Sydney by Nicola: Budget ade, mate!

Der erste wirkliche Langstreckenflug unserer Weltreise führte uns in typisch australischer Manier von Jakarta nach Sydney: bequeme, breite Sitze für die – im Verhältnis zu Asiaten – etwas höher und breiter gewachsenen Gäste, gutes Fleisch beim servierten Menü und gratis Alkohol die ganze Nacht! Downunder, wir kommen!

Bei der Landung dann die ersten Schock(s): eine strengere Zollkontrolle als hier gibt es wohl nirgends auf der Welt. Man darf nichts, aber auch wirklich nichts Organisches in das Land einführen; keine Esswaren, keine Erde (!!!), keine Naturheilmittel, keine Samen und Kerne und sogar die Badehose ist zu deklarieren, wenn man sie in den letzten drei Tagen in einem anderen Land benutzt hat! Als Weltreisender führt man nun aber eine ganze Menge der oben erwähnten Dinge mit: ein Vorrat an überlebensnotwendigem Instant-Kaffee, diverse Medikamente auf pflanzlicher Basis (in China gekauft) und – oh Schreck – auch benutzte Badehosen Smiley! Zum Glück waren wir auf die Kontrollen einigermassen vorbereitet, haben unsere Schuhe in Jakarta noch gründlich geputzt (da hat es ja Erde dran Smiley), stellten uns beim Ausfüllen des Zollformulars etwas dämlich an (Instant-Kaffe ist doch rein chemisch oder?) und grinsten den Zollbeamten freundlich an. Und vielleicht hat uns auch der CH-Pass noch etwas geholfen…wir wurden auf jeden Fall nicht kontrolliert und auch nicht wegen benutzter Badehose inhaftiert Smiley

Die erste Hürde war damit zwar bewältigt, wirklich angekommen waren wir aber noch lange nicht. Nach fast 8 Monaten Asien war hier alles viel grösser: die Autos, die Sitze im Bus, die Menü-Gänge im Restaurant, die Preise, der Bauchumfang der Leute…Kulturschock pur…Der Einstieg in den neuen Kontinent wurde uns darüber hinaus dadurch erschwert, dass Sydney genau bei unsere Ankunft von einer Hitzewelle getroffen wurde, welche durch starke Winde und schwere Waldbrände in der Umgebung der Stadt hervorgerufen wurden und das Thermometer binnen zwei Stunden von 25 auf 43 Grad ansteigen liessen. Da wir – nach australischen Massstäben – ausserdem “früh” Morgens gelandet waren (zwischen 09:00 und 10:00) und man hier im Hostel zwar bereits um 10:00 aus-, frühestens aber um 14:00 einchecken muss/darf, blieb uns nichts anderes übrig, als den Tag in der Bar nebenan mit einem Bier zu begrüssen. Wer nun denkt, dass wir sicher die Einzigen waren, welche sich diesem Genuss frühmorgens hingaben, der irrt: dank der grossartigen Lage unseres Hostels in Mitten des Rotlichtviertels von Sydney, befanden wir uns mit Prostituierten und Drogenabhängigen in bester Gesellschaft Smiley

Um 14:00 hiess es dann endlich “einchecken” in unser “Luxus-Hostelzimmer”. Luxuriös waren dabei aber nur die Preise: die Nacht kostet 85 Franken; dafür kriegt man etwa 8 m2 und ein Bett. Das Gemeinschaftsbad liegt zwar nebenan, ist aber leider überaus schmutzig und von der beworbenen Klimaanlage – welche wir an diesem Tag auch bitter nötig gehabt hätten – ist leider keine Spur zu finden. Auch der, im Internet angepriesene, Reinigungsdienst besteht nur aus einem versifften Hostelmitarbeiter, welcher morgens um 07:00 (wahrscheinlich der einzige Australier, welcher um diese unmenschliche Zeit schon arbeiten muss) ohne zu klopfen ins Zimmer platzt, den Mülleimer leert und dann wieder verschwindet. Für Leute wie uns, die so lange Zeit asiatische Hostels mit viel besserem Service und zu einem Viertel des Preises gewohnt waren, ein böser Traum! Alle anderen Hostelgäste – überwiegend übergewichtige Teenies mit Käsefüssen – schien das Ganze nicht zu stören.

Nun gut, wir waren ja in einer Grossstadt und hatten entsprechend nicht vor, im Zimmer Wurzeln zu schlagen. Also raus an die frische Luft und los! Und dann war es eigentlich ganz angenehm: man wird als Weisser nicht immer doof angeglotzt, die Strassen sind verhältnismässig sauber, es droht keine Erstickungsgefahr aufgrund hoher Verkehrsdichte und auf den Gehsteigen ist man – im Vergleich zu Asien – fast allein. Sydney ist darüber hinaus eine sehr relaxte Stadt mit vielen coolen Restaurants, welche zwar eher fettiges, qualitativ aber hochwertiges Essen anbieten. Auch das Stadtzentrum selbst hat so einiges zu bieten: botanischer Garten, Harbour Bridge (ursprünglich war eine Besteigung geplant, welche nach Bekanntgabe des Preises von 200 Dollar pro Person aber schnell wieder fallengelassen wurde) und Darling Harbour inklusive überdimensionaler Quietsche-Ente, haben uns gut gefallen. Natürlich darf bei einem Besuch von Sydney auch eine Dosis Opera-House nicht fehlen und so haben wir einerseits eine Führung mitgemacht (32 Dollar pro Person und das Geld nicht wert), sowie eine Breakdance-Show am Abend angekuckt. Damit eine solches Spektakel den finanziellen Rahmen nicht sprengt (die Tickets im “normalen” Vorverkauf werden für 75 Dollar aufwärts angeboten), muss man “früh” aufstehen und sich morgens um 11:00 mit ein paar anderen Bettflüchtigen in eine spezielle Schlange stellen; kriegt dafür im besten Falle aber gute Sitzplätze zum Schnäppchenpreis von 25 Dollar. Dort lernten wir per Zufall auch einen jungen Schweizer Koch kennen, welcher seit ein paar Monaten in der Stadt lebt und uns gleich noch eine private Führung durch die Stadt anbot.

Die restliche Zeit haben wir damit verbracht, die Ausgangsmöglichkeiten im Rotlichtviertel zu nutzen (hiermit sind natürlich nicht die anrüchigen Möglichkeiten gemeint Smiley), einem vergriffenen Campingführer hinterherzujagen, auf welchem die günstigsten Stellplätze im ganzen Land verzeichnet sind, sowie öfters einmal in unserem Lieblingscafé abzuhängen (die Besitzer sind extrem coole und freundliche Menschen).

Nach diesem durchzogenen Start auf dem roten Kontinent, freuen wir uns nun auf “unseren” 4×4-Campervan, mit welchem wir in den nächsten drei Wochen das Land unsicher machen.

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