Nosara, Kakerlaken und der American Dream – ein etwas anderer Costa-Rica-Vibe

Nach all den Dschungel-Abenteuern, Faultiersichtungen und Schokoladenorgien sollte es jetzt ein bisschen Lifestyle sein.
Nosara – laut Internet der Inbegriff des „pura vida“-Surf-Chills, der Ort, an dem man barfuss mit Smoothie in der Hand Avocado-Toast am Strand frühstückt und dabei den Sonnenuntergang vom Yoga-Deck aus betrachtet.
Soweit die Theorie.

In der Praxis beginnt unser Weg dorthin schon mit einem kleinen Realitätscheck: Noch in der grössten Stadt der Nicoya-Halbinsel begegnen wir Burger King, KFC und McDonald’s – willkommen in Little California.
Und auch in Nosara selbst ist schnell klar: hier treffen sich vor allem naturverliebte Expats mit SUVs grösser als unser eigener. Die Strände? Schön, keine Frage. Das Surfen? Bestimmt gut.
Aber das Ganze wirkt mehr wie eine stylische Insta-Kulisse denn wie authentisches Costa Rica.

Bio-Brot für 7 Dollar und braune Kloake im Strassengraben

Die Preise in den hippen Bio-Cafés haben auch uns überrascht – und wir kommen aus der Schweiz.
Ein Laib Brot in der Biobäckerei: 7 Dollar.
Eine Portion Pasta Bolognese (inkl. 13% Steuern & obligatorischen 10 % „Service Charge“): über 30 Franken.
Dafür sitzt man dann zwischen stylischen Surfern, die „back to nature“ predigen, während sie sich mit AirPods im Ohr und MacBook vor der Nase über den besten Spot für „Deep Tissue Yoga“ unterhalten.

Und die Kulisse? Abseits der gepflegten Cafés und Yoga-Retreats fliesst entlang der Strassen eine stinkende, braune Brühe durch die Gräben. Müll liegt herum – was im sonst so sauberen Costa Rica wirklich auffällt.
Passend dazu fahren die Taxis hier als Tuk-Tuks durch die Gegend. Willkommen in Costa-Indica.

Tierische Begleiter der etwas anderen Art

Wenigstens auf unsere tierischen Mitbewohner ist Verlass:
Haustier des Tages in Nosara? Kakerlaken.
Haustier der Nacht? Noch mehr Kakerlaken.
An Gesellschaft mangelte es uns definitiv nicht.

Finale mit Rutschen, Buffet und Poolparty

Zum Abschluss unserer Reise gönnten wir uns – ganz im Sinne unseres kleinen Buffet-Liebhabers – eine All-Inclusive-Erfahrung im Norden des Landes.
Ein echtes Resort-Monster mit eigenem Wasserpark (der einzige in ganz Costa Rica!), einer Poolbar und einer Gästemischung, die das USA-Klischee nahezu perfekt erfüllt.
Doch so kitschig das Drumherum auch sein mag – das Resort liegt inmitten unberührter Natur, direkt an einem traumhaften, fast menschenleeren Strand.
Ironischerweise machen die meisten Gäste trotzdem lieber Party am Pool.

Das Spannungsfeld zwischen Natur und Komfort zeigte sich auch auf dem Weg dorthin: Während das Hotel über jeden erdenklichen Luxus verfügt, führt die „Zufahrtsstrasse“ über eine Piste, die diesen Namen eigentlich nicht verdient. In einem Kleinwagen wäre man wohl unrettbar in ein tiefes Schlagloch gefallen und nie mehr herausgekommen.


Fazit:
Nosara hat uns ein bisschen verwirrt zurückgelassen – irgendwo zwischen Surfertraum und Marketingmaschinerie. Und das All-Inclusive-Finale war für uns zwar kein Highlight im eigentlichen Sinne, aber ein stimmiger Abschluss für Alvin, der sich zwischen Wasserrutschen und Pasta-Buffet fühlte wie im Himmel.
Und wir? Wir freuen uns auf unser nächstes Abenteuer – wo immer dieses uns auch hin verschlagen wird.

PS: wir haben euch bei den Fotos auch einen Querschnitt der lokalen kulinarischen Spezialitäten der ganzen vier Wochen eingefügt: viel Früchte (in fester oder flüssiger Form) und Gemüse, Suppen, Fisch und anderes Meeresgetier, Bohnen, Reis, Kartoffeln und immer wieder Hühnchen

Vom Vulkankessel zum Kakaohimmel – Abenteuer zwischen Schlagloch-Rodeo und Schokoladenglück

Die Fahrt von der südlichen Pazifikküste ins Hochland hätte eigentlich gemütlich werden sollen. Eigentlich.
Doch unser Navi hatte andere Pläne – es wollte uns, in seiner grenzenlosen Weisheit, wegen Verkehr auf eine alternative Route schicken. Blöd nur, dass „alternativ“ in Costa Rica manchmal „ungeteert mit 40 cm tiefen Schlaglöchern und sintflutartigem Regen“ bedeutet.
So schaukelten wir durch die Pfützen-Landschaft. Statt 3,5 Stunden dauerte die Fahrt für 150 km fast 5 – willkommen im Abenteuerverkehr.

Thermalträume unter dem Arenal

Unsere Belohnung: eine traumhafte Villa am Fusse des Vulkans Arenal, nur ein paar Meter von der Nationalparkgrenze entfernt – unser Hausberg für die nächsten Tage. Und ja, wir haben einen eigenen „Thermal-Whirlpool“, gespeist von echtem Vulkangrundwasser.
Endlich auch etwas angenehmere Temperaturen – zumindest relativ gesehen: 26 Grad fühlen sich nach tropischem Dauerregen fast wie Frühlingsluft an.

Die Villa steht auf dem Gelände eines Hotelressorts mit tollen Thermalquellen, wilden Rutschen und genug Angeboten, um Kids und Erwachsene gleichzeitig glücklich zu machen – und wir dürfen dies alles mitbenutzen, obwohl wir keine eigentlichen Hotelgäste sind. Luxus mit Abenteueranschluss.

Frösche, Faultiere und ein bisschen Chaos bei der Dschungel-Nachtwanderung

Ein abendlicher Programmpunkt: eine Dschungel-Nachtwanderung. Unser Ziel: endlich die legendären Pfeilgiftfrösche zu sehen – rot, grün, winzig und (sehr) giftig. Dazu gab’s noch Schlangen, Spinnen und ein erstaunlich aktives Faultier.
Leider war unser Guide so gestresst, als müsste er gleich den letzten Bus erwischen, und eine Mitreisende wurde von einer Ameisenarmee belagert. Ganz entspannt war’s nicht – aber spannend allemal.

Schwindelfrei in den Baumwipfeln

Tags darauf besuchten wir den Mistico Park, bekannt für seine spektakulären Hängebrücken. Hoch über dem Dschungel schwebten wir über Schluchten und sahen:

  • eine Greifschwanz-Lanzenotter,
  • eine „Rattenschlange“,
  • noch ein Faultier
  • und ein Motmot – ein bunter Vogel mit Erdloch als Nest, der definitiv den Preis für den kreativsten Wohnsitz gewinnt.

Kurze Strecke, langer Teer

Nach drei Nächten rund um den Arenal stand endlich ein „kurzer Reisetag“ an – nur zwei Stunden Fahrzeit! Dachten wir. Eine halbe Stunde davon verbrachten wir an einer Baustelle, wo der frisch aufgetragene Teer trocknen musste.
Costa-Rica-Zeitrechnung: immer ein bisschen flexibel.

Willkommen im Schokoladenparadies

Unser Ziel: die grösste Kakaoplantage Costa Ricas, gegründet und betrieben von – natürlich – Schweizer Auswanderern. Hier läuft alles nach biologischen Prinzipien, und der Kakao wird entweder vor Ort verarbeitet oder an das Gourmet-Label Felchlin in der Schweiz geliefert.
Während der Führung erfuhren wir, dass der Klimawandel dem Kakaoanbau schwer zusetzt – die Preise für Rohkakao haben sich in den letzten zwei Jahren vervierfacht.

Tubing im Rio Celeste – blaue Strömungen und spontane Faultiersichtungen

Ein weiteres Highlight: Tubing im legendär blauen Rio Celeste.
Im Gummireifen trieben wir durch ruhige Passagen und über Stromschnellen – mit Dschungelblick und gelegentlichen Adrenalinkicks. Wichtigste Regel: Hintern einziehen, Kopf hoch, Beine koordinieren – und dann einfach treiben lassen.
Und am Ende: Faultier Nummer 5, diesmal aus nächster Nähe. Jackpot!

Schokoladenmagie – vom Rösten bis zur Tafel

Bevor wir die Kakaofarm verliessen, durften wir in einem Workshop selbst Schokolade herstellen – vom Rösten der Bohnen über das Mahlen (inkl. „geheimer“ Schältechnik per Ventilator) bis zur Veredelung mit Kakaobutter, Zucker und Milchpulver.
Nach dem Conchieren (14 Stunden Rühren!) wurde die Masse im Eisbad abgekühlt, dann wieder erwärmt – Schokolade ist eben Gefühlssache.
Und endlich konnten wir sie in Tafeln giessen – mit allem als zusätzliche finale Zutat, was das Herz begehrt: Chili, Erdnüssen, Salz, Kokos, Kaffee oder einfach pur.


Fazit:
Costa Rica zeigt sich wieder einmal von all seinen Seiten: Regen und Sonne, Pfeilgiftfrösche und Schlaglochpiste.
Und manchmal führt der Weg zum süssen Glück eben nicht nur durch den Dschungel – sondern auch durch Schlammlöcher, heiße Quellen und eine Extraportion Kakaopaste.

Vom Baumhaus zum Beachhouse – Zwischen Palmenplantagen und Flip-Flops im Dschungel

Die Rückreise aus dem wilden Corcovado war… nennen wir es interessant. Die Flüsse, die wir auf dem Hinweg souverän gemeistert hatten, waren nach weiteren Regengüssen bedrohlich angeschwollen – aber unser „geländegängiger Panzer“ kämpfte sich heldenhaft durch. Kühe, Pferde, Hühner, Leguane und Hunde auf der Strasse sorgten zusätzlich für Slalomtraining deluxe.

Unterwegs stiessen wir auf einen der wenigen unschönen Anblicke in diesem sonst so umweltbewussten Land: riesige Monokulturen mit Ölpalmen. Kilometerlang. Für ein Land, das beim Naturschutz international als Vorreiter gilt, wirken diese Plantagen wie ein Fremdkörper – und erinnern daran, dass selbst im Paradies Kompromisse gemacht werden.

Willkommen im Malibu von Costa Rica

Umso schöner war das Ziel unseres Roadtrips: ein hellblaues Beachhouse direkt an der Küste, ganz im Malibu-Style – mit Pool, Meerblick und Waschmaschine. (Letztere verdient hier definitiv einen Ehrenplatz im Text, nach einer Woche Dschungel und Schlammschlachten – Dauerschwitzen inklusive)

Der Besitzer meinte auf Nachfrage zu Krokodilen in der Nähe nur locker: „Manchmal. Aber meist weit weg.“ Na dann.
Unser neues Haustier war dieses Mal kein Krabbeltier, sondern ein stattlicher Leguan, der regelmässig auf der Terrasse chillte – viel entspannter als die Hausspinne im Baumhaus oder die Kakerlake von Uvita, aber mehr denn je… exotisch.

Manuel Antonio – Wenn Flip-Flops den Dschungel erobern

Ein Tagesausflug führte uns in den berühmten Manuel Antonio Nationalpark. Und ja – der Park ist schön. Die Wege sind gut gepflegt, Tiere lassen sich tatsächlich blicken (wir sahen zum ersten Mal beide Faultierarten und Leguane direkt am Strand!).
Aber wer das echte Costa Rica erleben will, ist hier fehl am Platz. Das „wilde Costa Rica“ reduziert sich in Manuel Antonio auf Flip-Flops, Badeshorts und Fast Food aus der einzigen Snackbar mitten im Park. Einige Wege sind sogar rollstuhlgängig – was grundsätzlich super ist, aber den „Dschungel-Vibe“ etwas relativiert.

Bei jeder Tiersichtung sammeln sich dann bis zu fünf grosse Gruppen mit Guides um ein einzelnes Faultier – alle mit Ferngläsern und Teleobjektiven bewaffnet. Das Gute daran: auch ohne eigenen Guide verpasst man dadurch garantiert keins der Highlights.
Fazit: hübsch, aber auch ein bisschen wie ein tropischer Disneyland-Dschungel.

Zip Coaster – Die erste offizielle Touri-Falle

Zum ersten Mal auf dieser Reise haben wir auch eine waschechte Touri-Falle mitgenommen – und zwar mit Vergnügen: der „Zip Coaster“ ist eine Mischung aus Seilbahn und Achterbahn. Man hängt in einem Geschirr und fliegt in schwingenden Kurven durch die Bäume – ein bisschen wie Tarzan auf Speed.
Dazu gibt’s noch eine Art Fahrradtour in 20 Metern Höhe, bei der man gemütlich durch die Baumwipfel „radeln“ kann. Ziemlich surreal, ziemlich touristisch – aber auch ziemlich lustig.

Krokodile hautnah in Tarcoles

Den Abschluss bildete eine Bootstour auf dem Rio Tárcoles – ein Muss für alle, die Costa Ricas berüchtigte Krokodile nicht nur von der Brücke aus bestaunen wollen. Vom Boot aus ging’s auf Tuchfühlung mit drei eindrucksvollen Exemplaren: zwei riesige Männchen und ein Weibchen.
Einer davon – die Guides nennen ihn liebevoll„Tornado“ – ist stolze 90 Jahre alt und misst rund 5 Meter. Kein Wunder, dass man beim Anblick kurz überlegt, ob man das optionale Schnorchelprogramm im Fluss hier vielleicht doch nochmal überdenkt…


Fazit:
Vom wilden Corcovado über das stylische Beachhouse bis zum Krokodil-Sightseeing: Costa Rica bleibt abwechslungsreich – manchmal wild, manchmal zivilisiert, oft beides zugleich. Und wenn uns eines klar geworden ist: Die wahren Abenteuer warten meist abseits der Flip-Flop-Pfade.

We’re back online (und auf Tour)

Ja, wir leben noch. Und ja – wir schreiben wieder!
Unglaubliche 4,5 Jahre ist es her, seit wir den letzten Blogeintrag veröffentlicht haben. Eine kleine Ewigkeit. In dieser Zeit ist viel passiert. So viel, dass der Blog irgendwann einfach hinten runtergefallen ist – obwohl wir immer wieder daran gedacht haben.

Beruflich hat sich bei uns beiden einiges verändert: Jobwechsel, der Aufbau eines eigenen Therapiezentrums (www.thera-torso.ch), die Gründung des Online-Atemmuskeltraining „Amufit“ (www.amufit.ch), sowie als jüngster Zugang Jennys‘ Beratungsfirma… spannende Sachen eigentlich, aber eben auch: sehr zeitintensiv. Dazu kommt unser kleiner Wirbelwind, der inzwischen gar nicht mehr so klein ist – Alvin ist inzwischen ein richtig grosser Junge, kam in den Kindergarten, und in ein paar Monaten steht schon der Schulstart bevor. Wahnsinn, wie schnell die Zeit vergeht!

Ganz untätig waren wir aber nicht. Auch wenn die grossen Fernreisen ausblieben – Stichwort: empfindliche Kinderohren und Langstreckenflüge – haben wir viele kleinere Trips mit dem Auto unternommen. Und ein Highlight dürfen wir nicht vergessen: den Hochseeschein für Motorboote haben wir auch in der Tasche – inklusive eines traumhaften Abenteuers auf den Seychellen (Fotoblog folgt vielleicht… falls das Interesse gross genug ist!).

Natürlich hat auch die gute alte Pandemie ihre Finger im Spiel gehabt. Covid hat einige Reisepläne durchkreuzt und uns auf Trab gehalten – wie so viele von euch sicher auch.

Aber jetzt ist es soweit: Wir sind zurück. Und wir haben Grosses vor!
Im Frühling gönnen wir uns eine längere Auszeit – bevor Alvin in die Schule kommt – und haben einen mehr als vierwöchigen Roadtrip quer durch Costa Rica geplant. Sonne, Natur, Tiere, Abenteuer – alles dabei.

Neu mit an Bord: die Unterstützung von künstlicher Intelligenz. Die hilft uns dabei, unsere Eindrücke schneller und strukturierter mit euch zu teilen – aber keine Sorge: unsere persönliche Note bleibt natürlich erhalten. Wir sind gespannt, was ihr davon haltet! Für alle, die neu dazugestossen sind als Info bezgl. unserer Aufgabenteilung (und falls ihr „Beschwerden“ oder Anregungen habt): Jenny ist die Fotografin hinter den fantastischen Bildern, Nicola der „Texter“.

Ein weiterer Hinweis betrifft die Fotos mit Kind: aus Gründen des Persönlichkeitsschutzes werdet ihr Fotos mit Alvin eher selten sehen und falls welche drin sind, ist sein Gesicht nicht klar erkennbar.

Nun aber genug der „Zwischengeschichte“: schön, dass ihr (wieder) da seid. Und bleibt dran – bald folgt der erste Reisebericht aus dem Land der Faultiere, Vulkane und Tropenstrände!

Segeltörn Saronischer Golf und Athen by Nicola: göttlich schön

Während Corona den grössten Teil von Europa weiter bzw. wieder im Griff hatte, war Griechenland eines der wenigen Länder, wo man im Oktober ohne Beschränkung hin – und auch ohne Quarantäne wieder zurück – durfte. Und da unser Törn vom Mai auf den Oktober verschoben wurde, durften wir der Kühle des aufziehenden Herbstes entfliehen und noch einmal Temperaturen um die 27 Grad am Tag geniessen (Wassertemperatur: zwischen 21 und 24 Grad).

Die erste Ferienwoche machten wir mit unserem Katamaran und dem – vom letzten Törn bereits bekannten – Skipper Marko den saronischen Golf südlich von Athen unsicher: von der Stadt Methana im Dornröschenschlaf mit ihren heissen Radon-Quellen, über das pittoreske Städtchen Poros, welches durch eine befahrbare Meerenge getrennt ist, bis hin zum notfallmässigen Wechsel des Standplatzes an der Mole in Spetses morgens um 6 Uhr aufgrund 180 Grad gedrehtem Wind wird uns auch dieser Trip gut in Erinnerung bleiben.

Nach Rückgabe unserer schwimmenden Wohnung in Alimos, einem Vorort von Athen, sind wir für fünf Tage in die griechische Mythologie abgetaucht: von unserem Apartment im Zentrum der Altstadt von Athen konnten wir die bedeutendsten Bauten der Antike in maximal 15 Minuten Gehdistanz erkunden. Die Akropolis mit Parthenon, Herodes Atticus- und Dyonisos-Theater, der Zeus-Tempel, die Agora und das Panathenaic-Stadion waren alle nur einen Katzensprung entfernt, was uns bei der Bewältigung der teilweise schnell wechselnden Wünsche unseres Sohnemanns («Uuuusse», wenn wir im Apartment waren; «Ässsseee» kaum sah er das erste Restaurant; «Bett», wenn der Herr kaum draussen wieder rein zum Chillen wollte) doch recht behilflich war. Verbunden mit der kulinarischen Vielfalt, der überdurchschnittlichen Gastfreundschaft und Kinderliebe der Griechen, sowie dem generell entspannten Lifestyle, konnten wir sogar mit Kleinkind diese Grossstadt in vollen Zügen geniessen und es ging schon viel zu früh wieder nachhause.

Segeltörn Nordkroatien und Jesolo by Nicola: alle(s) immer dabei

Nach den allerersten Ferien für Alvin in Korsika im Sommer, stand pünktlich zum ersten Geburtstag ein weiteres Novum auf dem Programm: der erste Segeltörn. Gebucht hatten wir einen Katamaran für eine Woche ab Punat im Norden Kroatiens. Da wir ausserdem über einen auf Familientörns spezialisierten Anbieter gechartert hatten, sind wir davon ausgegangen, dass Schiff, Revier und Skipper auch kinderfreundlich sein würden. Und wir wurden nicht enttäuscht: nach einer langen, von Staus, Unfällen und Nicolas‘ Wutattacken bezgl. italienischem „Fahrstil“ begleiteten Reise über Italien und Slowenien, durften wir unseren Skipper Marko (https://www.deinskipper.at/) begrüssen und unser Boot für die nächste Woche übernehmen. Wobei der Begriff „Boot“ bei einem neuen Katamaran wohl etwas untertrieben ist… „Schwimmende Wohnung mit jedem Komfort“ würde es wohl besser treffen, wenn man neben der Standardausstattung auch einen Geschirrspühler, einen Kaffevollautomaten, Satelliten-TV in Salon und Kajüte (nicht, dass wir den gebraucht hätten), einen speziellen, schiffstauglichen Holzkohlegrill oder so etwas Dekadentes wie eine Eiswürfelmaschine dabei hatten. Ausserdem gab es so viel Platz, dass Alvin seine eigene Kajüte hatte. Damit er in seinen jungen Jahren nicht im Schlaf aus dem Bett fällt und sich am Morgen nicht durch das grosse Doppelbett erschreckt, haben wir sein Baby-Schlafzelt mitgenommen und dieses mit Spanngurten auf der Matratze befestigt. Als Sicherheitsmaterial für Babys haben sich ausserdem das Reisebett (umfunktioniert zum Laufgitter), das an jedem Tisch montierbare Kindersitzchen, sowie die Babyschwimmweste erwiesen. Trotz viel Auslauf auf dem Boot kam es so nie zu brenzligen Situationen und der Kleine konnte sich täglich genug bewegen.

Zum allgemeinen Wohlbefinden und der Erholung hat auch unser Skipper Marko wesentlich beigetragen: geduldig und mit viel Ausdauer hat er uns bezgl. Skills weitergebracht und uns praktisch alle Manöver unter seiner Aufsicht selbst ausführen lassen. Und auch Alvin war von seiner freundlichen und ruhigen Art sehr angetan. An dieser Stelle noch einmal ein herzliches Dankeschön an dich, Marko! Als Randnotiz / Anmerkung: einige der Fotos in Jennys‘ Beiträgen sind auch von Marko und wir dürfen diese mitverwenden.

Etwas Pech hatten wir mit dem Wetter: geregnet hat es zwar selten und grösstenteils schien sogar die Sonne, der liebe Wind aber tat alles andere, als was man für „richtiges“ Segeln gebraucht hätte: vier Tage praktische Windstille waren gefolgt von drei Tagen der gefürchteten Bura/Bora, einem kalten, aus Norden kommendem Fallwind mit Böen von bis zu 250 km/h… mit einem Katamaran oft unmöglich zu segeln. Und so mutierte unser Törn eher zu einem Motorboot-Trip, was dank der abwechslungsreichen Inseln, dem meist spiegelglatten und warmen Meer (wir gingen dreimal baden), der netten Küstenstädtchen und den „Stiegenwirten“ (besitzen ein Restaurant; um Kundschaft anzulocken wurden Bootsstege gebaut, welche man kostenlos über Nacht nutzen darf, wenn man im Lokal isst) aber nicht weiter schlimm war. Und als ob das Wetter unseren Wunsch nach Prüfung der Seetauglichkeit der gesamten Familie gehört hätte, gabs am letzten Tag noch ordentlich Wind (nicht segelbar) und höhere Wellen. Fazit: alle einschliesslich Alvin sind seetauglich, wobei er und Nicola durch das Geschwanke sogar sanft in einen Schlaf gewiegt wurden und einen Teil der Überfahrt verschlafen haben. „Seetaufe“ bestanden, wir segeln als Familie weiter.

Um den Rückweg in Etappen zu unterteilen und noch etwas mediterranes Landleben zu geniessen, haben wir nach dem Törn noch eine Woche Ferien in einem Appartment in Jesolo in der Lagune von Venedig angehängt. Da das Saisonende bereits nahe und das Wetter auch eher nicht mehr für das Baden geeignet war, haben wir die Annehmlichkeiten eines Touristenortes genutzt, Strandspaziergänge und Fahrradtouren gemacht, die zahlreichen Kinderspielplätze erkundet, das örtliche Aquarium besucht oder einfach nur das gute Essen und den Wein genossen. Dank Familienappartment mit getrenntem Schlafzimmer für Alvin und Wohnzimmer ist auch genügend Platz zum Spielen gewesen. Highlight der Woche war sicherlich der Tagesausflug nach Venedig: nimmt man den öffentlichen „Wasserbus“ von Punta Sabbioni aus, kommt man stressfrei direkt zum Markusplatz und fährt dabei erst noch von der schönen Seite der Lagune ein. Wir hatten uns geistig bereits auf die vielseits verwunschenen Touristenhorden in der Lagunenstadt eingestellt, insbesondere da sich an diesem Tag der Herbst von seiner schönsten Seite gezeigt hat. Doch was war denn das? Ja, es waren Leute da und ja, in einigen Gässchen konnte es etwas voller werden aber der Markusplatz selbst war eher spärlich „besiedelt“ und wir konnten sogar spontan den Dogenpalast besuchen, ohne uns anzustellen! Normalerweise soll man hier mehrere Stunden warten müssen. Bei soviel Glück hatten wir auch genug Zeit, um einen Kaffee an der Piazza zu trinken (teuer, dafür kriegt man Livemusik, livrierte Kellner und einen Ausblick auf den Platz geboten), Tauben zu jagen (Alvin), in den Gässchen zu flanieren und uns einen riesen Muskelkater einzufangen (Alvin mitsamt Wagen bei jeder Brücke und Treppe – und davon gibt es in Venedig unzählige – hoch und runter tragen).