“Tourists are protected”. Exakt so beginnt die Broschüre des Tourismusbüros in Quito, welche jedem Ecuador-Besucher bei Ankunft ausgehändigt wird. Was klingt, als wären Touristen eine vom Aussterben bedrohte Spezies, welche unter Artenschutz steht, mag zu Beginn noch ganz lustig anmuten…spätestens nach einem Tag Quito wird einem aber klar, dass die Tipps auf den nachfolgenden Broschürenseiten – z.B. man solle nie in der Öffentlichkeit den Stadtplan betrachten, alle Wertsachen im Hotel lassen, von wichtigen Dokumenten nur Kopien auf sich tragen, nur mit dem Taxi unterwegs sein, etc. – bitterernst gemeint sind.
Bereits die Taxifahrt vom weit ausserhalb gelegenen Flughafen stimmt einen auf das ein, was zu erwarten ist: die Taxifahrer vor dem Flughafen reissen dem – wohlbemerkt von uns bestellten – Chauffeur des Hostels fast den Kopf ab, weil er uns abholt, ohne eine Taxilizenz zu haben. Als uns endlich die Flucht aus der Meute gelingt, folgt die nächste Überraschung. Statt nämlich auf dem direktesten Weg ins Zentrum zu fahren, nimmt unser Fahrer einen grossen Umweg durch das Villenviertel Quitos in Kauf…aus Sicherheitsgründen! Wenn man dort so die Häuser betrachtet, erstaunt einen dies aber auch nicht, sind sie doch sogar in diesen “sicheren” Gegenden von mindestens einer drei Meter hohen Mauer, deren Krone von einem elektrisch geladenen Stacheldraht geziert wird, umgeben und werden von schwerbewaffneten Security-Leuten bewacht! Auch die Gassen rund um unser sehr schönes Hostel im Kolonialstil sind Abends völlig ausgestorben und als weisser Hostelgast wird man gebeten, doch bitte spätestens um 18:30 zurück zu sein, da es ab dieser Uhrzeit nicht mehr sicher ist! Wie wir am letzten Abend unseres Aufenthalts festgestellt haben, gilt diese Regelung nur für Weisse: etwas dunklere Brasilianer “dürfen” bis um 21:00 raus ![]()
Um den Tag zu nutzen und trotzdem pünktlich zurück zu sein, sind wir am ersten Morgen entsprechend früh aufgestanden und haben uns auf die Suche nach etwas Essbarem gemacht. Wie wir erst später festgestellt haben, war Sonn- und Muttertag und praktisch alle Speiselokale hatten geschlossen! Immerhin ist die im kolonialstil erbaute Altstadt von Quito – eines der wenigen Highlights hier – von Öffnungszeiten weitgehend unabhängig. Nach einem entsprechend ausgiebigen Stadtbummel durch das historische Center wollten wir noch mit der “Teleferico” (Gondelbahn) auf den nahegelegenen Vulkan “Pichincha”. Blöderweise ist deren Talstation weit ausserhalb gelegen, weshalb wir uns für die “Taxioption” entschieden haben: zur Taxifahrt selbst kam es aber nie, halten viele Taxifahrer doch nicht für Ausländer an oder aber weigern sich das (obligatorische) Taxometer anzuschalten und verlangen zehnfache Preise! Nach diversen Busfahrten kreuz und quer durch die Stadt und einigen längeren Fussmärschen haben wirs dann doch noch zur Bahn geschafft. Doch die nächste Enttäuschung folgte unmittelbar, als die unfreundliche Kassiererin mehrere Noten unserer brandneuen und aus der Schweiz mitgebrachten US-Dollar (offizielle Währung in Ecuador) als Falschgeld bezeichnete, auf “genehme” Noten aber Rückgeld gab, welches aussah, als ob sie es gerade selbst mit dem Farbkopierer gedruckt hätte! Der Hügel selbst war dann auch nicht wirklich, was wir für den horrenden Eintrittspreis für Ausländer erwartet hatten und so zogen wir geknickt wieder von dannen, in der Hoffnung, ein anständiges Restaurant für das Nachtessen zu finden. Weil aber Ausländer in dieser Stadt nur Fast Food zu Wucherpreisen kriegen, wenn sie nicht Selbstversorger spielen, gabs nur ein Sandwich aus dem Subway! Was für ein Reinfall!
Neuer Tag, neues Glück, dachten wir uns am zweiten Morgen. Gut gelaunt standen wir wiederum früh auf und machten uns auf die gut eineinhalbstündige Busfahrt zum “Mitad del Mundo”, einer grossen Parkanlage, welche rund um die Äquatorlinie erbaut wurde. Aufgrund des unverschämten Eintrittspreises, den man im Wesentlichen dafür bezahlt, dass man in überteuerten Souvenirläden einkaufen darf, war das Gelände weitgehend menschenleer und die meisten “Gratis-Attraktionen”, wie bspw. ein Planetarium, hatten geschlossen. Weil wir aber schon einmal hier waren, wollten wir aber natürlich auch ins Hauptmuseum, welches angeblich exakt in der Mitte zwischen nördlicher und südlicher Hemisphäre steht. Selbstverständlich ist dessen Besuch nicht kostenfrei und so endeten wir ein weiteres Mal vor einer schlechtgelaunten Kassiererin. Diese wollte unser “Falschgeld” (auch dies brandneu aus der Schweiz) nicht nur nicht annehmen, nein, sie zerriss sogar die Note und gab uns die vier (!!!) Teile erst nach heftigem Insistieren zurück! Da wir uns so eine Frechheit nicht bieten lassen müssen, uns gleichzeitig aber nicht mit der korrupten ecuadorianischen Polizei anlegen wollten, sind wir unverrichteter Dinge wieder abgezogen und haben uns auf den eineinhalbstündigen Rückweg gemacht! Von so vielen Rückschlägen frustriert, sind wir an unserem letzten Tag in dieser schmutzigen, smoggeplagten Stadt im Hostel geblieben!
Fazit für Quito: Eine hässliche, verdreckte Stadt, mit einem so unterirdischen Standard, dass so manche indische Stadt daneben eine Schönheit ist, mit Einwohnern, welche Abzocker und Rassisten sind (wenn uns z.B. kleine Kinder angeguckt haben, wurde ihnen von den Müttern der Kopf weggedreht, Leute waren immer nur unfreundlich zu uns, etc.) und einem Preisniveau, welches zumindest für westliche Touristen das doppelte von Peru beträgt, muss man definitiv nicht besuchen! “Protect the tourist”? Wahrscheinlich eine berechtigte Aussage…allerdings müssten auf Worte auch Taten folgen.