Quito by Nicola: Ausgenommen wie Weihnachtsgänse, behandelt wie Obdachlose

“Tourists are protected”. Exakt so beginnt die Broschüre des Tourismusbüros in Quito, welche jedem Ecuador-Besucher bei Ankunft ausgehändigt wird. Was klingt, als wären Touristen eine vom Aussterben bedrohte Spezies, welche unter Artenschutz steht, mag zu Beginn noch ganz lustig anmuten…spätestens nach einem Tag Quito wird einem aber klar, dass die Tipps auf den nachfolgenden Broschürenseiten – z.B. man solle nie in der Öffentlichkeit den Stadtplan betrachten, alle Wertsachen im Hotel lassen, von wichtigen Dokumenten nur Kopien auf sich tragen, nur mit dem Taxi unterwegs sein, etc. – bitterernst gemeint sind.

Bereits die Taxifahrt vom weit ausserhalb gelegenen Flughafen stimmt einen auf das ein, was zu erwarten ist: die Taxifahrer vor dem Flughafen reissen dem – wohlbemerkt von uns bestellten – Chauffeur des Hostels fast den Kopf ab, weil er uns abholt, ohne eine Taxilizenz zu haben. Als uns endlich die Flucht aus der Meute gelingt, folgt die nächste Überraschung. Statt nämlich auf dem direktesten Weg ins Zentrum zu fahren, nimmt unser Fahrer einen grossen Umweg durch das Villenviertel Quitos in Kauf…aus Sicherheitsgründen! Wenn man dort so die Häuser betrachtet, erstaunt einen dies aber auch nicht, sind sie doch sogar in diesen “sicheren” Gegenden von mindestens einer drei Meter hohen Mauer, deren Krone von einem elektrisch geladenen Stacheldraht geziert wird, umgeben und werden von schwerbewaffneten Security-Leuten bewacht! Auch die Gassen rund um unser sehr schönes Hostel im Kolonialstil sind Abends völlig ausgestorben und als weisser Hostelgast wird man gebeten, doch bitte spätestens um 18:30 zurück zu sein, da es ab dieser Uhrzeit nicht mehr sicher ist! Wie wir am letzten Abend unseres Aufenthalts festgestellt haben, gilt diese Regelung nur für Weisse: etwas dunklere Brasilianer “dürfen” bis um 21:00 raus Smiley

Um den Tag zu nutzen und trotzdem pünktlich zurück zu sein, sind wir am ersten Morgen entsprechend früh aufgestanden und haben uns auf die Suche nach etwas Essbarem gemacht. Wie wir erst später festgestellt haben, war Sonn- und Muttertag und praktisch alle Speiselokale hatten geschlossen! Immerhin ist die im kolonialstil erbaute Altstadt von Quito – eines der wenigen Highlights hier – von Öffnungszeiten weitgehend unabhängig. Nach einem entsprechend ausgiebigen Stadtbummel durch das historische Center wollten wir noch mit der “Teleferico” (Gondelbahn) auf den nahegelegenen Vulkan “Pichincha”. Blöderweise ist deren Talstation weit ausserhalb gelegen, weshalb wir uns für die “Taxioption” entschieden haben: zur Taxifahrt selbst kam es aber nie, halten viele Taxifahrer doch nicht für Ausländer an oder aber weigern sich das (obligatorische) Taxometer anzuschalten und verlangen zehnfache Preise! Nach diversen Busfahrten kreuz und quer durch die Stadt und einigen längeren Fussmärschen haben wirs dann doch noch zur Bahn geschafft. Doch die nächste Enttäuschung folgte unmittelbar, als die unfreundliche Kassiererin mehrere Noten unserer brandneuen und aus der Schweiz mitgebrachten US-Dollar (offizielle Währung in Ecuador) als Falschgeld bezeichnete, auf “genehme” Noten aber Rückgeld gab, welches aussah, als ob sie es gerade selbst mit dem Farbkopierer gedruckt hätte! Der Hügel selbst war dann auch nicht wirklich, was wir für den horrenden Eintrittspreis für Ausländer erwartet hatten und so zogen wir geknickt wieder von dannen, in der Hoffnung, ein anständiges Restaurant für das Nachtessen zu finden. Weil aber Ausländer in dieser Stadt nur Fast Food zu Wucherpreisen kriegen, wenn sie nicht Selbstversorger spielen, gabs nur ein Sandwich aus dem Subway! Was für ein Reinfall!

Neuer Tag, neues Glück, dachten wir uns am zweiten Morgen. Gut gelaunt standen wir wiederum früh auf und machten uns auf die gut eineinhalbstündige Busfahrt zum “Mitad del Mundo”, einer grossen Parkanlage, welche rund um die Äquatorlinie erbaut wurde. Aufgrund des unverschämten Eintrittspreises, den man im Wesentlichen dafür bezahlt, dass man in überteuerten Souvenirläden einkaufen darf, war das Gelände weitgehend menschenleer und die meisten “Gratis-Attraktionen”, wie bspw. ein Planetarium, hatten geschlossen. Weil wir aber schon einmal hier waren, wollten wir aber natürlich auch ins Hauptmuseum, welches angeblich exakt in der Mitte zwischen nördlicher und südlicher Hemisphäre steht. Selbstverständlich ist dessen Besuch nicht kostenfrei und so endeten wir ein weiteres Mal vor einer schlechtgelaunten Kassiererin. Diese wollte unser “Falschgeld” (auch dies brandneu aus der Schweiz) nicht nur nicht annehmen, nein, sie zerriss sogar die Note und gab uns die vier (!!!) Teile erst nach heftigem Insistieren zurück! Da wir uns so eine Frechheit nicht bieten lassen müssen, uns gleichzeitig aber nicht mit der korrupten ecuadorianischen Polizei anlegen wollten, sind wir unverrichteter Dinge wieder abgezogen und haben uns auf den eineinhalbstündigen Rückweg gemacht! Von so vielen Rückschlägen frustriert, sind wir an unserem letzten Tag in dieser schmutzigen, smoggeplagten Stadt im Hostel geblieben!

Fazit für Quito: Eine hässliche, verdreckte Stadt, mit einem so unterirdischen Standard, dass so manche indische Stadt daneben eine Schönheit ist, mit Einwohnern, welche Abzocker und Rassisten sind (wenn uns z.B. kleine Kinder angeguckt haben, wurde ihnen von den Müttern der Kopf weggedreht, Leute waren immer nur unfreundlich zu uns, etc.) und einem Preisniveau, welches zumindest für westliche Touristen das doppelte von Peru beträgt, muss man definitiv nicht besuchen! “Protect the tourist”? Wahrscheinlich eine berechtigte Aussage…allerdings müssten auf Worte auch Taten folgen.

Peru (Puno, Cusco & Huacachina) by Nicola: Mit dem Schiff die Berge erkunden, dem Inka ins Wohnzimmer trampeln und in der Wüste vom Snowboard fallen

Wo “normale” Leute in Europa höchstens Skifahren, Bergsteigen oder mit Fallschirmen ab Klippen oder aus Flugzeugen springen, machen wir Sightseeing und essen niedliche Haustiere. Häääääää??? Nun aber alles einmal der Reihe nach: Unser gut zweiwöchiger Peru-Trip beginnt auf über 3’800 Metern über Meer…und zwar nicht auf irgendeinem beliebigen Berggipfel – die sind in der Regel hier höher als 5’000 – sondern in der Stadt Puno am Ufer des Titicaca-Sees, welcher auch Hauptgrund unseres Besuchs hier war: auf diesem See, welcher Peru von Bolivien trennt und nebenbei noch das höchstgelegene navigierbare Gewässer der Welt ist, lebt das Volk der Uros. Von Steuern und sonstigen Abgaben befreit, leben diese Menschen auch heute noch in Familienverbänden auf ihren Inselchen. Was weiter nicht speziell klingen mag erhält eine ganz neue Dimension, wenn man weiss, dass alles hier aus Schilf besteht – ja, sogar die Inseln selbst. Weil dadurch sowohl die eigenen vier Wände, wie auch der – mehr oder weniger feste – Boden unter den Füssen langsam vergammeln, muss hier alles jährlich ersetzt werden. Ausserdem gibt es auf den “Wohnsinseln” nicht einmal Toiletten…wer dringend einmal muss, schwingt sich dafür auf eines der (Schilf-) Boote und fährt zu einer der dafür vorgesehenen Orte. Alles sehr interessant. Allerdings gibt es sicherlich einfachere Methoden, um sich vor Steuern zu drücken Smiley

Die zweite interessante Inselgruppe, welche man während einer Tour auf dem Titicaca-See besucht zeichnet sich zwar nicht dadurch aus, dass sie sich langsam selbst versenkt, dafür gibt es auf Taquile aber ein streng reglementiertes System zur Kennzeichnung des Beziehungsstatus eines jeden Einwohners: Knaben unter fünf Jahren tragen bunte Wollmützen in knalligen Farben. Diese wird später ersetzt durch das Zeichen für unverheiratete Männer: eine Mütze, deren untere Hälfte weiss, die obere in einem dunklen Rotton gehalten ist. Dabei noch besonders erwähnenswert: je qualitativ hochwertiger die Mütze, umso besser die Parte für die Frau… Männliche Individuen “unter der Haube” tragen schliesslich nur noch eine gemusterte Kappe in Rot. Qualität spielt dabei übrigens nur noch eine untergeordnete Rolle… Und wie siehts bei der Damenwelt aus? Vergleichsweise simpel: die Umhänge des schönen Geschlechts haben an den Rändern vielfarbige Puschel: sind diese hell gehalten, ist die Dame noch zu haben, bei dunkeln Farben sollte man dagegen die Finger davon lassen. Wer braucht da noch Partnerbörsen im Internet???

Die verbleibenden vier Tage in Puno wollten wir ursprünglich mit Besichtigungen auf eigene Faust ausfüllen. Leider ist dies aufgrund der angeblichen Gefahrenlage in der Stadt – Touristen, welche sich nicht im Zentrum aufhalten werden regelmässig Opfer von Überfällen – nur sehr begrenzt möglich. Entsprechend haben wir lediglich einen einzigen Aussichtspunkt bestiegen. Ganz unglücklich darüber waren wir aber nicht, haben wir mit jedem verstrichenen Tag doch immer mehr Auswirkungen der enormen Höhe gespürt: wenn selbst das Steigen einer kurzen Treppe zur körperlichen Höchstleistung wird, ist es eventuell besser, wenn man sich statt anzustrengen eher den kulinarischen Seiten der Region zuwendet. Natürlich konnten wir es uns auch nicht nehmen lassen, die Spezialität Perus zu kosten: das “Cuy”, zu Deutsch Meerschweinchen. Nicht besonders reich an Fleisch, hat es mit der richtigen Würze doch ganz ordentlich geschmeckt Smiley

Um Puno gebührend abzuschliessen und uns bereits möglichst optimal auf das königliche Cusco einzustimmen, haben wir die Strecke zwischen den beiden Städten mit dem “Andean Explorer”, einem Touristenzug im Stile des Orientexpress zurückgelegt. Während einem ein exquisites 3-Gänge-Menü und später der obligatorische “Afternoon-Tea” serviert werden, ziehen die wunderschönen Landschaften der peruanischen Anden vor dem Fenster vorbei. Zwischenzeitlich sorgen eine typisch peruanische Band und eine traditionelle Modenschau (natürlich mit Kaufoption) für Abwechslung. Und wenn einem trotz allem einmal langweilig werden sollte, kann man sich immer noch in den halboffenen Panoramawagen am Ende des Zuges begeben, um frische Luft zu schnappen: empfiehlt sich insbesondere bei der Durchquerung der Märkte in den Städten unterwegs: weil der Zug nur einmal täglich verkehrt, werden in der Regel auch die Schienen als Verkaufsfläche genutzt; bei Eintreffen der Eisenbahn werden die Waren dann auf den Geleisen einfach so verstaut, dass der Zug mühelos darüber hinwegfahren kann.

In der ehemaligen Hauptstadt der Inkas angekommen, zeigt sich ziemlich schnell, dass Cusco eine der touristischsten Städte unserer gesamten Weltreise ist: unzählige Hotels, Restaurants und Läden mit völlig überteuerten Produkten aus Lama Wolle reihen sich aneinander, während aufdringliche Taxifahrer und Schlepper versuchen, einem eine “incredibly cheap tour to Machu Picchu” zu verkaufen… Da man ausserdem vor jedem Bankomaten eine halbe Stunde warten muss, bis man an der Reihe ist, hält uns trotz der vergleichsweise schönen Plaza entsprechend nicht allzu viel hier. Ist aber nicht weiter schlimm, sind wir doch nur in der Stadt, um die legendäre Inkastätte “Machu Picchu” zu besuchen. Dieses – wenn auch teure – Vergnügen ist definitv Highlight einer jeden Südamerikareise: dazu geht es zuerst mit dem Sammeltaxi nach Olantaytambo, wo man in einen Touristenzug umsteigen muss (Tickets für die günstige “Einheimischen-Klasse” kann man als Nicht-Peruaner leider nicht kaufen…), welcher einen nach Aguas Calientes bringt. Die Übernachtung dort hat – zumindest in unserem Fall – hat diesen Namen nicht verdient, feiern die Einheimischen am Wochenende jeweils doch unter einem X-beliebigen Vorwand (bei uns “Santa Cruz” genannt) lautstark. Als die Party vorbei war, hiess es auch schon aufzustehen, um den Bus auf den Berg zu kriegen und noch vor den Tausenden Gleichgesinnten da zu sein. Wir habens geschafft und noch einige schöne Fotos schiessen können, bevor die grossen Tourgruppen mit ihren Guides (inklusive unserem) eingetroffen sind. Die Führung selbst war dann sehr interessant, erfährt man so doch viel über die Inkas: grosse Astronomen, hatten sie damals schon einen exakten Kalender und waren darüber hinaus exzellente Architekten, welche für die Ewigkeit gebaut haben! Am Nachmittag wollten wir dann noch den “Cerro Machu Picchu” – den Gipfel neben den Ruinen – erklimmen. Leider hat uns das sehr wechselhafte Wetter einen Strich durch die Rechnung gemacht, weshalb wir uns mit der Wanderung zum “Sonnentor” am Ende des Inka-Trecks begnügt und einigen Lamas beim Liebesspiel zugeschaut haben Smiley

Die – hoffentlich – letzte lange Busfahrt unserer Weltreise führte uns von Cusco in das ersehnte Tiefland, nach Huacachina. Dass wir dabei die teuerste Luxusklasse im Bus gebucht haben (inkl. “eigenem” Fernseher und WLAN), konnte nicht wesentlich über die katastrophalen Strassenverhältnisse mit so zahlreichen Kurven, dass selbst bei eingefleischten Busveteranen beim Anblick der servierten Mahlzeiten ein Brechreiz geweckt wurde, hinwegtäuschen. Zwar noch mit vollständigem Mageninhalt, dafür aber völlig entkräftet sind wir in der kleinen “Touri-Oase” Huacachina angekommen. Und obwohl “Oase” hier wörtlich zu nehmen ist – die Ortschaft ist umringt von gewaltigen Sanddünen – findet man hier definitiv keine Ruhe: bestehend aus billigen Hostels, Restaurants und Bars, zieht das Fleckchen vor allem junge, partywütige Singles aus der ganzen Welt an: Sex, Drugs & Techno in der Wüste… Der einzige Weg, dem Rummel kurzzeitig zu entfliehen, besteht darin, auf selbstgebauten Buggies mit halsbrecherischem Tempo durch die Dünen zu rasen und ab und zu eine ebensolche selbst mit dem Snowboard herunterzufahren. Einfach keine Kurven machen, ist seeeeehhhr ungesund…

Tour zum Salar Uyuni by Nicola: Flamingos, Salz und Kokain

Von den Strapazen des Fahrradausflugs zum Mond erholt, haben wir uns auf die Suche nach einem geeigneten Anbieter für eine Jeep-Tour zur grössten Salzwüste der Welt – dem “Salar de Uyuni” – gemacht. Was aufgrund der Menge an “verkaufswütigen” Agenturen in San Pedro de Atacama eigentlich kein Problem darstellen dürfte, hat trotzdem so seine Hürden: das Reiseprogramm ist bei allen Unternehmen zwar durchaus identisch, Preis, Anzahl der Mitfahrenden im Jeep, Art der Unterkunft, Menge und Qualität der Verpflegung, Zustand des Fahrzeugs und Nüchternheit des Fahrers können aber erheblich variieren. Nicht darauf erpicht, mit einem fahrenden Wrack Baujahr 1940 und/oder einem Trunkenbold durch die Wüste zu brettern, haben wir einen der teureren Anbieter (“Estrella del Sur”) gewählt. Dass aber auch dieses Vorgehen leider keine 100%-ige Sicherheit bietet, mussten wir am letzten Tag der Tour am eigenen Leib erfahren. Dazu aber später mehr…

Da die Bolivianer keine ausländischen Fahrer bzw. Guides auf “ihrem” Salar dulden, wird man am Morgen des ersten Tages mit dutzenden von anderen Reisenden der verschiedensten Agenturen per Bus an die bolivianische Grenze gekarrt. Diese besteht aus einem Holzverschlag inmitten der Atacama-Wüste in den Hochanden. Ist man erst einmal stolzer Besitzer des Einreisestempels, wird man einem der wartenden Fahrer zugeteilt: wir hatten Glück und durften mit “Ronald” und seinem jungen Lexus-Jeep reisen. Bei uns mitgefahren sind je ein Pärchen aus Kanada und Australien. Im Laufe des ersten Tages werden dann verschiedenste Sehenswürdigkeiten angefahren: die “Laguna Blanca” (eine Art Bergsee), die “Laguna Verde” (schon länger nicht mehr grün), der Geysir “Sol de Mañana”, und die spektakuläre “Laguna Colorada”, bei welcher man wegen der tiefroten Farbe die rosaroten Flamingos, welche hier leben, fast nicht mehr erkennen kann. Ob unsere Wahrnehmung auch der Realität entsprach, wissen wir dank dem “Höhenflash” (der Grossteil der Tourstrecke befindet sich auf mehr als 4’000 Metern Höhe) und dem ausgiebigen Kauen von Coca-Blättern, welche angeblich die Wirkung der Höhe mildern sollen, nicht mehr wirklich Smiley Für zusätzliche Unterhaltung sorgte eine Art Wettbewerb zwischen den Fahrern “unserer” Firma: beide wollten – wahrscheinlich aus rationalen Überlegungen bezüglich des zu erwartenden Trinkgelds – ihren Schützlingen immer etwas besseres bieten, als der Kontrahent: und so wurde auf “langweiligen” Abschnitten Gas gegeben, um zuerst am Ziel zu sein, Essen etwas exklusiver angerichtet, Getränke fünf Minuten vorher serviert, etc. Dieses Kräftemessen nahm zeitenweise lächerliche Ausmasse an, wurde den Insassen unseres Wagens doch verboten, beim Essen mit den anderen am gleichen Tisch zu sitzen…

Nach einer kalten und für gewisse auch sehr unruhigen Nacht (eine der Teilnehmerinnen im anderen Wagen litt an einer sehr extremen Form der Höhenkrankheit und musste deswegen Pillen mit hochdosiertem Koffein schlucken), standen am zweiten Tag etwas unspektakulärere Sehenswürdigkeiten auf dem Plan, war dieser doch vor allem dazu gedacht, die restlichen Kilometer zum Salar de Uyuni selbst zu überbrücken. Nichtsdestotrotz sind auch die diversen Lagunen, der “Arbol de Piedra” (Felsformation in Form eines Baums), der “Montagna de siete colores” (Berg mit vielen Farbabstufungen) und ein noch aktiver Vulkan ganz nett anzuschauen. Nur Flamingos müssen wir in den nächsten Wochen definitiv keine mehr sehen! Smiley Dank wiederum zackigem Fahrverhalten gabs für die Ersteintreffenden am Abend – uns natürlich – sogar ein Doppelzimmer im Salzhotel (ist wirklich fast alles aus Salz erbaut). Und auch die Wanderung auf den danebenliegenden, mit eindrücklichen Kakteen bewachsenen Hügel inklusive spektakulärem Weitblick über den Salar hat sich gelohnt!

Am Morgen des dritten Tages war es dann endlich soweit: der Salar selbst durfte entdeckt werden. Pünktlich zu Sonnenaufgang waren wir bei der “Isla de Inca Wasi”, einer kleinen “Insel” aus Stein im ewigen Weiss des Salzsees. Sobald die Sonne richtig oben war, ging es dann weiter zum eigentlichen Highlight, welches man der komplett ebenen und riesigen Salzfläche zu verdanken hat: dem Knipsen von grössen-verzerrten Klischeefotos. Obwohl wahrscheinlich täglich von Hunderten identisch gemacht, bereitet es doch sehr viel Spass, auf einem lebensgrossen Apfel “zu liegen”, mit dem eigenen Jeep “Spielzeugauto zu spielen” oder unseren Reiseleiter Joggeli als gleich grosse Person zu umarmen… Da erscheint einem der Zugfriedhof, welchen man zum Abschluss der Tour besucht, nicht mehr als allzu interessant.

In Uyuni angekommen, gehen die meisten Teilnehmer ihres Weges, um weiter ins Landesinnere von Bolivien zu reisen. Da wir uns dafür entschlossen hatten, wieder nach San Pedro de Atacama zurückzukehren, blieben uns nur knapp zwei Stunden in dem Wüstenort. Weil uns die Bolivianer aber als eher unfreundliche, mürrische Personen in Erinnerung bleiben, sind wir trotz interessanter kultureller Augenmerke (die Frauen tragen traditionelle Röcke und Hüte) nicht wirklich unglücklich, das Land wieder verlassen zu können. Der Unterschied im Lebensstandard zwischen Chile und Bolivien ist definitiv enorm!

Die Art wie wir die Rückreise absolvieren würden, hätten wir uns aber auch anders vorgestellt: der junge Fahrer, welcher am Nachmittag in Uyuni noch nüchtern, seriös und überhaupt nicht gesprächig gewirkt hatte, stank nach jeder Bier-, äähhhh tschuldigung, Pinkelpause etwas mehr nach Schnaps und entwickelte sich spätestens nach dem zweiten Stopp zu einer ausgewachsenen Labertasche. So erzählte er nicht nur irgendwelche wirren Stories, sondern gestikulierte gleichzeitig wild mit den Armen, so dass wir mehrmals von der “Strasse” abkamen. Glücklicherweise stand an den betreffenden Orten nicht gerade ein Lama im Weg… Allerdings fanden alle bis auf Nicola die Fahrt als äusserst unterhaltsam. Da ich mir sicher bin, dass meine beiden Mitfahrerinnen keinen Tropfen Alkohol zu sich genommen und auch keine anrüchigen Blätter gekaut haben, muss das wohl an der Höhe gelegen haben (teilweise fast 6’000 Meter)!

Weil unser Fahrer anscheinend auch das gesamte Geld, welches für unseren Proviant bestimmt gewesen wäre, wahrscheinlich in Alkoholika investiert hat, gab es sowohl am selben Abend, wie auch am nächsten Morgen das Essen erst nach lautstarker Intervention unsererseits. Entsprechend bekam der Mitarbeiter im Büro des Anbieters bei unserer Rückkehr nach San Pedro ordentlich etwas zu hören. Fairerweise muss man aber auch sagen, dass er uns nach der Beschwerde das Geld für den letzten Reisetag umgehend zurückerstattet hat, so dass wir uns nun bei Pizza und Wein vom Stress erholen können Smiley

San Pedro de Atacama by Nicola: Pizzen und Lamafleisch, serviert auf dem Mond

Nach 24 Stunden “chillen” im breiten Sessel des Luxusbusses, sechs Science-Fiction-Filmen in Spanisch und drei “Diät-Mahlzeiten” (bestehend aus je einem kleinen, trockenen Sandwich, einem Getränk und Erdnüssen) sind wir endlich in San Pedro de Atacama angekommen. Dieses liebreizende Wüstendörfchen sollte für die nächsten Tage Ausgangsbasis für zahlreiche Exkursionen in die nahe Umgebung und nach Bolivien sein. Allerdings versprüht schon die Oase selbst einen so unwiderstehlichen Charme, dass aus den ursprünglich vier geplanten Tagen schlussendlich sechs geworden sind: denn wo sonst in Chile bzw. evtl. ganz Südamerika sieht man Eis-essende Lamas auf der Hauptstrasse, kriegt Pizzen, bei welchen sogar der Italiener vor Neid erblassen würde und kann dazu noch einen hervorragenden Rotwein geniessen? Ob all der wunderbaren Dinge könnte man glatt vergessen, dass man sich in einer der höchstgelegenen (San Pedro liegt auf 2’500 Metern) und trockensten Wüsten der Welt befindet, welche in der Umgebung so viel zu bieten hat, dass man eigentlich gar keine Zeit zum chillen haben sollte.

Und so lässt man dann schweren Herzens die hedonistischen Genüsse hinter sich und stürzt sich hinein in das vielfältige Angebot an Exkursionen. Und es lohnt sich sehr, ist doch fast keine Region der Welt landschaftlich so vielfältig, wie diese. Unsere erste Tour führte uns zur “Laguna Cejar” – einem Salzsee, dessen Salzgehalt ca. zehnmal höher ist, als bei einem Meer und man dadurch wunderbar im Wasser liegen kann, ohne unterzugehen –, zwei kleineren Seen, “Ojos del Salar” genannt und bei Sonnenuntergang noch zu einer ausgetrockneten Salzlagune: wir waren also Mitten in der Wüste, standen aber neben Gewässern und waren gleichzeitig umringt von (teilweise schneebedeckten) Bergen und aktiven oder erloschenen Vulkanen. Und als Krönung gabs dazu noch einen Pisco Sour Smiley

Von so vielen Eindrücken begeistert, haben wir am selben Abend sofort eine zweite Tour für den nächsten Morgen gebucht; Ziel: die “El Tatio – Geysire”. Haken an der Sache: will man zum Sonnenaufgang dort sein, muss man um 03:30 aufstehen und sich in die wärmsten Klamotten werfen, welche man dabei hat (bei Sonnenaufgang hatte es angeblich minus 12 Grad). Als Belohnung erhält man dafür die Gelegenheit, auf 5’000 Metern über Meer beeindruckende Dampf- und Wasserfontänen vulkanischen Ursprungs zu beobachten, begleitet natürlich von einem herrlichen Düftchen nach verfaulenden Eiern. Ganz wagemutigen/dummen Menschen hat der grösste der Geysire hier – genannt “el asesino” d.h. “der Mörder” – angeblich bereits den Tod gebracht bzw. sie verdampft. Wir haben glücklicherweise überlebt und sind so noch in den Genuss von umfangreichen Erklärungen zur Unterscheidung der verschiedenen “Spucktiere” (Lamas, Alpaccas, Vikunjas) inklusive einer Degustation derselben (Lamafleisch) gekommen. Schmeckt übrigens sehr gut…

Natürlich liess auch der dritte Ausflug nicht lange auf sich warten. Dieses Mal sollte es kurz vor Mitternacht zur privaten Sternwarte eines Franzosen gehen, wo uns umfassende Erklärungen zum Firmament, so wie die Möglichkeit der Betrachtung von weit entfernten Planeten und Galaxien erwarten sollten. Vom Sternengucken mittels elektronischen Teleskopen – man konnte z.B. Saturn inklusive Ring klar erkennen – waren wir begeistert, von der “Stand-up-Comedy” auf niedrigstem Niveau des Möchtegern-Tourguides (er war nicht einmal ausgebildeter Astronome) eher weniger: so getraue er sich zum Beispiel nicht mehr, den Namen des Planeten “Uranus” in Englisch korrekt auszusprechen, wenn Teenager dabei seien, da dies immer zu ewigen Lachorgien führen würde (ausgesprochen wird dies ja wie “your anus” / “dein Arschloch”). *hahaha*

Nachdem wir nun also den Mond gesehen und fotografiert haben, wollten wir ihm selbstverständlich auch direkt einen Besuch abstatten. Für 3’600 pro Person ist auch dies möglich in San Pedro: doch keine Angst, liebe Angehörigen. Beim Geld handelt es sich natürlich nur um chilenische Pesos und auch eine Rakete war nicht vonnöten Smiley Stattdessen haben wir uns ein Fahrrad gemietet und sind ins “Valle de la Luna” / “Tal des Mondes” gefahren, wo wir zuerst durch einen engen Canyon mit Höhlen gekrochen und dann pünktlich zu Sonnenuntergang auf die höchste Düne gestiegen sind.

Da die Mondlandung sehr anstrengend gewesen ist, wird vorübergehend aber wieder gechillt…

Pucon, Santiago & Valparaiso by Nicola: Schlange stehen einmal anders: am Vulkan, in der Metro und vor der Polizeisperre

Wieder mit festem Boden unter den Füssen und – gegen Erwartung – im Zeitplan (die Fähre von Puerto Natales nach Puerto Montt hat oft mehrtägige Verspätung), beschlossen wir, der hässlichen Hafenstadt Puerto Montt so rasch wie möglich den Rücken zu kehren und nach Pucon weiterzufahren. Die gehegte Hoffnung, dass es weiter nördlich doch bitte etwas wärmer wäre, erfüllte sich aber leider trotz 6-stündiger Busfahrt nicht: als wir im beliebten Touristenort Pucon nämlich unser Gefährt verliessen, wurden wir von so starkem Wind und strömendem Regen begrüsst, wie noch nie bisher auf unserer Weltreise. Dummerweise hatten wir im Voraus auch keine Unterkunft gebucht, weshalb als erstes eine lustige Hostelsuche anstand, welche uns  quer durch das ganze Dorf geführt hat – alles natürlich bei übelstem Wetter.

Als dann endlich eine genehme Herberge gefunden wurde, teilte uns die Hostelbesitzerin mit, dass das miese Hundewetter nun schon seit mehreren Tagen anhalten würde, für den nächsten Tag aber Aufhellungen und Sonnenschein angesagt seien. Was uns eigentlich hätte freuen sollen – und im ersten Augenblick auch gefreut hat – entpuppte sich später jedoch als grosser Stolperstein für unseren ursprünglichen Plan, den noch aktiven Vulkan Villaricca in der Umgebung von Pucon zu besteigen: da das Hügelchen nur an sehr schönen Tagen bezwungen werden kann und die Besteigung darüber hinaus auch bei der breiten Masse sehr beliebt ist, wollten am nächsten Tag mehr als 200 Gipfelstürmer hoch hinaus. Für uns – speziell im Hinblick auf die nicht allzu vielversprechende Unfallstatistik aufgrund von unzureichend ausgebildeten Bergführern – definitiv keine Option. Also ergaben wir uns unserem Schicksal und flanierten durch das hübsche, wenn auch sehr touristische Städtchen, frischten alte “Schiffsbekanntschaften” bei einem Pisco Sour auf und statteten einem der zahlreichen Thermalbäder einen mitternächtlichen Besuch ab. Letzteres war dabei zweifellos das Highlight unseres Pucon-Besuchs, da das Bad – abgesehen von einigen improvisierten Umkleidekabinen – weitgehend naturbelassen ist. Da die Temperatur des Nachts in Pucon um diese Jahreszeit (auf der südlichen Halbkugel ist Anfang Herbst) bereits empfindlich tief sinken können, die Nachbarn des Hostels regelmässig mitternächtliche Openair-Parties veranstalteten, das Baby der Besitzerin immer mal wieder lautstark geschrien hat und man des Morgens sogar manchmal vom Sirenenalarm, welcher von einer vulkanischen Eruption warnt, geweckt wurde, waren wir nicht allzu unglücklich, als es nach einigen Tagen nach Santiago weiterging.

Ganz im Gegensatz zu Pucon, hat uns die Hauptstadt Chiles sehr positiv überrascht. Obwohl mit einem massiven Smogproblem und gefüllt mit Millionen von Einwohnern, welche unserer Ansicht nach alle zur gleichen Zeit das völlig überlastete Metronetz der Stadt benutzen (selbstverständlich ist es die Uhrzeit, zu welcher auch wir am ersten Tag in Santiago angekommen sind Smiley), ist sie nicht der erwartete Moloch, sondern verhältnismässig sauber, modern und trotzdem mit einer erstaunlichen Anzahl an gut erhaltenen Kolonialbauten gesegnet. Da die wichtigsten Sehenswürdigkeiten alle ziemlich kompakt beieinander liegen, hat man darüber hinaus auch genügend Zeit, um auf die beiden Hügel (Cerro San Cristobal & Cerro Santa Lucia) mitten in der Stadt zu wandern. Von diesen Oasen der Ruhe (und teilweise auch Smogfreiheit) hat man nicht nur einen herrlichen Ausblick über grosse Teile der Stadt, sondern kann sich auch vor deren lebhaftem Alltag erholen oder vor demonstrierenden Studenten in Sicherheit bringen…

Aufgrund einer – im Nachhinein einmal wieder nicht so tollen – Empfehlung in unserem Reiseführer, haben wir auch einen eintägigen Abstecher nach Valparaiso unternommen. Die zwei Stunden von Santiago entfernte Hafenstadt ist angeblich bekannt für ihre charmanten, an Hügeln gelegenen Wohnquartieren mit farbigen Häusschen. Aus unserer Sicht ist Valparaiso aber eher eine hässliche Hafenstadt mit ein, zwei netten Nachbarschaften, welche zwar durchaus ihren Charme haben und mit uralten “Liften” (extrem steile Zahnradbahnen, welche vom flachen Teil der Stadt auf die Hügel führen) befahren werden können, darüber hinaus aber rein gar nichts spezielles zu bieten haben. Da auch an diesem Tag wieder fröhliches demonstrieren inklusiver Randale angesagt war, wurde aus dem geplanten Tagesausflug dann halt eben nur ein halber…

Zurück in Santiago war es dann wieder einmal soweit: das Haar musste ab! Trotz eher negativer Erfahrungen beim letzten Friseurbesuch in Singapur, haben wir unseren gesamten Mut zusammengenommen und sind zu einem einheimischen “Höörlifilzer” gefahren. Und obwohl unsere Spanischkenntnisse bis aufs äusserste strapaziert wurden, kann sich das Ganze aus unserer Sicht sehen lassen. Weiteres grosses Plus an der Sache: den Damenhaarschnitt gabs für umgerechnet 15.-, den für Herren für knapp 12.- ! Natürlich musste der neue Schnitt auch sofort präsentiert werden und so traf es sich doch ganz gut, dass wir am gleichen Abend noch zwei Bekanntschaften von der Navimag treffen und mit ihnen Bellavista, das coole Studentenviertel Santiagos, unsicher machen wollten (hallöchen Dani & Tina) Smiley

Da es irgendwann für uns nichts Interessantes mehr zu sehen gab und ausnahmsweise auch einmal nicht demonstriert wurde, sind wir ein weiteres Mal in den Bus gestiegen. Ziel: das 24 Stunden nördlich gelegene San Pedro de Atacama. Zum Glück gibts hier Luxusbusse mit extrabreiten Sitzen…

Patagonien by Nicola: Kalt kann auch schön sein

Wie so viele unserer geschätzten Leser in der Heimat, zog es auch uns im letzten Monat gen Süden. Im Gegensatz zu euch war unsere Motivation aber eher gegenteiliger Natur: wir wollten vom wärmeren Norden in den kälteren Süden. Verkehrte Welt? Keineswegs, denn wir wollten von der Welthauptstadt des Rindssteak zu einer der südlichsten Städte der Welt nach Patagonien reisen. Der von mir gewählte Titel ist also keineswegs in Anspielung auf Europa zu verstehen Smiley

Damit wir uns eine anstrengende, knapp 40 Stunden lange Busfahrt ersparen konnten, sind wir von Buenos Aires zuerst nach Rio Gallegos geflogen, dort in den Bus gestiegen und haben so schliesslich die argentinisch – chilenische Grenze überquert. Lief alles völlig problemlos…haben aber ja auch nichts anderes erwartet, nachdem Nicola doch noch kurzfristig davon überzeugt werden konnte, keine leckeren Steaks nach Chile einzuschmuggeln. Bei den strikten Lebensmittelkontrollen am Zoll wäre das sicherlich auch schief gegangen…

In Punta Arenas angekommen, bestätigte sich – zumindest für uns als Weltreisende, welche bisher nur in wärmeren Gefilden unterwegs waren – das erst Patagonien-Klischee: es ist verdammt kalt hier! Wir sprechen zwar von immer noch 5 Grad PLUS, aber nichtsdestotrotz: es ist kalt! Wahrscheinlich dachten das auch die Bankomaten der lokalen Banken, denn trotz genügend Mitteln auf dem Konto gab es erst einmal nichts. Unser Taxifahrer, welcher uns von Geldinstitut zu Geldinstitut gefahren hat, fand das Ganze zwar komischerweise lustig, ob er aber immer noch so locker drauf gewesen wäre, wenn wir auch am Ende keine Pesos gehabt hätten, lässt sich (glücklicherweise) nicht feststellen, da Bankomat Nummer fünf Mitleid mit uns hatte und den gewünschten Betrag anstandslos herausspuckte.

Punta Arenas selbst ist ein ganz cooles Städtchen und dies nicht nur in Bezug auf die Temperaturen: ein kleines, idyllisches Örtchen mit Häusern aus Holz und freundlichen aber eher zurückhaltenden Menschen und die beste heisse Schokolade der Welt. Und natürlich bietet die Stadt auch eine Sehenswürdigkeit, für die es sich lohnt, eine Reise an den Hintern unseres Globus zu machen: die Isla Magdalena, Sommerresidenz (ja, es ist momentan Sommer hier unten!) von angeblich 120’000 Magellan-Pinguinen. Ob es tatsächlich auch so viele waren oder ob wir um einen Teil unseres Eintrittsgeldes betrogen worden sind, wissen wir nicht. Aber es waren auf jeden Fall sehr, sehr viele Pinguine. Das Ganze schaut man sich im Rahmen einer geführten Bootstour an, welche aufgrund von starkem Wellengang in der Magellan-Strasse aber nur bei schönem Wetter stattfinden kann. Hat man – so wie wir – Glück mit dem Wetter, wird man für eine Stunde auf der Insel abgeladen und kann dort entlang von abgesperrten Gehwegen über die Insel flanieren und die Pinguine beobachten, welche rundherum ihre Nester haben. Einige wagemutige Exemplare getrauen sich sogar in die Nähe der Menschen und geben so noch viel bessere Fotomotive ab. Allerdings war keiner mutig genug, um sich “dem grossen Nicola” entgegenzustellen Smiley Wahrscheinlich sehe ich, eingepackt in warme Kleidung und Mütze (beides hier dringend nötig), aus Sicht eines Pinguins nach watschelndem Killerwal aus…

Nach nur zwei Tagen sind wir dann aber schon wieder in Richtung Norden aufgebrochen. Zwar immer noch in Patagonien aber doch schon etwas wärmer, ist auch Puerto Natales ein quirliges Örtchen mit Charme. Und obwohl hier unsere Unterkunft im Gegensatz zu Punta Arenas sogar Heizung hatte und gar gemütlich war, diente sie uns doch nur als Ausgangspunkt für den wahrscheinlich letzten grösseren Trek unserer Weltreise: das grosse “W” im Torres del Paine – Nationalpark, so genannt wegen der Form des empfohlenen Wanderwegs, wenn man ihn auf einer Landkarte betrachtet. Und so haben wir in Puerto Natales in erster Linie eingekauft, Camping-Utensilien organisiert (da am 31. März hier Saisonende und dieses Jahr gleichzeitig dummerweise auch noch Ostern ist, waren alle Unterkünfte entlang der Route entweder ausgebucht oder bereits geschlossen) und Informationen eingeholt.

Die viertägige Wanderung selbst war dank der guten Vorbereitung und dem unwahrscheinlichen Wetterglück, welches wir hatten – in vier Tagen gab es keinen Tropfen Regen! – zwar anstrengend (die Wege verlaufen eigentlich nie eben, weshalb man während den gesamten gut 50 Kilometern immer hoch und wieder runter marschiert, plus hatten wir die Campingausrüstung im Rucksack) aber auch schön, wobei uns – neben den abwechslungsreichen Wegen selbst, welche über zahllose Flüsse und halsbrecherische Brücken führen – insbesondere die Torres selbst (sehr markante und frei stehende “Felstürme”, welche bis auf 2’500 Meter aufragen), sowie der “Glaciar Grey” gefallen haben. Letzterer ist ein gewaltiger Gletscher, dessen Abbruchstelle in einem grösseren See liegt, wodurch man mit einer Bootstour ganz nahe heranfahren und die beeindruckenden blauen Eismassen (sind blau, weil der Sauerstoff im Eis über die Jahrhunderte komplett herausgepresst wurde) aus nächster Nähe bewundern kann. Für das besondere Erlebnis sorgt dabei zusätzlich die Schiffscrew, welche einem im richtigen Moment einen Pisco Sour mit herausgebrochenem Eis serviert (chilenischer Longdrink, bestehend aus Pisco – einem chilenischen Schnaps –, Limettensaft, Eiweiss und Zucker). Da insbesondere der mittlere Abschnitt des “W” Schweizer Bergtälern sehr stark ähnelt, haben wir dort die Strecke etwas abgekürzt und somit wohl eher das grosse “U” gewandert Smiley Leider ist die gesamte Wanderung mittlerweile ziemlich touristisch, weshalb man den Park nicht in der Höchstsaison besuchen sollte. Gehört man nicht zu der – hier teilweise anzutreffenden – Gattung der “Wandermaschinen”, kann sich keine Träger leisten (soll es wirklich geben) und hat keine Unterkünfte mehr buchen können, empfiehlt es sich ausserdem, neben einem Zelt auch warme Schlafsäcke mitzunehmen, weil die Nächte teilweise empfindlich kalt werden können. Uns haben hierbei sog. “Notfalldecken” aus Silberfolie gute Dienste geleistet: leicht zu transportieren, geben sie doch warm.

Da – wie bereits erwähnt – Patagonien für uns als Schweizer zwar schön ist, langfristig aber nicht allzu viel zu bieten hat, besteht das letzte Kapitel in diesem Teil Südamerikas aus einer dreitägigen “Kreuzfahrt” auf einem Frachtschiff, dessen findige Besitzer es teilweise für den Transport von Touristen umgebaut haben. Die Fahrt, welche einen von Puerto Natales ins 1’500 Kilometer entfernte Puerto Montt bringt, führt dabei durch beeindruckende Fjorde und ein kleines Stückchen offenen Pazifiks, wobei ersteres für Staunen, letzteres eher für Stunden auf der Toilette sorgt Smiley Da wir Glück hatten und wegen Überbuchung in eine bessere Kabinenkategorie upgegradte wurden, in welcher es ein Fenster und eine eigene Toilette gab, war beides für uns kein Problem. Ausserdem kamen wir am ersten Tag in den Genuss einer Walsichtung (Pottwal), was nicht unbedingt selbstverständlich ist. Da das Tierchen jedoch “leider” nur alle paar Minuten fürs Luftholen einmal auftauchen muss, gibts leider keine Fotos.

Weil wir uns erhofft hatten, weitere Gletscher oder zumindest ein paar abgebrochene Eisberge aus nächster Nähe zu sehen, was zu gewissen Jahreszeiten angeblich möglich sein soll, sind wir vom Panorama trotzdem etwas enttäuscht. Da spenden die zahlreichen Bekanntschaften, welche man an Bord macht, so wie der gut mundende Pisco Sour des Barkeepers doch gleich Trost. Prost!

Buenos Aires by Nicola: Frisches und totes Fleisch

Wegen der massiven Verspätung der Maschine von der Osterinsel nach Santiago de Chile verpassten wir natürlich auch unseren Anschluss nach Buenos Aires…zwar war dies nicht allzu tragisch – die Fluggesellschaft buchte uns rasch auf den nächsten Flug um – die Müdigkeit wurde aber immer grösser. Der einzige Vorteil am Ganzen war, dass wir dank Tageslicht in den Genuss des majestätischen Anblicks der Anden kurz nach Sonnenaufgang kamen und ausserdem nicht Mitten in der Nacht in Buenos Aires landeten, wodurch uns eine vermeintlich gefährliche Situation erspart blieb (man hört immer wieder von Reisenden in Südamerika, dass sie des Nachts überfallen wurden).

Todmüde und völlig fertig kamen wir im gebuchten Hostel an und waren, nachdem wir uns nach Australien und Polynesien langsam mit dem Gedanken angefreundet hatten, dass es wohl keine guten und gleichzeitig günstigen Unterkünfte mehr geben würde, positiv überrascht: zentral in einem guten Viertel gelegen und mit grossen, sauberen Räumen ausgestattet, bot uns dieses Studentenwohnheim ein angenehmes Zuhause für die nächsten sieben Tage. Dies war uns umso willkommener, als dass wir immer noch unter den (hoffentlich) letzten Nachwirkungen einer Krankheit litten, welche uns seit Borneo immer wieder heimgesucht hat (zum letzen Mal auf der Osterinsel) und wir deswegen leider auch den geplanten Abstecher zu den Iguazu-Fällen im Norden des Landes zu Gunsten eines längeren Aufenthalts in Buenos Aires streichen mussten. Naja, immerhin können wir so eine weitere Destination auf unsere Liste zukünftiger Reiseziele hinzufügen Zwinkerndes Smiley

Die gute Lage in der unmittelbaren Nähe zu grösseren Shoppingmalls, öffentlichen Einrichtungen, der U-Bahn und zahlreichen Restaurants erlaubte uns darüber hinaus, noch so einige Dinge zu erledigen: so begaben wir uns wieder einmal auf die Suche nach einer Post, neuen Trekkingschuhen für Jenny, einer argentinischen SIM-Karte, USB-Sticks zur Sicherung der Photos, etc., wobei all diese Dinge in dieser Stadt eine unheimliche Menge an Zeit verschlingen, da sie sehr unübersichtlich und verhältnismässig chaotisch ist, Beamte hier extrem pingelig und bürokratisch sind (so darf ein Postpaket z.B. nur verschickt werden, nachdem es in spezielles Packpapier eingewickelt wurde, welches es aber natürlich nicht in der Post selbst zu kaufen gibt…) und südamerikanische Firmen und Institutionen den Hang dazu haben, bei der Selbstdarstellung zu übertreiben (um Antibiotika für die Behandlung unserer “Tropenkrankheit” zu erhalten, suchten wir einen Arzt im “deutschen Hospital” auf, welches sich im Internet als moderne Privatklinik mit deutsch- und englischsprachigen Ärzten ausgibt. Erstere sind in Realität gar nicht zu finden und sogar Englisch sprechen nur etwa 10%). Zum Glück hatten wir jetzt ja aber sieben Tage Zeit!

Zusätzlich kam uns die Tatsache zugute, dass die Hauptstadt Argentiniens hässlich ist! Punkt. Die Architektur des durchschnittlichen Viertels gleicht einem Plattenbau in der Sowjetunion und die Sehenswürdigkeiten sind auf einige wenige Gegenden beschränkt. Eine davon, der “Cementerio de la Recoleta”, hat uns aber trotzdem mit seiner imposanten Bauweise beeindruckt: es handelt sich dabei um den Friedhof der Schönen und Reichen, welche auch nach ihrem Ableben nicht auf einen luxuriösen “Lebensstandard” verzichten möchten und dafür tief in die Taschen greifen. Die aufwändigen und individuell ausgestalteten Familiengräber, oftmals mehrere Meter hoch und mit der Fläche einer kleinen Wohnung, suchen ihresgleichen.

Mindestens genau so viel Ehre gebührt einem anderen Stück Fleisch: ganz frisch und noch etwas blutig wird es einem in den zahlreichen Restaurants der Stadt serviert. Die Rede ist vom “Lomo”, dem weltbekannten argentinischen Steak. Ganz ohne Sauce und nur mit Beilagen aufgetischt, ist es trotzdem extrem geschmackvoll und speziell Nicola konnte nicht genug davon kriegen. Allerdings gilt es zu beachten, dass man sich gar nicht erst die Mühe macht, vor acht Uhr bei einem Restaurant aufzukreuzen. Die öffnen nämlich erst dann!

Auch die nächste “Sehenswürdigkeit” von Buenos Aires ist weltbekannt, muss aber hautnah erfahren werden, um sie vollständig zu begreifen und zu geniessen. Wir sprechen hier von Anmut, Emotionen und Erotik! Wer nun an Stripclubs oder dergleichen denkt, hat weit gefehlt. Wir erlebten Tango! Und dies gleich in mehrfacher Weise: erstens besuchten wir eine Tangoshow (gehört zum Standardprogramm eines Touristen), guckten den verschiedensten “Strassentänzern” zu (nicht mehr ganz so üblich) und…besuchten selbst einige Tangolektionen. Obwohl wir vom Gesehenen noch weit entfernt sind, wurden wir “bekehrt” und sind nun Fans des argentinischen Nationaltanzes (wer eventuell auch einmal in Buenos Aires weilt und dieselbe Erfahrung machen möchte, dem können wir Christian von Tango Piola http://www.tangopiola.com/ sehr empfehlen).

Am Tag vor unserer Weiterreise statteten wir dem Quartier “La Boca” einen Besuch ab. Dieses ist bekannt wegen seiner vielfarbigen Häuser und den zahlreichen Strassenartisten und –tänzern. Allerdings ist es von sehr armen Gegenden umgeben, von deren Durchquerung zu Fuss stark abgeraten wird, da immer wieder Touristen ausgeraubt werden. Natürlich konnten wir es trotzdem nicht lassen und haben uns die Kosten fürs Taxi gespart Smiley Allerdings nur auf dem Hinweg… Die passierten Viertel machten auf uns nämlich tatsächlich nicht den besten Eindruck und wir würden jedem raten, nach Einbruch der Dunkelheit ebenfalls das Taxi zu benutzen.

Und wenn wir schon einmal beim Thema Sicherheit sind: wie sieht es denn nun damit aus? Ist es tatsächlich so gefährlich, wie man immer wieder hört? Das erste einmal vornweg: Jede Grossstadt auf der Welt ist nicht ungefährlich. Ausserdem liegt es in jedermanns Hand, das Risiko eines Raubes erheblich zu vermindern, wenn man gesunden Menschenverstand walten lässt (keinen teuren Schmuck tragen, einige Brocken der einheimischen Sprache sprechen, damit man nicht sofort als “reicher” Tourist erkannt wird, schlechte Viertel meiden, vor allem nach Einbruch der Dunkelheit, etc.). Berücksichtigt man diese Regeln, ist Buenos Aires aus unserer Sicht weniger gefährlich als bspw. Delhi… Wenn man allerdings die Vorsichtsmassnahmen der Einheimischen anschaut – 24-Stunden-Security in fast jedem Haus, fast schon paranoide Verhaltensweisen beim U-Bahn-Fahren, Uhrengeschäfte, welche jeweils nur einen Kunden gleichzeitig hereinlassen, etc. – macht man sich schon seine Gedanken…

Osterinsel by Nicola: Steinreich, ansonsten aber eher arm

Der Ort des Geschehens – der Pazifik – blieb bei unserem nächsten Ziel derselbe; verändert hat sich nur die Sprache: “Buenos dias” statt “Bonjour”, “Gracias” statt “Merci”; Südamerika, wir sind da! Zwar ist die Osterinsel noch kein typisches Beispiel lateinamerikanischer Lebensart, einige – teilweise sehr prägnante – gibt es aber: erstens nimmt sich hier kein Beamter zu wichtig – der Zollbeamte am Flughafen trug ein Poloshirt und Pferdeschwanz und hatte auch nichts dagegen, dass wir das Einreiseformular erst bei ihm am Schalter ausfüllten, obwohl hinten ca. 50 Personen angestanden sind – zweitens steht hier keiner vor acht Uhr auf, drittens reitet man(n) hier hoch zu Ross in den Ausgang und viertens gibt es im kleinen Supermarkt nicht nur Dosenfutter zu kaufen! Alles sehr sympathische Unterschiede.

Von all den Konservierungsstoffen und dem polynesischen Vitaminmangel geschwächt, konnte auch das seit langem erste reichhaltige Abendessen nicht verhindern, dass wir den nächsten Tag mit leichtem Fieber im Bett verbrachten. Und so fand die geplante Mountainbike-Tour dann eben am Folgetag statt. Das war aber auch gut so, räumte die Osterinsel bei dieser Gelegenheit doch gerade mit einem weiteren Bild auf, welches wir bisher von pazifischen Inseln hatten: statt wie gewohnt locker mit einem alten Drahtesel bei hohem Tempo über eine weitgehend flache Strecke zu radeln, quälten wir uns – mit einem modernen Fahrrad wohlbemerkt – bergauf und –ab, durch tiefe Wasserlöcher (hier Pfützen genannt) und über Steine, welche fast so gross waren wie die Sehenswürdigkeiten selbst. Und wenn es dann ausnahmsweise einmal bergab ging, war der Gegenwind so enorm, dass wir den Hügel fast wieder rückwärts hochgeschoben wurden. Dafür entschädigt wurden wir mit dem Anblick der beeindruckenden Steilküste, dem klaustrophobischen Abstieg in eine Höhle mit “Fensterchen” aufs Meer und natürlich den ersten “Moais”, den weltbekannten “Steinköpfen”. Diese wurden vermutlich ungefähr 1400 errichtet und dienten höchstwahrscheinlich einem alten Totenkult. Allerdings sind sich auch Wissenschaftler darüber bis heute nicht einig.Von den ursprünglich mehr als 800 Statuen existieren heute nur noch ein paar wenige, da sie während wiederkehrender Unruhen stückchenweise zerstört und erst in jüngster Zeit wieder restauriert worden sind. Die besterhaltenen tragen eine Kopfbedeckung aus einem speziellen Vulkangestein (sog. “Pukao”), eine einzige Figur hat sogar “richtige” Augen.

Von so viel körperlicher Anstrengung und Kultur erschlagen, beschlossen wir, die Umrundung der Insel am nächsten Tag mit dem Motorroller zu absolvieren, statt wie ursprünglich geplant mit dem Fahrrad. Und so kam es, dass wir bei strömendem Regen und entsprechend schlammigen Strassenverhältnissen versuchten, einen Vulkan hochzufahren und dabei kläglich scheiterten. Entsprechend mehr Zeit blieb uns für die Besichtigung weiterer Steinhaufen am Wegesrand, wobei sich einige wohltuend von anderen abheben, z.B. aufgrund ihrer Anzahl oder ihrem Standort (direkt am Meer bzw. am einzigen Strand der Insel). Da wir ausserdem nicht dazu bereit waren, 60 Dollar pro Person an Eintrittsgelder zu bezahlen, blieb uns die “Geburtsstätte” der Moais mit mehr als 300 Exemplaren dieser heiligen Hinkelsteine erspart. Dafür fuhren wir am Ende der Tour dann aber doch noch auf einen Vulkan, wenn auch nicht den anfangs geplanten (dort wurden übrigens früher die “Pukaos” hergestellt; also auch dies ein Herstellungsort von Steinhaufen Smiley).

Fazit der Osterinsel: für Liebhaber antiker Steinansammlungen das Paradies (falls du zu diesen gehören solltest: es gibt sogar Moais unter Wasser, welche man auf speziellen Tauchgängen besichtigen kann), für alle Normalsterblichen eine durchaus interessante Episode und ein lohnenswerter Abstecher – wenn er denn nicht zu lang ist (maximal 3 – 4 Tage).

Umgekehrt scheint uns die Insel nicht  loslassen zu wollen. Anders können wir uns nicht erklären, wieso der geplante Weiterflug am nächsten Tag zuerst sechs Stunden Verspätung hatte, anschliessend die Wartenden gebeten wurden, einzusteigen, nur um sie zehn Minuten später aufgrund technischer Probleme für weitere sechs Stunden wieder auszuladen… Immerhin behalten wir so den unvergleichlichen Sonnenuntergang von Rapa Nui im Gedächtnis.

Fakarava by Nicola: Vergiss Bora Bora

Nach Rangiroa konnte es ja nur besser werden. Wie viel besser, haben wir uns aber nicht zu träumen gewagt. Bereits bei unserer Ankunft waren wurden wir von der gebuchten Unterkunft sehr positiv überrascht: die kleinen Bungalows im typisch polynesischen Baustil hatten eine eigene Terrasse, waren sehr sauber und zwar einfach aber durchdacht eingerichtet und gut belüftet. Die beiden Gastgeber – zwei ältere Herren deren grosse Leidenschaft höchstwahrscheinlich gutes Essen und Wein ist – waren sehr freundlich und hilfsbereit und immer für einen dummen Spruch zu haben (Müsterchen gefällig: “Wenn du Wale sehen willst, musst du keinen Tauchgang buchen, sondern durch die Strassen von Papeete (Hauptstadt) gehen. Die laufen dort überall frei herum”; gemeint sind damit übrigens die wohlgenährten polynesischen Frauen). Zusätzlich zum Bungalow waren im Übernachtungspreis auch Fahrräder inbegriffen, von welchen wir als Nicht-Taucher (ja, auch Fakarava ist ein Paradies für Tiefseejunkies) kräftig Gebrauch machten, um das Hauptmotu zu erkunden. Gefunden haben wir die schönsten Strände bisher: weisser Sand, geschwungene Palmen, blaustes Wasser (jaja, soweit alles nichts Neues Smiley) UND super gut erhaltene Korallbäume direkt am Ufer! Schnorchler, auch ihr seit hier willkommen!

Ein ganz besonderes Juwel ist ein weit abgelegener Strand, welcher alle oben genannten Vorzüge vereint, das Ganze einfach in etwas wilderer Form (statt Plastiktüten werden hier Kokosnüsse und Korallreste angespült) und menschenleer. Wo genau dieses paradiesische Stückchen Sand liegt verraten wir aber nicht; das kaufen wir uns nämlich eines Tages Smiley (jaja, der gute alte Grössenwahnsinn lässt grüssen…).

Doch damit noch nicht genug der Höhepunkte: da wir das Glück hatten, schönes Wetter zu haben, konnten wir endlich auch einmal an einer Bootsexkursion ans andere Ende der Lagune teilnehmen (ist bei allen Tuamotus in der Regel der besser erhaltene, weil unberührtere Teil). Diese umfasst auf Fakarava das Schnorcheln am südlichen Durchbruch zum Pazifik, wo man sich ganz gemütlich mit der Strömung an Napoleon-Fischen und unzähligen Haien vorbeitreiben lassen kann – eben ein richtiges “Hai-Light” – und ein gemütliches Barbecue bei den “Sables Roses”, einigen kleinen Motus mit rosarotem Sand und – natürlich – Haien. Gutes Wetter, gute Laune, gutes Essen, was will man mehr?

Wenn man in französisch Polynesien nur die Zeit hat, um eine Insel zu besuchen, dann MUSS man Fakarava sehen! Die vielfältigste, schönste und trotzdem nicht sehr touristische Lagune in den Tuamotus!

Manihi & Rangiroa by Nicola: Franzosen und andere Haie

Nach den vielen Touristen in Bora Bora, war es Zeit, für das pure Gegenteil: zwei Menschen auf einer einsamen Insel mitten im Pazifik, umgeben von Kokospalmen, Haien und dem wilden Meer, abgeschnitten von der Umwelt und auf sich alleine gestellt… Robinson Crusoe – Feeling pur. Naja, ganz so extrem wars dann doch nicht auf Manihi, aber wir waren so nahe an dieser Realität, wie wohl kein zweites Mal im Leben: es gab – uns eingeschlossen – drei Menschen und einen Hund auf der Insel, die Kokospalmen trugen keine Nüsse mehr und auf einen komfortablen Lebensstandard inklusive Kommunikationsmöglichkeiten mit der Zivilisation für den Notfall mussten wir auch nicht verzichten.

Der Rest jedoch war Tatsache: die Lagune von Manihi liegt inmitten des Pazifik und es gibt – im Gegensatz zu den Gesellschaftsinseln – keine Hauptinsel mehr, sondern lediglich Motus. Da wir auch die Lebensmittel aus Bora Bora mitgebracht hatten (eine gute Entscheidung, wenn der nächste Laden 30 Kilometer entfernt auf einem anderen Motu liegt), waren wir, abgesehen von gelegentlichen “Zustupfen” der Pensionsbetreiberin in Form von frischem Fisch oder Papayas, autarke Selbstversorger. Und ach ja, Haie gabs auch! Wer nun aber denkt, dass man dann aber ja nicht einmal das wunderbar türkisfarbene Wasser geniessen kann, der irrt; die kleinen Riffhaie mit einer maximalen Länge von ca. 2 – 2.5 Metern sind eher scheu und für den Menschen völlig ungefährlich. Wenn man einige Essensreste vom Vorabend übrig hat, dienen sie – zusammen mit tausenden anderen Fischen – eher als begehbares lebendiges Aquarium ohne Glasscheibe!

Und so waren die drei Tage auf Manihi mit Sonnbaden, Schwimmen, Schnorcheln und einem “Motu-Rundgang” (dauert keine Viertelstunde und offenbarte uns die karge und wilde Landschaft der pazifikzugewandten Seite eines Motus) im nu vorbei und wir wurden auch schon wieder von der netten Pensionsbetreiberin in ihrem Speedboat zum Flughafen gefahren.

Rangiroa – seines Zeichens zweitgrösste Lagune der Welt und Heimat der grössten “Stadt” (800 Einwohner) der Tuamotus – war dagegen eine schlichte Enttäuschung. Im Reiseführer gross angepriesen für seine angebliche Vielfältigkeit, ist Rangiroa aber “lediglich” ein Tauchmekka und gefühlt grösste Kolonie der Auslandfranzosen: jeder zweite Einwohner hier ist aus der Grande Nation und anderssprachige Gäste haben wir während sieben Tagen keine einzigen gesehen! Strände und Schnorchelmöglichkeiten, Fehlanzeige! Und wenn man nichts zu tun hat, nicht Mitglied der eingeschworenen Tauchcommunity ist, darüber hinaus leider nicht zur Gattung der Frühaufsteher gehört (hier wird um 06:30 aufgestanden und Frühstück gibts nur bis 08:00) und dummerweise auch nicht bereit ist, so zu tun, als ob die allgemein gesprochene Sprache die schönste der Welt sei, bleibt einem nicht viel anderes übrig, als die Planung für den nächsten Reiseabschnitt – in unserem Falle Südamerika – zu machen oder Filme zu gucken. Da kam es uns gar nicht so ungelegen, dass es fast fünf Tage geregnet und gestürmt hat.

Die einzig wirklich nette Abwechslung, an welcher man auch als Nicht-Taucher teilnehmen kann, ist eine Führung durch eine der lokalen Perlfarmen. Hier erfährt man, weshalb die Südseeperlen als so exquisit gelten und welche Phasen bei der “Produktion” durchlaufen werden:

  • Da Austern einen “verschluckten” bzw. künstlich eingeführten Gegenstand über die Jahre mit zahllosen Schichten an Perlmutt überziehen, wird aus Qualitätsgründen eine gelbe Süsswasserperle aus dem Mississippi als Basis verwendet. Diese muss gegen teures Geld in den USA eingekauft werden.
  • Damit die Farbqualität, welche eine Auster hervorbringt, verbessert werden kann, wird immer wieder eine eigentlich exzellente Muschel “geopfert” und ein spezieller Teil ihres Fleisches in andere Austern initiiert.
  • Die Zuchtaustern selbst dürfen laut Gesetz nur aus der Lagune von Manihi stammen, was den dort ansässigen Farmen eine Art Monopolstellung gibt, welche sie natürlich auch ausnutzen.
  • Nach dem Kauf der Auster wird diese für 2 Jahre “grossgezogen”, bevor sie zum ersten Mal mit einer gelben Perle und einem Stück “Fleisch” befruchtet werden kann.
  • Bis zur ersten “Ernte” dauert es dann drei weitere Jahre.
  • War das Ergebnis befriedigend, d.h. möglichst grosse, runde Perle von guter Qualität und Farbe, wird die Operation ein zweites Mal wiederholt.
  • Die besten aller Austern können sogar noch ein drittes Mal befruchtet werden, wodurch sie innerhalb von 11 Jahren drei Perlen produziert haben.

Höchst interessant und uneingeschränkt zu empfehlen. Und selbstverständlich hat man nach der Tour noch die Möglichkeit, den hauseigenen Shop zu besuchen Smiley