Wegen der massiven Verspätung der Maschine von der Osterinsel nach Santiago de Chile verpassten wir natürlich auch unseren Anschluss nach Buenos Aires…zwar war dies nicht allzu tragisch – die Fluggesellschaft buchte uns rasch auf den nächsten Flug um – die Müdigkeit wurde aber immer grösser. Der einzige Vorteil am Ganzen war, dass wir dank Tageslicht in den Genuss des majestätischen Anblicks der Anden kurz nach Sonnenaufgang kamen und ausserdem nicht Mitten in der Nacht in Buenos Aires landeten, wodurch uns eine vermeintlich gefährliche Situation erspart blieb (man hört immer wieder von Reisenden in Südamerika, dass sie des Nachts überfallen wurden).
Todmüde und völlig fertig kamen wir im gebuchten Hostel an und waren, nachdem wir uns nach Australien und Polynesien langsam mit dem Gedanken angefreundet hatten, dass es wohl keine guten und gleichzeitig günstigen Unterkünfte mehr geben würde, positiv überrascht: zentral in einem guten Viertel gelegen und mit grossen, sauberen Räumen ausgestattet, bot uns dieses Studentenwohnheim ein angenehmes Zuhause für die nächsten sieben Tage. Dies war uns umso willkommener, als dass wir immer noch unter den (hoffentlich) letzten Nachwirkungen einer Krankheit litten, welche uns seit Borneo immer wieder heimgesucht hat (zum letzen Mal auf der Osterinsel) und wir deswegen leider auch den geplanten Abstecher zu den Iguazu-Fällen im Norden des Landes zu Gunsten eines längeren Aufenthalts in Buenos Aires streichen mussten. Naja, immerhin können wir so eine weitere Destination auf unsere Liste zukünftiger Reiseziele hinzufügen
Die gute Lage in der unmittelbaren Nähe zu grösseren Shoppingmalls, öffentlichen Einrichtungen, der U-Bahn und zahlreichen Restaurants erlaubte uns darüber hinaus, noch so einige Dinge zu erledigen: so begaben wir uns wieder einmal auf die Suche nach einer Post, neuen Trekkingschuhen für Jenny, einer argentinischen SIM-Karte, USB-Sticks zur Sicherung der Photos, etc., wobei all diese Dinge in dieser Stadt eine unheimliche Menge an Zeit verschlingen, da sie sehr unübersichtlich und verhältnismässig chaotisch ist, Beamte hier extrem pingelig und bürokratisch sind (so darf ein Postpaket z.B. nur verschickt werden, nachdem es in spezielles Packpapier eingewickelt wurde, welches es aber natürlich nicht in der Post selbst zu kaufen gibt…) und südamerikanische Firmen und Institutionen den Hang dazu haben, bei der Selbstdarstellung zu übertreiben (um Antibiotika für die Behandlung unserer “Tropenkrankheit” zu erhalten, suchten wir einen Arzt im “deutschen Hospital” auf, welches sich im Internet als moderne Privatklinik mit deutsch- und englischsprachigen Ärzten ausgibt. Erstere sind in Realität gar nicht zu finden und sogar Englisch sprechen nur etwa 10%). Zum Glück hatten wir jetzt ja aber sieben Tage Zeit!
Zusätzlich kam uns die Tatsache zugute, dass die Hauptstadt Argentiniens hässlich ist! Punkt. Die Architektur des durchschnittlichen Viertels gleicht einem Plattenbau in der Sowjetunion und die Sehenswürdigkeiten sind auf einige wenige Gegenden beschränkt. Eine davon, der “Cementerio de la Recoleta”, hat uns aber trotzdem mit seiner imposanten Bauweise beeindruckt: es handelt sich dabei um den Friedhof der Schönen und Reichen, welche auch nach ihrem Ableben nicht auf einen luxuriösen “Lebensstandard” verzichten möchten und dafür tief in die Taschen greifen. Die aufwändigen und individuell ausgestalteten Familiengräber, oftmals mehrere Meter hoch und mit der Fläche einer kleinen Wohnung, suchen ihresgleichen.
Mindestens genau so viel Ehre gebührt einem anderen Stück Fleisch: ganz frisch und noch etwas blutig wird es einem in den zahlreichen Restaurants der Stadt serviert. Die Rede ist vom “Lomo”, dem weltbekannten argentinischen Steak. Ganz ohne Sauce und nur mit Beilagen aufgetischt, ist es trotzdem extrem geschmackvoll und speziell Nicola konnte nicht genug davon kriegen. Allerdings gilt es zu beachten, dass man sich gar nicht erst die Mühe macht, vor acht Uhr bei einem Restaurant aufzukreuzen. Die öffnen nämlich erst dann!
Auch die nächste “Sehenswürdigkeit” von Buenos Aires ist weltbekannt, muss aber hautnah erfahren werden, um sie vollständig zu begreifen und zu geniessen. Wir sprechen hier von Anmut, Emotionen und Erotik! Wer nun an Stripclubs oder dergleichen denkt, hat weit gefehlt. Wir erlebten Tango! Und dies gleich in mehrfacher Weise: erstens besuchten wir eine Tangoshow (gehört zum Standardprogramm eines Touristen), guckten den verschiedensten “Strassentänzern” zu (nicht mehr ganz so üblich) und…besuchten selbst einige Tangolektionen. Obwohl wir vom Gesehenen noch weit entfernt sind, wurden wir “bekehrt” und sind nun Fans des argentinischen Nationaltanzes (wer eventuell auch einmal in Buenos Aires weilt und dieselbe Erfahrung machen möchte, dem können wir Christian von Tango Piola http://www.tangopiola.com/ sehr empfehlen).
Am Tag vor unserer Weiterreise statteten wir dem Quartier “La Boca” einen Besuch ab. Dieses ist bekannt wegen seiner vielfarbigen Häuser und den zahlreichen Strassenartisten und –tänzern. Allerdings ist es von sehr armen Gegenden umgeben, von deren Durchquerung zu Fuss stark abgeraten wird, da immer wieder Touristen ausgeraubt werden. Natürlich konnten wir es trotzdem nicht lassen und haben uns die Kosten fürs Taxi gespart Allerdings nur auf dem Hinweg… Die passierten Viertel machten auf uns nämlich tatsächlich nicht den besten Eindruck und wir würden jedem raten, nach Einbruch der Dunkelheit ebenfalls das Taxi zu benutzen.
Und wenn wir schon einmal beim Thema Sicherheit sind: wie sieht es denn nun damit aus? Ist es tatsächlich so gefährlich, wie man immer wieder hört? Das erste einmal vornweg: Jede Grossstadt auf der Welt ist nicht ungefährlich. Ausserdem liegt es in jedermanns Hand, das Risiko eines Raubes erheblich zu vermindern, wenn man gesunden Menschenverstand walten lässt (keinen teuren Schmuck tragen, einige Brocken der einheimischen Sprache sprechen, damit man nicht sofort als “reicher” Tourist erkannt wird, schlechte Viertel meiden, vor allem nach Einbruch der Dunkelheit, etc.). Berücksichtigt man diese Regeln, ist Buenos Aires aus unserer Sicht weniger gefährlich als bspw. Delhi… Wenn man allerdings die Vorsichtsmassnahmen der Einheimischen anschaut – 24-Stunden-Security in fast jedem Haus, fast schon paranoide Verhaltensweisen beim U-Bahn-Fahren, Uhrengeschäfte, welche jeweils nur einen Kunden gleichzeitig hereinlassen, etc. – macht man sich schon seine Gedanken…