hätte es zur Einreise zum ersten Mal auf unserer Weltreises keinen Pass benötigt, da französisch Polynesien de facto auch heute noch zu Frankreich und damit zur EU gehört. Es lebe die Personenfreizügigkeit am anderen Ende der Welt Smiley Nachteil an der Geschichte: einen Einreisestempel gabs entsprechend auch nicht…

Nach einer kurzen Nacht im Flughafenhotel von Tahiti und unserem ersten “französischen” Frühstück mit Baguette, kam zum ersten Mal unser gebuchter “Air-Pass” zum Zug: Dabei handelt es sich um ein Flugticket, welches einem den Besuch aller polynesischen Inseln zum fixen Pauschalpreis ermöglicht. Wenn man bedenkt, dass die Schifffahrt hier als sehr unzuverlässig gilt (eine Verspätung von einer Woche ist durchaus üblich) und gewisse Inseln sowieso nur einmal im Monat angefahren werden, die schnellste und günstigste Alternative. Ob fliegen auch die sicherste Option ist, haben wir nach dem ersten Flug, welcher uns von Tahiti via Bora Bora nach Ra’iatea gebracht hat, ernsthaft angezweifelt, da wir auf der gesamten Reise noch nie solche Luftlöcher und Turbulenzen hatten. Aber wahrscheinlich lag es am miesen Wetter, da es den ganzen Tag teilweise heftig geregnet hat.

Ra’iatea ist die Hauptinsel der sog. “Gesellschaftsinseln” und diejenige, mit der zweitgrössten Bevölkerung (rund 12’000 Einwohner). Abgesehen von der “Hauptstadt” Uturoa, welche aus drei Supermärkten, zwei Tankstellen, einer Post, einem Spital und einem Gefängnis besteht und über ganze drei (!!!), parallel zueinander verlaufende Strassen verfügt, leben die Menschen an einem einzigen, die Insel komplett umrundenden “Highway” (kommt einem zumindest so vor, bei dem Tempo, mit welchem die Einheimischen hier entlang brausen…). Daraus ergeben sich extrem langgezogene Dörfer und es scheint deshalb keine Seltenheit zu sein, dass man für den täglichen Einkauf im “Supermarkt” drei bis fünf Kilometer zurücklegen muss. Was für den auto- bzw. rollerfahrenden Polynesier kein Thema ist (die wenigen wahnsinnigen Leute, welche zu Fuss gehen oder mit dem Fahrrad unterwegs sind, scheinen fast ausnahmslos Touristen zu sein), gestaltet sich für uns als “Rucksacktouristen”, welche sich aufgrund des Preisniveaus dazu entschieden haben, Selbstversorger zu werden, d.h. selbst zu kochen, teilweise etwas mühsam, da wir uns nicht jeden Tag Fahrräder zum Preis von 15 Franken pro Stück leisten wollen… In Indien oder Indonesien hätten wir für dieses Geld einen Rolls-Royce inklusive Fahrer gekriegt Smiley

Im Laden dann der Schock: Das einzig frische hier scheinen die Insekten zu sein, welche die ungekühlten Regale unsicher machen. Dafür gibt es hier alles, ja wirklich alles in Dosen: von der Milch bis zum Rindfleisch erhält man, was das Herz begehrt… Leider taugt insbesondere das Dosenfleisch höchstens als Katzenfutter. Da ist man doch froh, wenn zumindest einige Artikel für das Frühstück direkt aus Frankreich importiert werden: es gibt Baguette, “La Vache qui rit” oder Baby Bell, um nur einige zu nennen. Leider ist Dosenfutter nicht nur scheusslich, sondern auch schwer und so haben wir natürlich nicht abgelehnt, als uns ein netter Einheimischer auf dem Rückweg mitgenommen und bis zu unserer “Luxus-Unterkunft” (eigenes Bungalow mit Bad und Küche zu einem Preis, für welchen wir auf anderen Inseln höchstens eine kleine Besenkammer kriegen) gefahren hat.

Weil Ra’iatea nicht aufgebaut ist, wie die “typische” Gesellschaftsinsel in franz. Polynesien (eine fruchtbare Hauptinsel, umgeben von einer Lagune, welche zum Ozean hin durch ein ringförmiges Korallenriff begrenzt ist, welches so hoch “gewachsen” ist, dass teilweise richtige kleine Inselchen – “Motus” genannt – entstanden sind), sondern sich die Lagune mit der Schwesterinsel Taha’a teilt und auch eher für ihre Blumen als Strände bekannt ist, weicht auch das “Sightseeing-Programm” von der Klischeevorstellung (Sonne, Strand und Cocktails) ab: wir haben an einem Tag ein Auto gemietet (ist hier günstiger, als einen Roller auszuleihen) und die Insel auf der 98 Kilometer langen Strasse umrundet. Dabei konnten wir nicht nur unsere Vorräte an herrlichem Dosenfrass auffrischen, sondern auch diverse “Maraes” (Steinhaufen, welche vor der Zeit der Freikirchen angeblich einmal religiöse Bedeutung hatten) besichtigen.

Weil uns das Gesehene nicht wirklich aus den Socken gehauen hat, haben wir dann am nächsten Tag doch noch einen Roller gemietet; allerdings auf der Nachbarinsel Taha’a, welche für ihre Vanille-Plantagen bekannt ist. Entsprechend haben auch wir uns eine solche Farm angeschaut und den Ausführungen des Besitzers – einem dänischen Auswanderer – bezüglich den vielfältigen Einsatzmöglichkeiten von Vanille (Gebäcke, Zucker, Tee, Kaffee, Schnäpse, Konfitüren, etc.) gelauscht. Dieser hat nach 15 Dienstjahren in der französischen Fremdenlegion sein Gewehr gegen Spaten, Saatgut und polynesische Frau eingetauscht Smiley Das Beziehungsmodell “westlicher Mann und polynesische Frau” ist übrigens auf allen Inseln relativ häufig anzutreffen (umgekehrt in seltenen Fällen auch), wobei aber auffällig ist, dass die Westler immer eher eine dubiose Vergangenheit haben. Südsee = Versteck für Ex-Verbrecher? Vielleicht schon… Den schönen Tag liessen wir an einem lauschigen “Bilderbuch-Strändchen” inklusive gekrümmter Palme, welche ins Meer ragt, ausklingen, bevor wir den Roller seinem südafrikanischen Besitzer zurückbrachten.

Dank viel Wetterglück (angeblich hatte es die letzten zwei Monate praktisch dauernd geregnet) konnten wir am letzten Tag auf Ra’iatea wie geplant noch den höchsten “Berg” (ganze 280 Meter) besteigen, von dessen Gipfel man einen herrlichen Ausblick über das gesamte Atoll (Inseln, Lagune und Motus) hat. Aber seht euch doch selbst die Fotos an… und werdet neidisch Smiley

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