Nach einer standesgemässen Verabschiedung auf “bruneiische Art” (die Flughafenkontrollen sind wohl die strengsten der Welt und unser Handgepäck wurde mehrfach komplett aus- und wieder eingepackt) sind wir Mitten in der Nacht vom kleinen Sultanat nach Manila – der chaotischen Hauptstadt der Philippinen – geflogen. Dort hatten wir sechs Stunden Zeit, um umzusteigen und einige erste Besorgungen zu machen (Wasser, SIM-Karte, Alkohol). Schliesslich stand Weihnachten vor der Tür und da wir diese im Dschungel von Bohol verbringen wollten, mussten wir uns natürlich vorher komplett eindecken. Und wo ginge dies besser, als im Duty-Free-Shop am Flughafen? Doch bereits beim Kauf der SIM-Karte mussten wir feststellen, dass in den Philippinen in Bezug auf Übervorteilung des Verkäufers wieder ein wesentlich rauerer Wind weht, als in den letzten südostasiatischen Ländern: der Händler wollte uns zuerst nämlich nur eine Karte mit 400 philippinischen Pesos geben, anstelle der bezahlten 500. Na ja, so wies aussieht, ist in diesem Land wieder erhöhte “Abzock-Vorsicht” geboten. Trotzdem soll nicht unerwähnt bleiben, dass die Filippinos – von ihrer “Geschäftstüchtigkeit” einmal abgesehen – ein extrem freundliches und hilfsbereites Volk sind!
Auf der Insel Bohol angekommen, hat sich nach einer abenteuerlichen Fahrt im Tricycle (philippinische Variante des Tuk-Tuks) und in einem Jeepney (ein Sammeltaxi dessen Chassis eine Art “langgezogener Jeep” ist) in unserer Unterkunft schnell einmal das Dschungelfeeling eingestellt: unsere gebuchte Bambushütte lag wunderschön in Mitten des Urwalds, direkt am Ufer eines Flusses. Auch das restliche Ambiente hat vollauf unseren Erwartungen entsprochen – inklusive dem angebauten “Badezimmer” aus Bambus (eine Kloschüssel und ein Schlauch für das Waschen). Allerdings sollte genau der Bambusboden dieses Bads Nicola kurz darauf eine “schöne Bescherung” verschaffen: er glitt auf dem unebenen Boden aus und hat sich beim Sturz tiefe Schnitte im linken Bein zugezogen, welche so stark geblutet haben, dass wir umgehend einen Arzt aufsuchen mussten. Da dies an einem 24. Dezember auf einer Insel ohne Spital eine ziemlich grosse Herausforderung ist, welche am ehesten ein gehobenes Hotel mit fähigem Concierge meistern kann, sahen wir uns leider gezwungen, die Unterkunft zu wechseln. Und so sind wir dann “immerhin” in den Genuss von Weihnachten in einem 5-Sterne-Hotel gekommen: inklusive hervorragenden Buffets und währschaft deutscher À la carte – Küche, grossem Zimmer, Infinity-Pool (konnte leider nur Jenny benutzen), etc. Und dank schneller Genesung, eigenem Fahrer, Rollstuhl und Krücken konnten wir dann sogar noch die beiden Sehenswürdigkeiten der Insel anschauen: die sog. “Chocolate Hills” – unwirklich wirkenden Hügeln in Pralinenform, welche in einer ansonsten völlig ebenen Landschaft liegen – sowie unser persönliches Highlight, die sog. “Tarsier-Affen” oder auch “Koboldmakis”. Dabei handelt es sich um die kleinsten Primaten der Welt (Länge des Körpers ohne Schwanz: 9 bis 16 Zentimeter), welche vor allem durch zwei Merkmale auffallen: ihre riesigen Augen (im Verhältnis zum restlichen Körper die grössten Augen aller Säugetiere; sie sind grösser als das Gehirn ) und der um 180 Grad schwenkbare Kopf (ist so stark drehbar, weil der Affe seine riesigen Augen nicht bewegen kann…). Die Äffchen gelten darüber hinaus als gewohnheitsorientiert (sie kehren jede Nacht nach der Jagd zum gleichen Baum zurück, um zu schlafen) und als Einzelgänger mit grossem Platzbedarf: wird ihr Lebensraum zu stark eingeschränkt, nehmen sie sich teilweise sogar das Leben, indem sie ihren Kopf gegen einen Baum schlagen oder die Luft anhalten.
Unsere anschliessende Weiterreise nach Boracay, welche drei Autofahrten, einen Bootstransfer auf einem alten, wackeligen Kahn und zwei Flüge inklusive Transfer in Manila umfasste, war sehr anstrengend und abenteuerlich, da Nicola alles mit den Krücken absolvierte und Jenny deshalb die Verantwortung für die doppelte Anzahl an Gepäckstücken hatte. Dank Rollstühlen an den Flughäfen und freundlichen, wenn auch chaotischen und teilweise sogar betrunkenen (!!!) Helfern (der “Rollstuhlschieber” in Manila hatte wohl schon ein paar Bierchen zum Mittagessen getrunken), haben wir diese logistische Meisterleistung dann aber doch geschafft. Ursprünglich war für Boracay geplant, dass wir unsere Kitesurfkenntnisse vertiefen und gediegen ins neue Jahr feiern, was verletzungsbedingt dann doch nicht 100% umsetzbar war, da Nicola während den ersten drei Tagen dem Salzwasser noch fernbleiben musste. Die Silvesternacht selbst entsprach dann aber durchaus unseren Wünschen – inklusive exquisitem Buffet, gutem Rotwein, Prosecco, betrunken Chinesen, Feuerwerken und zünftigen Strandparties – und in den letzen Tagen hat es dann auch mit dem “Drachensurfen” noch geklappt. Dies war auch nötig, denn zumindest von der touristischeren Inselseite waren wir etwas enttäuscht: (zu) viele Pauschaltouristen, ein (eigentlich schöner) weisser Sandstrand, welcher dank massivem Algenteppich in den ersten Tagen ganz grün war und unterdurchschnittliches Essen haben uns in der zweiten Hälfte unseres Aufenthaltes dazu bewogen, unsere Tage auf der windigen Inselseite bei gutem Essen, coolen Leuten und sportlicher Ertüchtigung zu verbringen.
Das allgemeine “Highlight” der Philippinen ist die Bevölkerung: (fast) immer freundlich, lächelnd und sehr hilfsbereit. Als alleinstehender Vertreter der männlichen Gattung wäre man sicherlich auch dem überdurchschnittlichen Aussehen der Filippinas nicht abgeneigt. Allerdings beschert dieser – durchaus ja positive Umstand – dem Land nicht nur Gutes: Sextourismus, teilweise sogar mit Kindern ist fast soweit verbreitet wie in Thailand! Kein Ort, an welchem man keine älteren, übergewichtigen westlichen Herren mit fast schon minderjährigen Begleiterinnen trifft. Entgegen unseren Erwartungen mischen dabei traurigerweise auch unsere Mitbürger aus der schönen Schweiz ganz vorne mit: in keinem Restaurant waren so viele alte “Grüsel” anzutreffen, wie in der Schweizer Beiz. Dabei prahlte die illustre Runde lautstark über ihre “Erfahrungen” mit der ansässigen Jugend. Fremdschämen in den Philippinen! Da tritt eine andere, seltsame Erfahrung, welche wir in den Philippinen gemacht haben, schon fast in den Hintergrund: vor vielen Hotels und den meisten Flughäfen findet man grosse Schilder mit der Bitte, die mitgebrachten Waffen doch bitte nicht ins Gebäude mitzunehmen. Oft steht unter diesem Schild dann auch noch ein Behälter zur Deponierung. Auf diese Tatsache angesprochen, hat uns der Besitzer eines Hostels mit den folgenden Worten zu beruhigen versucht: “Keine Angst! Mein Sohn hat auch eine Waffe. Eine 45-er!” Und am nächsten Tag wollte uns der angesprochene Sohn dann tatsächlich zum Schiessen im Wald mitnehmen
Zur Zeit befinden wir uns in einem schönen Designerhotel in Jakarta am Ende eines dreitägigen Reisemarathons, welcher uns von Boracay über Manila und Singapur hierhergeführt hat. Und in ein paar Stunden steigen wir ins Flugzeug nach Sydney und beenden damit offiziell das Reisekapitel in Asien! Es war schön und erlebnisreich, das Essen gut und wir werden sicherlich eines Tages wieder kommen! Spasiba, Sie-Sie, Shukrya, Terymakasi und see ya in Downunder!