Nach unseren schlechten Erfahrungen in der Hauptstadt von Ecuador, hiessen uns die Galapagos-Inseln mit ihrem herrlich warmen Klima, der angenehmen (Meeres-)Höhe, ihren freundlichen Menschen und dem verhältnismässig hohen Standard willkommen. Hätten wir es jedoch lediglich auf diese “normalen” Dinge abgesehen, hätten wir auch auf die Malediven fahren können. Was einen aber vor allem auf die jüngsten Fleckchen Erde der Welt zieht, ist die einzigartige Tierwelt, sowohl über, wie auch unter Wasser! Dank ihrem rein vulkanischen Ursprung, gewissen unvergleichlichen klimatischen Bedingungen und ihrer Abgeschiedenheit, sind die Inseln Heimat von Riesenschildkröten, Iguanas, sehr speziellen Vögeln und zahllosen Fischarten. Damit dies auch weiterhin so bleibt, ist der Zugang zum kleinen Paradies limitiert und streng kontrolliert, was sich natürlich auch entsprechend in den Kosten niederschlägt. So muss man alleine für den Flug mindestens etwa 400.- pro Person berappen und bei Ankunft am Flughafen werden weitere 110 US-Dollar an Eintrittsgebühren für den Nationalpark fällig.Allerdings gibt es für Rucksacktouristen auch gute Neuigkeiten: das Angebot an Hostels und Tagestouren auf und um die wichtigsten vier Inseln (Santa Cruz, San Cristobal, Santa Isabella und Floreana) wird stetig ausgebaut, sodass man nicht mehr von extrem teuren Kreuzfahrten abhängig ist, um die Vielfalt in vollen Zügen geniessen zu können!
Auch wir haben Galapagos mit einer Kombi aus Hostel und Tagestouren bereist und schon während der Gratisführung unseres amerikanischen Hostelbesitzers in Santa Cruz, bei welcher man am Fischerhafen praktisch schon über schwarze Meer-Iguanas (Leguane, welche aussehen, als wären sie direkt der Urzeit entsprungen), knallrote Krebse, Pelikane und Seelöwen stolpert, welche sich vor den Marktständen sonnen oder auf eine Gelegenheit warten, einen Fisch von der Theke zu stibitzen, wurde uns klar, dass Galapagos definitiv eine Reise wert ist!
Dieser Eindruck hat sich auch an unserem zweiten Tag noch verstärkt, als wir eine 9-stündige Schnorcheltour rund um San Crisotbal gebucht haben, bei welcher wir im Rahmen der drei (eisig kalten) Schnorchel-Stopps zahlreiche Meeresschildkröten, Seelöwen (insbesondere die jungen Exemplare sind sehr verspielt und lieben es, mit den Touristen im Wasser Schabernack zu treiben), Adlerrochen, Galapagos-Haie und sogar zwei seltene Hammerhaie sahen! Einfach nur sensationell!
Weil man in einem so vielfältigen Paradies natürlich keinen Tag “verschwenden” darf, gings auch an Tag drei entsprechend mit Programm weiter: ein Taxifahrer, welcher auch als (spanischsprachiger) Tourguide diente, fuhr uns zu den erloschenen Vulkankratern auf Santa Cruz, deren unterirdische Überbleibsel – “Lavatunnel” genannt – und hat bei der letzten Etappe – dem Besuch eines Bauernhofs, auf dessen Grund und Boden sich eine grosse Population der Galapagos-Riesenschildkröte niedergelassen hat – sogar den Fährtenleser gespielt und die behäbigen Riesenviecher im Busch für uns aufgespürt. Speziell diese gewaltigen Tiere haben bei uns einen bleibenden Eindruck hinterlassen: ein paar Zentimeter gross bei Geburt, wachsen die Schildkröten ein (über 200-jähriges) Leben lang und erreichen kurz vor ihrem Tod ein Gewicht von knapp 260 Kilogramm! Dass es bei diesem Gewicht und den kurzen Beinen alles andere als gestresst zugeht, ist wohl selbstredend
Nachdem wir immer nur herumchauffiert worden sind, waren wir ganz froh, dass der nächste Programmpunkt auf Santa Cruz mit einer kleinen Laufeinlage verbunden war. Und als wir schliesslich “Tortuga Bay” – einen perfekten, makellosen weissen Sandstrand – gesehen hatten, waren die Mühen erst recht vergessen! Einziger Wehrmutstropfen: an diesem Strand ist es aufgrund starker Strömungen verboten zu schwimmen. Aber wer will schon baden, wenn man überall im Sand schwarze Iguanas liegen sieht?!
Der nachfolgende Tag brachte die erste Enttäuschung: Wegen einer unfähigen Reiseagentur ging der gebuchte Ausflug auf die Insel “Las Plazas” und nicht wie geplant auf “Seymour Norte”: die berühmten Blaufuss-Tölpel (eine Vogelart mit blauen Füssen, welche angeblich in erster Linie einem Fortpflanzungsritual dienen), sowie die riesigen Fregatt-Vögel sahen wir deshalb (noch) nicht, dafür aber die goldenen/gelben Landiguanas, welche nur auf Las Plazas vorkommen. Und nach einer ordentlichen Schimpftriade beim Veranstalter gabs sogar die Hälfte des Geldes zurück…
Ein völlig unerwartetes Highlight bescherte uns Ann, eine Amerikanerin, welche wir auf der Schnorcheltour kennengelernt haben: als sie hörte, dass Jenny dieser Tage ihren Geburtstag mit einem grossen Sushi-Essen feiern würde, hat sie uns spontan auf eine Party auf einem Segelschiff eines Schweizer Pärchens, dessen weiblicher Part einen Tag später ebenfalls Geburtstag feierte, eingeladen. Da unsere Liebe zum Meer auch auf der Weltreise angewachsen ist und wir uns schon immer gewundert haben, wie es sich auf einer Jacht lebt, haben wir natürlich sofort zugesagt. Sabrina und Patrick – unsere beiden Gastgeber – sind seit über vier Jahren unterwegs und die Stories, welche sie zu erzählen hatten, waren sehr spannend und so völlig anders, als der gängige “Backpacker-Tenor”. Falls ihr beide dies hier lesen solltet: vielen Dank für den unvergesslichen Abend, kommt gut nach Polynesien und jederzeit gerne wieder (evtl. auch in der Schweiz?)!
Unvergesslich war der Abend übrigens auch in anderer Hinsicht: die Überfahrt von Santa Cruz nach Santa Isabella am nächsten Morgen war nämlich nicht nur wegen des starken Wellengangs eine Herausforderung für unsere Mägen Enstprechend froh waren wir, als wir auf der Insel ankamen und das Morgenessen immer noch da war, wo es hingehörte… Immerhin konnten wir uns die nächsten Tage herrlich entspannen, gibt es auf Isabella doch nicht allzu viele Ausflugsziele mit fixem Zeitplan, da die meisten Attraktionen der Insel individuell zu Fuss erkundet werden können: wir besuchten eine Aufzuchtstation für Riesenschildkröten, liefen die ewig langen Strände mit ihren grossen Iguana-Populationen ab und schauten Seelöwen und den Galapagos-Pinguingen (die weitest nördlich lebende Pinguin-Gattung) beim schwimmen zu. Der einzig geführte Ausflug während diesen vier Tagen brachte uns zu kleinen Lavafelsen dicht vor der Küste, welche von “stapelweisen” Iguanas (die Tiere liegen aus Gründen des verminderten Wärmeverlustes tatsächlich des öfteren in mehreren Lagen übereinander) bewohnt und von Weissspitzen-Riffhaien als Versteck vor grösseren Artgenossen genutzt wird. Dafür lassen sich die Raubfische bei Flut in eine flache Lagune spülen, welche bei Ebbe vom Ozean und damit vor den Feinden abgeschnitten ist. Und endlich, endlich gabs auch die heiss ersehnten Blaufuss-Tölpel aus nächster Nähe zu sehen. Mission erfüllt
Zusammenfassend bleibt zu sagen, dass man, sollte man die Möglichkeit dazu haben, die Galapagos-Inseln einmal im Leben gesehen haben muss! Für uns handelte es sich definitiv um eines der Reisehighlights!
Weniger schön gestaltet sich hingegen die Weiterreise: zuerst geht es per Boot zurück nach Santa Cruz, dann mit Taxi, Bus und Boot weiter zum Flughafen, wo wir eine erst gerade neu eingeführte Flughafentaxe berappen mussten (gibt es seit dem 18. Mail; toll ) und ausserdem festgestellt haben, dass wir den Anschluss von Quito nach Lima auf den falschen Tag gelegt haben. Tja und so kamen wir auch nach etwas mehr als einem Jahr Reisezeit noch in den Genuss einer unvergleichlich bequemen Übernachtung auf dem Fussboden des Flughafens in der schrecklichen Stadt Quito! In einigen Stunden haben wir die 30-stündige Wartezeit aber endlich hinter uns und dann heisst es: “Adiós Südamerika, Hóla Karibik!”