Die Fahrt von der südlichen Pazifikküste ins Hochland hätte eigentlich gemütlich werden sollen. Eigentlich.
Doch unser Navi hatte andere Pläne – es wollte uns, in seiner grenzenlosen Weisheit, wegen Verkehr auf eine alternative Route schicken. Blöd nur, dass „alternativ“ in Costa Rica manchmal „ungeteert mit 40 cm tiefen Schlaglöchern und sintflutartigem Regen“ bedeutet.
So schaukelten wir durch die Pfützen-Landschaft. Statt 3,5 Stunden dauerte die Fahrt für 150 km fast 5 – willkommen im Abenteuerverkehr.
Thermalträume unter dem Arenal
Unsere Belohnung: eine traumhafte Villa am Fusse des Vulkans Arenal, nur ein paar Meter von der Nationalparkgrenze entfernt – unser Hausberg für die nächsten Tage. Und ja, wir haben einen eigenen „Thermal-Whirlpool“, gespeist von echtem Vulkangrundwasser.
Endlich auch etwas angenehmere Temperaturen – zumindest relativ gesehen: 26 Grad fühlen sich nach tropischem Dauerregen fast wie Frühlingsluft an.
Die Villa steht auf dem Gelände eines Hotelressorts mit tollen Thermalquellen, wilden Rutschen und genug Angeboten, um Kids und Erwachsene gleichzeitig glücklich zu machen – und wir dürfen dies alles mitbenutzen, obwohl wir keine eigentlichen Hotelgäste sind. Luxus mit Abenteueranschluss.
Frösche, Faultiere und ein bisschen Chaos bei der Dschungel-Nachtwanderung
Ein abendlicher Programmpunkt: eine Dschungel-Nachtwanderung. Unser Ziel: endlich die legendären Pfeilgiftfrösche zu sehen – rot, grün, winzig und (sehr) giftig. Dazu gab’s noch Schlangen, Spinnen und ein erstaunlich aktives Faultier.
Leider war unser Guide so gestresst, als müsste er gleich den letzten Bus erwischen, und eine Mitreisende wurde von einer Ameisenarmee belagert. Ganz entspannt war’s nicht – aber spannend allemal.
Schwindelfrei in den Baumwipfeln
Tags darauf besuchten wir den Mistico Park, bekannt für seine spektakulären Hängebrücken. Hoch über dem Dschungel schwebten wir über Schluchten und sahen:
- eine Greifschwanz-Lanzenotter,
- eine „Rattenschlange“,
- noch ein Faultier
- und ein Motmot – ein bunter Vogel mit Erdloch als Nest, der definitiv den Preis für den kreativsten Wohnsitz gewinnt.
Kurze Strecke, langer Teer
Nach drei Nächten rund um den Arenal stand endlich ein „kurzer Reisetag“ an – nur zwei Stunden Fahrzeit! Dachten wir. Eine halbe Stunde davon verbrachten wir an einer Baustelle, wo der frisch aufgetragene Teer trocknen musste.
Costa-Rica-Zeitrechnung: immer ein bisschen flexibel.
Willkommen im Schokoladenparadies
Unser Ziel: die grösste Kakaoplantage Costa Ricas, gegründet und betrieben von – natürlich – Schweizer Auswanderern. Hier läuft alles nach biologischen Prinzipien, und der Kakao wird entweder vor Ort verarbeitet oder an das Gourmet-Label Felchlin in der Schweiz geliefert.
Während der Führung erfuhren wir, dass der Klimawandel dem Kakaoanbau schwer zusetzt – die Preise für Rohkakao haben sich in den letzten zwei Jahren vervierfacht.
Tubing im Rio Celeste – blaue Strömungen und spontane Faultiersichtungen
Ein weiteres Highlight: Tubing im legendär blauen Rio Celeste.
Im Gummireifen trieben wir durch ruhige Passagen und über Stromschnellen – mit Dschungelblick und gelegentlichen Adrenalinkicks. Wichtigste Regel: Hintern einziehen, Kopf hoch, Beine koordinieren – und dann einfach treiben lassen.
Und am Ende: Faultier Nummer 5, diesmal aus nächster Nähe. Jackpot!
Schokoladenmagie – vom Rösten bis zur Tafel
Bevor wir die Kakaofarm verliessen, durften wir in einem Workshop selbst Schokolade herstellen – vom Rösten der Bohnen über das Mahlen (inkl. „geheimer“ Schältechnik per Ventilator) bis zur Veredelung mit Kakaobutter, Zucker und Milchpulver.
Nach dem Conchieren (14 Stunden Rühren!) wurde die Masse im Eisbad abgekühlt, dann wieder erwärmt – Schokolade ist eben Gefühlssache.
Und endlich konnten wir sie in Tafeln giessen – mit allem als zusätzliche finale Zutat, was das Herz begehrt: Chili, Erdnüssen, Salz, Kokos, Kaffee oder einfach pur.
Fazit:
Costa Rica zeigt sich wieder einmal von all seinen Seiten: Regen und Sonne, Pfeilgiftfrösche und Schlaglochpiste.
Und manchmal führt der Weg zum süssen Glück eben nicht nur durch den Dschungel – sondern auch durch Schlammlöcher, heiße Quellen und eine Extraportion Kakaopaste.










