Manche Orte sind so abgelegen, dass man sich fragt, ob die Anreise wirklich sein muss. Und ja – sie muss. Auch wenn die letzten 40 Kilometer schlappe zwei Stunden dauern, die Strasse immer wieder in Schlaglöcher übergeht und man plötzlich Flüsse statt Brücken überquert. Gleich zwei Mal. Aber psst… bitte nicht der Autovermietung verraten. Unser Mitsubishi Montero Sport 4×4 hat das locker gemeistert – ganz ohne Schnorchel, aber mit viel Gelassenheit.
Unser Ziel: eine Ecolodge in der Nähe von Rincón de San Josecito – mit einem echten Dschungelhaus auf Stelzen als Unterkunft. Vom Parkplatz aus geht’s nochmal 20 Minuten zu Fuss am Strand entlang. Und ja: mit Gepäck. Wer es etwas „luxuriöser“ mag, gönnt sich so wie wir gegen Aufpreis einen Träger, der einem ein Gepäckstück abnimmt. Sportlich blieb es mit den anderen Rucksäcken allemal.
Die Lodge selbst ist ein kleines Naturparadies: üppiger Dschungelgarten, Meeresrauschen, Vogelgezwitscher – und eine ganze Horde Kapuzineraffen, die hier offenbar das Hausrecht haben. Jenny hat das bei einem Foto-Versuch fast am eigenen Leib erfahren – Stichwort: vom Affen gebissen
Crash mit der Palme & tropische Sturmnächte
Am ersten Abend versuchte Alvin ein Wettrennen mit unserer Drohne zu veranstalten – sportlicher Ehrgeiz gepaart mit Entdeckergeist. Blöd nur, dass die Drohne im Sportmodus nicht bremst. (Was man halt so erst rausfindet, wenn es zu spät ist.) Ergebnis: eine spektakuläre Kollision mit einer Palme und anschließender Notlandung im Sand. Diagnose: ein paar Kratzer, aber noch flugtauglich. Glück gehabt.
Weniger Glück hatten wir mit dem Wetter. In der ersten Nacht zog ein ordentlicher Tropensturm auf – mehr als 25 mm Regen pro Stunde, Blitze, Donner und eine Dschungelkulisse wie aus Jurassic Park. Am nächsten Morgen waren selbst die schmalen Wege zur Lodge unter Wasser – wir fühlten uns eher wie in einem Survival-Camp als in einer Ecolodge.
Die geplante Schnorcheltour fiel buchstäblich ins Wasser, also machten wir uns zu Fuss auf zum einzigen Strand, an dem man angeblich gefahrlos baden kann. Angeblich. Nach der Sturmnacht war die Strömung so stark, dass selbst Erwachsene mit Rucksack beim Einsteigen der in der „geschützten Bucht“ landenden Boote von den Füssen gerissen wurden. Wir haben da lieber auf ein Bad verzichtet.
Generell gilt hier das Motto: Man ist nur einmal am Tag nass – entweder es regnet, man schwitzt oder wird auf dem Boot komplett nass. Dry Bags sind daher unsere neuen besten Freunde.
Einheimisches Essen, kinderliebende Köchinnen und ausverkauftes Bier
Kulinarisch war’s trotzdem top – einfach, aber frisch und mit Liebe zubereitet. Für unseren kleinen Gourmand Alvin bedeutete das allerdings eine echte Umstellung. Pizza und Pasta? Fehlanzeige. Aber mit seinem Charme wickelte er die Köchin schnell um den Finger – und bekam schon bald Burritos mit Hackfleisch statt Fisch. Verhandlungserfolg auf costaricanisch.
Weniger erfolgreich: unsere Bierbeschaffung. Der Bier-Laster schaffte es wegen des Regens mehrere Tage nicht zur Lodge.
Diebische Affen & andere Gefahren von oben, unten und überall
Die Affen sind hier nicht nur niedlich – sie sind auch clever. Während einer sich mit süssen Posen vor Nicolas‘ Kameralinse in Szene setzte, versuchten seine Komplizen hintenrum unseren Rucksack zu klauen. Zum Glück war der festgebunden – sonst hätten wir ihnen wohl auch noch unsere Snacks gespendet.
Und Vorsicht ist in alle Richtungen geboten:
- Von oben drohen Kokosnüsse und Affen,
- von unten Schlangen und Ameisen,
- und aus dem Himmel kommen die verschiedensten Moskitos, sowie Gewitterblitze mit Donnerhall.
Corcovado & Isla Caño – Naturwunder hautnah
Ein absolutes Highlight war unser Ausflug in den legendären Corcovado Nationalpark. Nach einer Stunde Bootsfahrt stiegen wir mit unserem privaten Guide (Pflicht mit Kind) in den Dschungel. Die etwa 3–4-stündige Wanderung führte uns mitten hinein in eine der artenreichsten Regionen der Welt.
Unsere „Big Five“ dort:
- ein Tapir im Unterholz,
- eine ganze Familie von süssen Nasenbären,
- eine Lanzenotter – eine der gefährlichsten Schlangen Costa Ricas (unbehandelt nach 3-4h tödlich),
- ein träge herumdümpelnder Kaiman
- und natürlich jede Menge Affen und exotische Vögel.
Zwei Tage später ging es dann doch noch zur Isla Caño – einer kleinen Insel im Pazifik, bekannt für ihre Unterwasserwelt. Zwei Schnorchelgänge, eine kleine Pause direkt auf der Insel und Mittagessen an „unserem“ Strand bei San Josecito. Wir schwammen mit Meeresschildkröten, begegneten kleinen Haien und sahen einen Schwarm jagender Snapper – ein echtes Naturschauspiel!
Fazit:
Die Osa – Halbinsel und der Corcovado-Nationalpark sind keine Orte, die man „einfach mal so“ mitnimmt. Die Anreise ist lang, das Wetter unberechenbar, und man teilt sein Revier mit allerlei wilden Bewohnern. Aber genau das macht den Reiz aus. Für uns war es einer der intensivsten und gleichzeitig schönsten Stopps auf unserer Costa-Rica-Reise. Und: wir haben überlebt – d.h. Mensch und Technik (Drohne, Kamera, Handy, etc.). Und das zählt ja auch 😉






