Great Ocean Road & Melbourne by Nicola: Da ist nicht nur guter Rat teuer

Wieder zurück auf dem Festland, setzten wir unseren Weg in Richtung der angeblich schönsten Küstenstrasse Australiens, der sog. “Great Ocean Road” fort. Unterwegs wollten wir noch dem Coorong National Park einen Besuch abstatten, da wir bei unserer Recherche im Internet auf die vielversprechende Aussicht gestossen waren, dass wir mit unserem Allrad-Mönsterchen auf einem Strandabschnitt bzw. in einem Stück ausgetrockneter Lagune ein bisschen im Sand wühlen könnten. Das wollten wir uns natürlich nicht entgehen lassen Smiley. Und so durchkreuzten wir, geführt von einem grottenschlechten Reiseführer (es handelt sich um die australische Ausgabe der “Reisebibel”), nicht vorhandener bzw. irreführender Strassenbeschilderung und einem GPS-Gerät, welches aufgrund seines fortgeschrittenen Alters die Hälfte der aktuellen Strassen nicht erkannte (eine weitere Frechheit der Autovermietung, da wir für das Gerät natürlich extra bezahlen mussten!) den Nationalpark, ohne das Gesuchte zu finden. Bei Einbruch der Dämmerung wollten wir schon resigniert aufgeben, als uns ein glücklicher Zufall auf eine Offroad-Piste führte, welche uns aufgrund ihres abenteuerlichen Aussehens reizte. Und wer hätte es gedacht: am Ende der Piste lag ein ausgetrockneter Salzsee vor unseren Rädern; ganz ohne andere Touristen und suizidgefährdete Kängurus Smiley Und das Beste: auf der anderen Seite angekommen, fanden wir einen wunderschönen und menschenleeren Zeltplatz vor, auf dem wir uns für die Nacht häuslich einrichteten.

Nach einem herzhaften Frühstück und einer kurzen Erfrischung unter unserer Solardusche (eigentlich nur ein schwarzer Sack mit Schlauch, in welchem sich Wasser schnell erwärmt) gings dann weiter in Richtung Great Ocean Road, wobei uns zwei Abstecher noch zu den “Naracoorte Caves” – unterirdische Höhlen mit zahlreichen Stalaktiten und –miten – und dem Blue Lake – einem Kratersee eines erloschenen Vulkans, welcher wegen seiner unvergleichlichen Blaufärbung bekannt ist – führten. Kurz vor Einbruch der Dämmerung erreichten wir dann den Beginn der bekannten Küstenstrasse. Weil wir die ungewöhnlichen Felsformationen, für welche diese Strecke berühmt ist, bei gutem Licht sehen wollten, beschlossen wir, den nächstgelegenen Campingplatz aufzususchen und unseren Road Trip am nächsten Tag fortzusetzen. Statt einem gemütlichen Plätzchen gabs aber den nächsten “australischen Preisschock”: obwohl völlig unterbelegt, wollten die Halsabschneider des ersten Campingplatzes für einen Stellplatz ohne Strom und mit lausigen sanitären Anlagen ganze 40 Dollar! Den Vogel abgeschossen haben anschliessend aber die Verbrecher, welche sich Eigentümer des zweiten Campings nennen: eine Übernachtung würde bei ihnen mit unfassbaren 65 Dollar zu Buche schlagen! Wir kennen kein Land, in welchem man ein Stück Rasen mit Steckdose, Wasserhahn und dem Recht, sich auf raststätten-ähnlichen Toiletten zu erleichtern, zu Preisen eines Dreisternehotels vermieten kann! Von so viel Frechheit verärgert, beschlossen wir, ein “Hardcore-Sightseeing-Programm” zu absolvieren, bei welchem selbst ein hartgesottener chinesischer Gruppentourist Angstzustände erhalten würde: die “London Bridge” (eine natürliche Steinbrücke über den Ozean), “the Arch” (Felsbogen) und die “Apostel” (bekannteste Steinformation auf der Strecke) sollten bis zum Sonnenuntergang – welcher noch geschätzte 50 Minuten entfernt war – besichtigt werden. Entsprechend war die folgende Stunde geprägt von quietschenden Reifen, Sprinteinlagen und ängstlich zur Seite springenden Gruppentouristen. Aber wir haben es geschafft; und insbesondere der Sonnenuntergang bei den Aposteln war sensationell und gilt – wenn man die vielen Leute berücksichtigt, welche dort teilweise wahrscheinlich schon seit vielen Stunden auf das Ereignis zu warten schienen – als DAS Highlight der Great Ocean Road. Sollten wir eines Tages einmal keinen Job finden, würde uns sicherlich jedes chinesische Reiseunternehmen mit Handkuss zu Tourguides machen Smiley

Schliesslich fanden wir auch noch einen Platz zum Übernachten, bei welchem der Geldbeutel nur mässig strapaziert wurde und wir konnten unsere Reise am nächsten Tag gut erholt fortsetzen. Geplant war eigentlich, dass wir die Great Ocean Road zu Ende fahren und bis am Abend in Melbourne eintreffen. Weil uns die verbleibenden “Attraktionen” der Küstenstrasse aber ein weiteres Mal durch eine unverschämte Preispolitik vergraulten (die Abzocker wollten 18 Dollar pro Person für eine fünfminütige Besichtigung eines Leuchtturms; Benutzung der Toilette kostete extra…) und sich die Gelegenheit bot, im Landesinneren ganz in der Nähe den südaustralischen Dschungel mit seinen bis zu 50 Metern hohen Bäumen von einem sog. “Canopy-Walk” zu erkunden, kehrten wir der völlig überfüllten Küste den Rücken. Und der Spaziergang durch den Urwald auf einem schmalen Gehsteg aus Stahl in 20 bis 50 Metern Höhe hat sich gelohnt! Die Aussicht und das Bauchkribbeln trotz nichtvorhandener Höhenangst waren gewaltig.

Nicht so gewaltig hingegen war Melbourne. Die ach so viel gelobte Stadt ist eigentlich nur eine weitere Spielwiese der australischen Abzocke: die einfache Fahrt mit dem Tram in die Stadt kostet 8 Franken (kein Wunder, haben die Australier ein so grosses Ozonloch), das Bier in der Bar kostet 10 Franken (wohlbemerkt bei Selbstbedienung) und das Museum für moderne Kunst ist eine wirre Ansammlung von sinnlosen Werken, welche sich Kunst schimpfen. Oder was hat ein Endlosvideo, welches einen Mann zeigt, der mit Krücken eine Treppe hochläuft, mit Kunst zu tun? Nun, zwei Vorteile hatte das Museum: es war kostenlos und nach kurzer Zeit ist man wieder draussen Smiley Die Architektur in gewissen Vierteln ist zwar durchaus ansehnlich, tröstet aber über die restlichen Punkte nicht hinweg… Und das einzige Ereignis, welches unsere Laune dank eines Landsmanns hätte aufbessern können (das Halbfinale des Australian Opens), war vollkommen ausverkauft. Nun gut, im Nachhinein betrachtet hätte wohl auch dieser Event nicht für Freude gesorgt Smiley

Entsprechend froh waren wir am nächsten Tag darüber, raus aus der Stadt und in die Natur zu kommen. Denn wir wollten die “Parade” der Zwergpinguine auf der nahegelegenen “Philip Island” verfolgen. Da aber dummerweise australischer Nationalfeiertag war (von dem wir leider nicht mitbekommen hatten, dass er an diesem Tag ist), war ganz Melbourne unterwegs in Richtung nahegelegenen Küstenorte. Zum ersten Mal waren wir entsprechend nicht undankbar, dass man die schweineteuren Campingplätze in der Regel bis spätestens um 10:00 morgens verlassen haben musste (als ob so ein Teil geputzt werden müsste, wie ein Hotelzimmer…). Trotz Stau waren wir dann aber viel zu früh und mussten an der windigen Küste noch rund vier Stunden auf das Erscheinen der nur 25 Zentimeter grossen Pinguine warten. Diese verlassen am Morgen früh ihre Nester und den Nachwuchs um zu fischen und kehren erst mit der abendlichen Flut zurück. Da sie bei ihrer Rückkehr nicht nur von hunderten Schaulustigen, sondern mindestens auch genau so vielen Möwen erwartet und bedrängt werden (die Vögel wissen, wann es Futter ohne Aufwand gibt), ist das Spektakel nach etwa 10 Minuten schon wieder vorbei. Am spassigsten war für uns deshalb die Rückkehr zum Parkplatz, da man die kleinen Tierchen vom Weg aus noch einmal herrlich beobachten kann. Weil während dieser Jahreszeit auch gerade Fortpflanzung angesagt ist, kamen wir in den Genuss der Beobachtung von so manchem (lautstarken) Schäferstündchen Smiley Da Fotografieren übrigens die gesamte Zeit über strengstens verboten ist und die Ranger eifersüchtig über die Einhaltung dieser Regel wachen, können wir euch aber leider keine erotischen Pinguinfotos oder –filme bieten Smiley 

Um bis zum nächsten Abend in Sydney zu sein, fuhren wir nach einer kleinen Stärkung bei “Macca’s” – so nennt sich MacDonalds in Australien, wobei wir aufgrund des extrem langsamen und unfähigen Services (wir warteten geschlagene 14 Minuten auf einen Burger) MacAss als passender empfinden würden – bis weit in die Nacht hinein, inklusive mitternächtlicher Durchquerung von Melbourne, vollgestopft mit sturzbetrunkenen und lebensmüden Aussies, welche ohne Vorwarnung und bei Rot plötzlich auf die Strasse hüpfen…Mmhhh…Vielleicht sind Kängurus ja nur betrunkene Australier in einem Pelzkostüm???

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