und hoffentlich nicht wieder zurück . Als unser Privatjet, Typ Airbus A330-300 (nach unserer Zwischenlandung in Bangkok war das – zuvor randvolle – Flugzeug bis auf insgesamt ca. 15 Personen völlig leer), in der Hauptstadt Indiens gelandet war, wussten wir bereits nach wenigen Stunden, dass dieser Moloch definitiv nicht unser Favorit werden würde. Denn Delhi ist laut, überfüllt, stinkend und mühsam. Die Stadt mag zwar – wenn man sich genügend Zeit und vor allem Geduld nimmt – einiges an Kulturellem zu bieten haben, nachdem wir uns jedoch am ersten Tag mehrere Stunden in berstend vollen U-Bahnen (und mit “voll” meinen wir hier eine völlig neue Dimension, welche nicht einmal in den kühnsten arabischen und chinesischen Wahnvorstellungen erreicht wird; die Abteile sind so überfüllt, dass an der Station Aufseher mit Stockschlägen dafür sorgen, dass alle Leute aus- und möglichst viele einsteigen können) zum Bahnhof und zurückkämpfen mussten (jaaaa, wir durften wieder einmal unserem Lieblingshobby fröhnen und Bahntickets kaufen! Und wir dachten, dass dieser Wahnsinn nach China einfacher ausfallen würde…) und Nicola dabei die ganze Zeit auf Jennys Hintern aufpassen musste, damit dieser nicht einer der zahlreichen Grabsch-Attacken zum Opfer viel (gut, es gibt schlechtere Aufgaben
), hatten wir die Nase gründlich voll und sind den zweiten Tag einfach im Hostel geblieben. Es gab sogar – nach den Überflutungen in China schon zum zweiten Mal – einen Zeitpunkt, zu welchem wir uns ernsthaft überlegt haben, dass Land umgehend wieder zu verlassen.
Da wir uns jedoch bereits vor einem Jahr für die Mitarbeit in einem Hilfsprojekt im Bundesstaat Rajasthan verpflichtet haben und wir nicht zu den Leuten gehören, die sich schnell unterkriegen lassen, haben wir am Morgen des dritten Tages die Zugreise von Delhi nach Jaipur angetreten. Und hier können wir Indien ein erstes Mal loben: Wir sind Fans der indischen Bahn! Man hat sehr viel Beinfreiheit, das ganze wird (zu) gut gekühlt und man wird umfangreich verwöhnt (man erhält Tee und Mahlzeiten serviert und auf Wunsch eine Tageszeitung in Englisch). Natürlich immer unter der Voraussetzung, dass man eine der besseren Klassen wählt (jaja, wir haben aus unseren “chinesischen Erfahrungen” die Lehren gezogen ).
Da uns die Hilfsorganisation auf unsere letzten Mails, welche wir in Hong Kong geschrieben haben, nie geantwortet hat, bestand unsere erste Aufgabe in Jaipur darin, uns zum “Head Office” des “Bhoruka Charitable Trust” – kurz BCT – durchzuschlagen. Diese Hilfsorganisation ist der wohltätige Arm der “Transport Corporation of India” (grösstes Frachtgutunternehmen des Landes) und unterhält eine enge Partnerschaft mit der Universität St. Gallen. Dies ist auch der Grund, weshalb wir uns vor rund einem Jahr für Freiwilligenarbeit in einem Projekt in Bhorugram (Dorf in einer sehr abgelegenen, ländlichen Gegend von Rajasthan) beworben hatten. Dort unterhält BCT – neben einer angeblich sehr bekannten Schule – auch ein grösseres Spital mit 30 Betten für stationäre Patienten, in welchem wir aufgrund unserer Qualifikationen und Interessen gerne ein Projekt durchführen wollten.
So viel also zur Vorgeschichte… Als wir nun aber im Büro in Jaipur angekommen sind, wo wir zuerst den obersten Verantwortlichen der Stiftung treffen sollten, hatten wir den Eindruck, dass keiner mit unserem Erscheinen gerechnet hatte… Dank indischer Improvisationskunst war zwar schnell eine provisorische Unterkunft auf dem Campus des örtlichen Instituts für Gesundheitsmanagement gefunden, die Besprechung mit dem Chef am nächsten Tag war aber extrem kurz und eher ernüchternd, da er nicht wirklich auf uns eingegangen ist und wir den Eindruck hatten, dass noch nie jemand unsere Lebensläufe wirklich gelesen hat (einzige Aussage: “Ah, I remember the nice pictures!”; naja)!
So schnell liessen wir uns dann aber doch nicht entmutigen und konnten noch am Abend desselben Tages mit dem Projektleiter in Bhorugram in das, rund 7 Fahrstunden entfernte, Dorf fahren. Während der Fahrt wurden wir zwar gut versorgt, mit uns gesprochen oder sich auch nur vorgestellt hat sich der gute Mann jedoch nicht. Auch unser riesiger Bungalow in Bhorugram (zwei Schlafzimmer, zwei Duschen, zwei Toiletten, eine Küche und ein Vorraum) haben bei uns nicht den Anschein gemacht, als wäre jemand über unser Kommen informiert worden: alles lag unter einer monatealten Sandschicht und war bevölkert von Insekten der unterschiedlichsten Gattungen… Da am nächsten Tag Sonntag war und nicht gearbeitet wurde, hatten wir aber genug Zeit, um zu putzen Ausserdem liessen wir uns von einem sehr netten, jungen Angestellten noch das Spital zeigen und waren bei dessen Anblick – gelinde ausgedrückt – nicht erfreut… Stationäre Patienten gibt es hier schon lange keine mehr, geschweige denn die erwähnten 30 Betten! Auch das tägliche (ambulante) Patientenaufkommen beläuft sich nach Angaben der zuständigen Ärztin auf maximal 8 (!!!) Personen. Aha…
Wären wir nicht so sture Böcke bzw. Kämpfernaturen, hätten wir auch gleich noch den Montag freinehmen können, da wir vom lokalen Management weiterhin nichts hörten. Da wir jedoch nicht zum Spass hier sind, haben wir den zweiten Arzt hier kontaktiert, welcher jeden Tag mit der sog. “Mobile Medical Unit” – kurz MMU – von Dorf zu Dorf fährt, um der Landbevölkerung zu helfen. Auf unsere Anfrage hin hat er uns mitgeteilt, dass seiner Ansicht nach auf dem Land sehr wohl ein Bedürfnis für physiotherapeutische Dienstleistungen besteht. Also sind wir mit ihm mitgefahren und haben uns den ganzen Tag lang seine “Sprechstunde” (geschieht hier meist im Kindergarten des Dorfes und alle Einwohner schauen zu) angeschaut. Jennys’ Beobachtungen bestätigten, dass aufgrund lokaler Verhaltensweisen (Sitzhaltung am Boden, Rauchen) tatsächlich ein Bedürfnis für simple Atemtherapie-, sowie Knieübungen besteht. In unseren Köpfen entstand entsprechend schon ein Konzept (welches, verraten wir an dieser Stelle jedoch noch nicht, da noch zu viele Dinge unsicher sind…).
Am Dienstag war es dann (endlich) soweit und wir wurden ins Büro des “Managers” bestellt. Wir stellten ihm – im Beisein des “Landarztes” – unser Konzept und dessen Nutzen vor. Der Arzt war begeistert, den Manager hat es nicht interessiert, da er eher von Jenny über mögliche Lösungen für seine eigenen Leiden informiert werden wollte! Nachdem uns dann am selben Tag vom Manager eine simple Bitte abgelehnt wurde (wir waren wieder mit der MMU unterwegs in einem 15 Minuten entfernten Dorf; nach zwei Stunden waren wir mit unseren Beobachtungen fertig und fragten, ob uns der Fahrer zurückfahren könnte, damit wir nicht 5 Stunden warten müssten; da jegliche Fahrten bewilligungspflichtig sind, mussten wir den Manager kontaktieren; und er lehnte ab!) hat es uns gereicht: wir verfassten ein sehr wütendes Mail an das oberste Management, in welchem wir auch unser Konzept erläuterten und setzten ein Ultimatum: entweder wir würden in Zukunft alle benötigten Ressourcen erhalten oder aber am nächsten Tag unsere Sachen packen! Obwohl wir nicht damit gerechnet hatten, erreichte uns am nächsten Morgen eine schriftliche und telefonische Entschuldigung des Managements in Jaipur und die Zusage der benötigten Ressourcen…
Wir sind nun dabei, unser Konzept im Detail auszuarbeiten. Sollten wir in der nächsten Zeit wirklich alle gewünschte Unterstützung erhalten (wir sind da noch etwas skeptisch), werdet ihr erst in einigen Wochen wieder von uns hören, wenn das Projekt abgeschlossen ist. Ansonsten bereits wieder früher und von einem anderen Ort