Quito by Nicola: Ausgenommen wie Weihnachtsgänse, behandelt wie Obdachlose

“Tourists are protected”. Exakt so beginnt die Broschüre des Tourismusbüros in Quito, welche jedem Ecuador-Besucher bei Ankunft ausgehändigt wird. Was klingt, als wären Touristen eine vom Aussterben bedrohte Spezies, welche unter Artenschutz steht, mag zu Beginn noch ganz lustig anmuten…spätestens nach einem Tag Quito wird einem aber klar, dass die Tipps auf den nachfolgenden Broschürenseiten – z.B. man solle nie in der Öffentlichkeit den Stadtplan betrachten, alle Wertsachen im Hotel lassen, von wichtigen Dokumenten nur Kopien auf sich tragen, nur mit dem Taxi unterwegs sein, etc. – bitterernst gemeint sind.

Bereits die Taxifahrt vom weit ausserhalb gelegenen Flughafen stimmt einen auf das ein, was zu erwarten ist: die Taxifahrer vor dem Flughafen reissen dem – wohlbemerkt von uns bestellten – Chauffeur des Hostels fast den Kopf ab, weil er uns abholt, ohne eine Taxilizenz zu haben. Als uns endlich die Flucht aus der Meute gelingt, folgt die nächste Überraschung. Statt nämlich auf dem direktesten Weg ins Zentrum zu fahren, nimmt unser Fahrer einen grossen Umweg durch das Villenviertel Quitos in Kauf…aus Sicherheitsgründen! Wenn man dort so die Häuser betrachtet, erstaunt einen dies aber auch nicht, sind sie doch sogar in diesen “sicheren” Gegenden von mindestens einer drei Meter hohen Mauer, deren Krone von einem elektrisch geladenen Stacheldraht geziert wird, umgeben und werden von schwerbewaffneten Security-Leuten bewacht! Auch die Gassen rund um unser sehr schönes Hostel im Kolonialstil sind Abends völlig ausgestorben und als weisser Hostelgast wird man gebeten, doch bitte spätestens um 18:30 zurück zu sein, da es ab dieser Uhrzeit nicht mehr sicher ist! Wie wir am letzten Abend unseres Aufenthalts festgestellt haben, gilt diese Regelung nur für Weisse: etwas dunklere Brasilianer “dürfen” bis um 21:00 raus Smiley

Um den Tag zu nutzen und trotzdem pünktlich zurück zu sein, sind wir am ersten Morgen entsprechend früh aufgestanden und haben uns auf die Suche nach etwas Essbarem gemacht. Wie wir erst später festgestellt haben, war Sonn- und Muttertag und praktisch alle Speiselokale hatten geschlossen! Immerhin ist die im kolonialstil erbaute Altstadt von Quito – eines der wenigen Highlights hier – von Öffnungszeiten weitgehend unabhängig. Nach einem entsprechend ausgiebigen Stadtbummel durch das historische Center wollten wir noch mit der “Teleferico” (Gondelbahn) auf den nahegelegenen Vulkan “Pichincha”. Blöderweise ist deren Talstation weit ausserhalb gelegen, weshalb wir uns für die “Taxioption” entschieden haben: zur Taxifahrt selbst kam es aber nie, halten viele Taxifahrer doch nicht für Ausländer an oder aber weigern sich das (obligatorische) Taxometer anzuschalten und verlangen zehnfache Preise! Nach diversen Busfahrten kreuz und quer durch die Stadt und einigen längeren Fussmärschen haben wirs dann doch noch zur Bahn geschafft. Doch die nächste Enttäuschung folgte unmittelbar, als die unfreundliche Kassiererin mehrere Noten unserer brandneuen und aus der Schweiz mitgebrachten US-Dollar (offizielle Währung in Ecuador) als Falschgeld bezeichnete, auf “genehme” Noten aber Rückgeld gab, welches aussah, als ob sie es gerade selbst mit dem Farbkopierer gedruckt hätte! Der Hügel selbst war dann auch nicht wirklich, was wir für den horrenden Eintrittspreis für Ausländer erwartet hatten und so zogen wir geknickt wieder von dannen, in der Hoffnung, ein anständiges Restaurant für das Nachtessen zu finden. Weil aber Ausländer in dieser Stadt nur Fast Food zu Wucherpreisen kriegen, wenn sie nicht Selbstversorger spielen, gabs nur ein Sandwich aus dem Subway! Was für ein Reinfall!

Neuer Tag, neues Glück, dachten wir uns am zweiten Morgen. Gut gelaunt standen wir wiederum früh auf und machten uns auf die gut eineinhalbstündige Busfahrt zum “Mitad del Mundo”, einer grossen Parkanlage, welche rund um die Äquatorlinie erbaut wurde. Aufgrund des unverschämten Eintrittspreises, den man im Wesentlichen dafür bezahlt, dass man in überteuerten Souvenirläden einkaufen darf, war das Gelände weitgehend menschenleer und die meisten “Gratis-Attraktionen”, wie bspw. ein Planetarium, hatten geschlossen. Weil wir aber schon einmal hier waren, wollten wir aber natürlich auch ins Hauptmuseum, welches angeblich exakt in der Mitte zwischen nördlicher und südlicher Hemisphäre steht. Selbstverständlich ist dessen Besuch nicht kostenfrei und so endeten wir ein weiteres Mal vor einer schlechtgelaunten Kassiererin. Diese wollte unser “Falschgeld” (auch dies brandneu aus der Schweiz) nicht nur nicht annehmen, nein, sie zerriss sogar die Note und gab uns die vier (!!!) Teile erst nach heftigem Insistieren zurück! Da wir uns so eine Frechheit nicht bieten lassen müssen, uns gleichzeitig aber nicht mit der korrupten ecuadorianischen Polizei anlegen wollten, sind wir unverrichteter Dinge wieder abgezogen und haben uns auf den eineinhalbstündigen Rückweg gemacht! Von so vielen Rückschlägen frustriert, sind wir an unserem letzten Tag in dieser schmutzigen, smoggeplagten Stadt im Hostel geblieben!

Fazit für Quito: Eine hässliche, verdreckte Stadt, mit einem so unterirdischen Standard, dass so manche indische Stadt daneben eine Schönheit ist, mit Einwohnern, welche Abzocker und Rassisten sind (wenn uns z.B. kleine Kinder angeguckt haben, wurde ihnen von den Müttern der Kopf weggedreht, Leute waren immer nur unfreundlich zu uns, etc.) und einem Preisniveau, welches zumindest für westliche Touristen das doppelte von Peru beträgt, muss man definitiv nicht besuchen! “Protect the tourist”? Wahrscheinlich eine berechtigte Aussage…allerdings müssten auf Worte auch Taten folgen.

3 Gedanken zu „Quito by Nicola: Ausgenommen wie Weihnachtsgänse, behandelt wie Obdachlose

  1. Also, da ich jetzt seit ungefähr einem Monat in Quito bin, muss ich sagen, dass ihr einfach grundsätzliche Fehler gemacht habt. Die Altstadt ist locker bis 22 Uhr sicher, die Neustadt, wenn man sein Handy im Hotel lässt auch noch bis 2 Uhr. In Berlin ist die Sicherheit auch nicht besser.

    Wenn man kein Taxi findet, ist man selbst Schuld. Preis zum Teleferiqo ist etwa 4 $.

    Klar ist Ecuador teurer als Peru, denn schließlich geht es den Menschen hier viel besser als in Peru. Ebenso ist Quito im Vergleich zum Rest des Landes locker 20-50% teurer, aber das liegt eben daran, dass die Menschen mehr verdienen.

    Das mit unfreundlich kann ich so nicht unterschreiben, eher das Ecuadoriander ehrlicher sind als Peruaner z.B., aber das sind Erfahrungswerte und auch wie man sich selbst verhält.

    Euer Falschgeld war hoffentlich kein 100 $ Dollarschein, denn dann ist das kein Wunder. Wenn nicht, wundert mich das doch sehr, da 20$, 10$ und 5$ Scheine überall akzeptiert werden. War vermutlich Pech und wenn das mehrere gesagt haben, kannten die vielleicht die neuen Sicherheitsmerkmale nicht, die übrigens Anfangs des Jahres 2013 eingeführt wurden. Vielleicht eher eure Bank mal anhauen, dass sie nicht solche neuen Scheine rausgeben sollen?

    Ecuadorianische Polizei korrupt? Teilweise aber wenn ihr auf ein Polizeirevier geht, kann man korrupte Polizisten ganz einfach anschwärzen und das wird hier sehr ernst genommen, da die Polizisten gut verdienen, aber leicht gefeuert werden können.

    Mittagessen bekommt man für 2-3 $ Dollar. Etwas teurer als in Peru, aber der Lebensstandard ist hier einfach höher.

    Keine Ahnung, was euch passiert ist, aber wahrscheinlich tippe ich auf folgende Fehler:
    Nicht im Touristen/Altstadtviertel gewohnt (unsicher, wenige Restaurants, wenige Taxis).
    Teure Kleidung angehabt und inoffizielle Taxis angehalten. (Weiße Nummer mit roter Umrandung an der Tür sind Offiziell.) Einladung zur Abzocke.
    Euch von der Bank in der Schweiz scheiß Scheine andrehen lassen.
    Peru erwartet, obwohl Ecuadorianer anders ticken. Sind weit westlicher vom Charakter als Peruaner, gerade wenn es um die Sierrabewohner geht.

    • Salü Tom

      Besten Dank für dein Feedback. Uns ist bewusst, das wir wahrscheinlich in Quito sehr viel Pech hatten. All diese Vorfälle kann man jedoch nicht darauf abschieben, insbesondere da wir bis zu diesem Zeitpunkt ja bereits mehr als ein Jahr unterwegs waren (Anfängerfehler nicht besonders wahrscheinlich), davon schon 3 Monate in Lateinamerika, und auch diverse andere Hostelgäste unabhängig von uns in derselben Woche mehrmals ausgeraubt, abgezockt, etc. wurden.

      Bezüglich Taxis: klar findet man welche, wenn man aber nicht die überrissenen Touri-Preise zahlen möchte, dann lassen die einen stehen (und am Spanisch kanns auch nicht gelegen haben; das spreche ich nämlich ganz passabel…)

      Rausgehen bis 10 Uhr Abends? Von dem was wir gehört (und geshen) haben, nur in den Vierteln mit den höchsten Hosteldichten möglich, da stärker von der Polizei überwacht.

      Teure Kleidung: Wir waren eher gekleidet, wie Obdachlose (übertrieben gesagt); nach mehr als einem Jahr haben viele T-Shirts löcher, die Hosen Flecken und die Schuhe sind auch nciht mehr gerade dicht… Dies war wohl viel eher dwer Grund dafür, dass uns gewisse Einheimischen mit Skepsis gegenübergetreten sind.

      Unter anderem evtl. auch die Kassierer, welche unsere Dollarscheine (5er, 10er, 20er) nicht akzeptieren wollten. Die stammten übrigens noch aus 2012 und waren schon etwas „abgetragen“, da wir sie als Notvorrat um die ganze Welt geschleppt haben…

      Wenn es dir bei deinem Quito-Aufenthalt wesentlich besser ergangen ist, hat sich entweder schon so einiges zum Besseren gewendet oder du hattest einfach mehr Glück als wir. Geniess es auf jeden Fall weiterhin!

      Beste Grüsse aus der kalten Schweiz,

      Jenny & Nicola

  2. Sind jetzt eine Woche hier und auch total enttäuscht von der unfreundlichen und ausländerfeindlichen Art der Ecuadorianer. Immer patzig und pampig, gehen überhaupt nicht auf einen ein, wenn man kein spanisch spricht. Nie wieder.

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