Lappland by Nicola: Es werde Licht…oder vielleicht auch nicht

Und endlich sind wir wieder unterwegs! Wer nun denkt, dass wir unsere Zelte in der Schweiz abgebrochen und uns zu einer weiteren Weltreise aufgemacht haben, liegt falsch – die Weltreise ist definitiv (leider) vorbei. Trotzdem haben wir ja ab und zu “normale” Ferien (knapp fünf Wochen pro Jahr, um genau zu sein), welche fleissig genutzt werden wollen, um weitere Orte zu erkunden.

Da wir im Laufe der Weltreise vornehmlich Länder mit gemässigten bis warmen Temperaturen besucht haben, sollte es dieses Mal in einen lebensfeindlicheren Teil unserer schönen Erde gehen. Und weil wir noch nie Polarlichter gesehen haben, fiel spontan der Entscheid, Neujahr in Saariselkä zu verbringen. Was, noch nie gehört? Diese 1’200 Kilometer nördlich von Helsinki gelegene Metropole im finnischen Lappland hat (angeblich) 11 Skipisten (alle am gleichen Hügel, welcher ganze 718 Meter hoch ist), einen Laden und einen Bankomaten und beherbergt mehrere 100’000 Einwohner. Allerdings haben 99.99% davon vier Beine und tragen Pelz und Geweih. Die 311 verbleibenden Zweibeiner leben vor allem vom Tourismus (der Ort hat mehr als 10’000 Betten), etwas Rentierzucht und der Fischerei. Die “Lappen” bzw. “Samen” genannte Bevölkerung ist im Schnitt sehr gross gewachsen, hat dunkles Haar, blaue Augen und spricht ein gewöhnungsbedürftiges (aber grammatikalisch sehr gutes) Englisch, welches ähnlich betont wird, wie die lokal gesprochene Sprache. Es sind eher zurückhaltende Menschen, jedoch äusserst freundlich und hilfsbereit, was doch erstaunlich ist, wenn man bedenkt, dass sich die Sonne während einem grossen Teil der Wintermonate wenig bis gar nie zeigt. Zumindest Nicola wäre in dieser Gegend ein miserabler Gastgeber, war er doch schon nach knapp einer Woche Aufenthalt mit “Sonnenentzug” teilweise so unausstehlich, wie ein junger Husky dessen Schlitten gebremst wird 🙂

Statistisch gesehen sollte es zwischen Dezember und Januar auch etwas kühler werden (so um die minus 30 Grad). “Leider” war die Eiszeit einige Tage vor unserer Ankunft (es hatte anscheinend sogar minus 42 Grad) bereits vorbei und wir verbrachten die Zeit bei warmen minus 15 bis minus 8 Grad! Da war die im Hotelzimmer integrierte Privatsauna ja fast überflüssig! Immerhin konnten wir darin die eingenommen Kalorien des exzellenten lappischen Essens (Rentier, Lachs, Weissfisch, etc.) wieder abschwitzen. Generell ist diesbezüglich zu erwähnen, dass die Mahlzeiten hier unsere Erwartungen immer übertroffen haben, sind doch auch so einfache Gerichte wie Pizza und Hamburger dank der Verwendung von lokalen Zutaten wie Rentierfleisch oder Lachs immer mit einem “Spezialitäten-Touch” versehen. Da die wirklich exklusiven Gerichte auch entsprechend kosten (ein klitzekleines Rentierfillet kostet im Restaurant ohne Beilagen 32 Euro), kam uns das Silvesterbuffet wie gerufen, da dort zahlreiche lokale Leckereien inbegriffen waren! Dank diesem Umstand konnten wir auch darüber hinwegsehen, dass sowohl die Finnen, wie auch die anderen Touristen definitiv nicht zur Gattung “Partytier” gehören und wir am Neujahrabend um 21:00 (!!!) bereits die letzten im Restaurant waren.

Da die nordischen Tage innerhalb des Polarkreises wie bereits erwähnt nicht zu den längsten gehören – Tageslicht in Form von Dämmerung gibt es während knapp vier Stunden, die Sonne zeigt sich nie – will das Sightseeing-Programm gut geplant sein. Und so haben wir am ersten Tag des neuen Jahres den unglaublich hohen Gipfel des Skigebietes bei eisigem Wind mit Schneeschuhen erklommen. Dieser vermittelte uns aufgrund seiner Kargheit und der vorherrschenden Sturmböen etwas das Gefühl, auf einer Expedition zum Nordpol zu sein. Etwas weniger kalt und anstrengend ging es am nächsten Tag bei einer Schneemobilausfahrt zu einer Rentierfarm zu und her. Mit motorradähnlichem Feeling und Hand- und Fussheizung düsten wir durch die wunderschöne Winterlandschaft, ab und zu nur ausgebremst durch Japaner, welche wohl “vorsichtig Fahren” mit Tempo 10 gleichgesetzt haben 😉

Auch der Ausflug am nächsten Tag war mit den Schneemobilen. Dieses Mal ging es jedoch an einen nahegelegenen See zum Eisfischen. Was aufregend klingt, ist zu Beginn anstrengend (Loch bohren), dann langweilig (warten, warten, warten) und in unserem Fall zuletzt frustrierend, weil trotz “Stereofischens” von Nicola keiner angebissen hat. Hungern mussten wir trotzdem nicht, hatte unser Guide doch “zufälligerweise” ein paar lappische Würste (Mischung aus Schweine- und Rindfleisch) im Gepäck, welche er uns am Lagerfeuer servierte. Ein Schelm wer denkt, dass in dem See gar keine Fische leben…

Die leckeren Würstchen sollten wir übrigens nicht zum letzten Mal gegessen haben, wurden sie doch auch auf einer abendlichen Tour zum Auffinden von Nordlichtern serviert. Gehört hier wohl zum Standardprogramm für Touren, deren “Ziel” nicht erreicht wurde: Nordlichter haben wir nämlich keine gesehen, da es bewölkt war und geschneit hat 😦

Das Wetterglück war uns – abgesehen davon, dass es nicht ganz so kalt war – sowieso nicht hold, haben wir doch während den gesamten sechs Tagen kein einziges Polarlicht gesehen! Dafür wurden wir jedoch auch am letzten Tag mit einer exzellenten Tour entschädigt: mit sechs “HS” (Hundestärken) ging es für vier Stunden durch die verschneite Heimat von “Santtichlaus”. Abgerundet wurde das Programm mit einer vorzüglichen Lachssuppe und dem Halten der kleinen Huskies. Ein Bubentraum von Nicola ist in Erfüllung gegangen.

Und so können wir abschliessend trotz unerfüllter “Hauptmission” das Abenteuer Lappland sehr empfehlen. Und auch die stetige Dunkelheit macht das Erlebnis ganz speziell, auch wenn wir nun froh sind, die Sonne seit einer Woche wieder einmal zu sehen.

2 Gedanken zu „Lappland by Nicola: Es werde Licht…oder vielleicht auch nicht

  1. Schöner Bericht von eurer „Expedition“ in den hohen Norden.
    Gerne hätten wir jetzt ein paar Eiswürfel aus Saariselkä um unsere Drinks hier in Puerto Iguazú besser kühlen zu können (30 Grad!) 🙂
    Viele Grüsse aus Argentinien
    Stella & Andres

    • Hallöchen ihr beiden. Jetzt reichts aber mit Aussagen über euer herrliches Traveler-Leben in warmen Gefilden! Sonst platze ich ja vor Neid! Das Einzige, was hier 30 Grad oder mehr hat, ist der Kaffee aus der Maschine 🙂
      Viel Spass in Argentinien und geniesst ein Steak für mich!

      Gruss Jenny & Nicola

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